Ständehaus-Treff „Programmieren kann lustig sein“

Düsseldorf · Beim Ständehaus-Treff sprach Vodafone-Chef Hannes Ametsreiter über den Ausbau des 5G-Netzes, warum er den chinesischen Netzwerkausrüster Huawei nicht ausschließen würde – und über seinen Lieblingsort an Wochenenden.

Ständehaus-Treff: Vodafone-Chef Hannes Ametsreiter spricht über die Digitalisierung
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Vodafone-Chef Hannes Ametsreiter beim Ständehaus-Treff in Düsseldorf

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Foto: Bretz, Andreas (abr)

Tempo liebt Hannes Ametsreiter privat, auf Tempo setzt er auch im Job. Das unterstrich der Chef von Vodafone Deutschland als Gast beim Ständehaus-Treff in Düsseldorf am Montagabend. So erzählte der gebürtige Salzburger im Gespräch mit Michael Bröcker, Chefredakteur der „Rheinischen Post“, wie sehr er seit Jahrzehnten das Skifahren liebt – er arbeitete sogar früher als Ausbilder von Skirennfahrern und verbringt aktuell fast jedes Wochenende mit Ehefrau Marie-Helene und den zwei Töchtern in den Alpen in Kitzbühel.

Im Beruf bedeutet Tempo für Ametsreiter vorrangig, dass er seit Amtsantritt vor dreieinhalb Jahren für die „Gigabit-Gesellschaft“ eintritt. Deswegen spricht er sich jetzt auch dafür aus, die richtigen Rahmenbedingungen zum Aufbau der künftigen 5G-Netze zu schaffe. „Wir brauchen nicht 5G an jeder Milchkanne“, sagte er zu der Forderung, flächendeckend 5G auszurollen. Tatsächlich wolle Vodafone jetzt erst einmal die jetzigen LTE-Netze deutlich weiter in der Fläche ausbauen, während 5G anfangs vorrangig ein Thema für die Industrie sei: „Wir brauchen mehr Innovationen.“

Gleichzeitig lehnte er einen Ausschluss des chinesischen Netzwerkausrüsters Huawei beim Ausbau des 5G-Netzes ab – obwohl die USA nun angeblich sogar damit drohen, die Geheimdienst-Kooperation mit Deutschland zu beschränken, falls die Bundesregierung Huawei die Mitarbeit am Aufbau des deutschen 5G-Netzes gestattet. Das berichtete das „Wall Street Journal“ am Montag. Ametsreiter plädierte für ein anderes Vorgehen: „Es wäre Zeit, eine europäische Antwort zu finden: Bei jedem Infrastruktur-Lieferanten sollte es einen Passus in den Verträgen geben, dass bei einem Verstoß sämtliche Investitionen in jedem EU-Land zurückgezahlt werden müssten.“ Ametsreiter geht davon aus, dass solche Millionen- oder Milliardenstrafen abschreckend genug wirken würden.

Der Chef von 13.500 Mitarbeitern erklärte auch, warum Vodafone gegen die vorgesehenen Auflagen für den Aufbau der 5G-Netze klagt: Sie würden die Unternehmen überfordern. Und es sei weiterhin unklar, ob den drei nationalen Netzbetreibern Telekom, Vodafone und Telefónica eine Entwertung ihrer Ausgaben für 5G droht, falls sie dem Wettbewerber United Internet ihre Netze auf dem Land günstig zur Verfügung stellen müssen. „Wenn jemand selber in ein Netz investiert, dann habe ich Respekt davor. Aber wenn er nur wenig investiert, dann habe ich da weniger Respekt vor. Man muss dafür sorgen, dass man gerne investiert.“

Der Staat habe den Mobilfunkern im Jahr 2000 rund 50 Milliarden Euro für die UMTS-Lizenzen abgenommen, genau dieses Geld habe gefehlt, um schnell die Infrastruktur auszubauen. „Man kann das Geld nur einmal ausgeben.“ Eher amüsiert reagierte er, als Chefredakteur Bröcker erzählte, er habe im Telekom-Netz ausgerechnet in der Nähe des Vodafone-Campus in Düsseldorf-Heerdt oft Funkprobleme. „Das wusste ich nicht. Ich nutze nicht so oft Telekom-Sim-Karten.“

Der 52-Jährige forderte, dass die Schulen mehr auf die digitale Welt vorbereiten. Seine elfjährige Tochter habe bei einem Aufenthalt in Kalifornien bereits Programmieren („Coding“) gelernt. „Das war auch Urlaub. Die haben ein Videospiel programmiert. Coding kann lustig sein.“

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