„Haben es nicht hingekriegt“ DSV-Männer mit historischer Pleite bei Biathlon-WM

Oberhof · Die deutschen Biathlon-Männer erleben bei der Heim-WM eine historische Enttäuschung. Johannes Thingnes Bö verpasst sein sechstes Gold.

Benedikt Doll aus Deutschland in Aktion auf der Strecke.

Benedikt Doll aus Deutschland in Aktion auf der Strecke.

Foto: dpa/Hendrik Schmidt

Benedikt Doll stand kopfschüttelnd und pitschnass im strömenden Regen von Oberhof. Der Frust über eine verkorkste WM war dem Routinier deutlich anzumerken - auch der aufmunternde Beifall von 23.500 Fans in der ausverkauften Arena am Rennsteig war nach einem indiskutablen 26. Platz im Massenstart nur ein schwacher Trost.

Überhaupt erlebten die deutschen Männer bei der Heim-WM in Oberhof eine historische Pleite. Erstmals seit 1969 gab es bei den Titelkämpfen für die erfolgsverwöhnten Skijäger des Deutschen Skiverbandes (DSV) keine Medaille. Zwar hatte es auch 1976 keine WM-Medaille für Deutschland gegeben, damals fand aber im Olympia-Jahr keine richtige Weltmeisterschaft statt. Nur im Sprint wurde der Sieger von Antholz zum Weltmeister gekürt, weil der Sprint damals noch nicht Teil des olympischen Programms war. Gold, Silber und Bronze im Sprint gingen damals an Biathleten der Sowjetunion.

Beim abschließenden Rennen in diesem Jahr in Oberhof über 15 km war Justus Strelow als 13. noch bester DSV-Athlet. Schon in der Staffel am Samstag hatte das DSV-Team auf Rang fünf die hohen Erwartungen nicht erfüllen können.

„Es waren sehr viele Tiefs dabei, wenig Hochs. Wir haben es am Ende nicht hingekriegt“, sagte Doll selbstkritisch. „Bei einer WM zählen nun mal Medaillen. Es ist schon die eine oder andere Baustelle da“, ergänzte Legende Laura Dahlmeier im SID-Interview.

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Die Highlights setzten andere: Vor allem Johannes Thingnes Bö, auch wenn er sich zum Abschluss im Massenstart überraschend den beiden Schweden Sebastian Samuelsson und Martin Ponsiluoma geschlagen geben musste. Dennoch: Der 29 Jahre alte Norweger war mit fünfmal Gold, einmal Silber und einmal Bronze der überragende Athlet von Oberhof. Am Samstag hatten die starken Franzosen den Überflieger in der Staffel schon geärgert.

Besser lief es in den Tagen von Oberhof für die deutschen Frauen. Am Samstag holte die Staffel mit Denise Herrmann-Wick, Vanessa Voigt, Hanna Kebinger und Sophia Schneider unter dem ohrenbetäubenden Lärm der Fans hinter Überraschungs-Weltmeister Italien Silber. „One team - one dream“, sagte Kebinger.

„Ich bin überglücklich und eine stolze Mama. Für diese Teammedaille kämpft man das ganze Jahr, das war das große Ziel. Wir haben uns nicht verunsichern lassen“, ergänzte Herrmann-Wick strahlend. Für die Olympiasiegerin war es nach Gold im Sprint und Silber in der Verfolgung bereits die dritte WM-Medaille, ihre neunte insgesamt.

Die Männer hatten in der Staffel bei der Wind-Lotterie von Oberhof dagegen eine Niete gezogen. Fünf Strafrunden waren bei zum Teil kräftigen Böen und Nieselregen zu viel. „Klar sind wir enttäuscht. Es war auch ein bisschen Pech dabei. Es waren sehr widrige Bedingungen“, so Doll, „aber die anderen haben sich darauf besser eingestellt.“

(sid/stja)
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