Biathlon-WM in Oberhof Strelow springt ein und liefert ab

Oberhof · Biathlet Justus Strelow sollte bei der WM im schweren Einzel eigentlich geschont werden. Dann musste der 26-Jährige doch an den Start. Weltmeister Johannes Thingnes Bö kann er auf der Strecke nur hinterher schauen, trotzdem liefert er ein Top-Ergebnis ab.

Justus Strelow  kam im schweren Einzelrennen bei der WM in Oberhof doch noch zum Einsatz.    Foto: Hendrik Schmidt/dpa

Justus Strelow  kam im schweren Einzelrennen bei der WM in Oberhof doch noch zum Einsatz. Foto: Hendrik Schmidt/dpa

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Eigentlich sollte Justus Strelow bei der Biathlon-WM in Oberhof am Dienstag eine Pause bekommen. Die Trainer hatten sich nach der Verfolgung entschieden, den jungen Athleten für die weiteren Wettkämpfe zu schonen und ihn nicht in das schwere Einzelrennen über 20 Kilometer zu schicken. Philipp Nawrath rückte für den 26-Jährigen in das fünfköpfige deutsche Aufgebot.

Bei einer WM müsse man „clever agieren“, sagte DSV-Sportdirektor Felix Bitterling. Strelow habe zwei tolle Rennen gemacht. Im Sprint war er Zwölfter, in der Verfolgung Elfter geworden. „Wir haben mit ihm bei dieser WM aber noch das eine oder andere vor, und man hat gestern schon gesehen, dass es Ermüdungserscheinungen gibt. Deswegen denken wir, dass ihm eine Pause gut tut“, erklärte Bitterling die Entscheidung noch am Montag.

Am Tag des Einzelrennens war das dann aber alles hinfällig. Johannes Kühn musste krank für das Rennen absagen, Strelow stand damit wieder auf der Startliste und hatte die nächste Chance, auf sich aufmerksam zu machen. Die nutzte er. Mit Rang 13 verpasste er die Top Ten wieder nur knapp. Mit Startnummer neun ging er ins Rennen. Knapp vor Weltmeister Johannes Thingnes Bö (11). Die erste Runde lief der Sachse gute Zeiten. Im Schießen blieb er fehlerfrei. Bö musste er jedoch früh an sich vorbeiziehen lassen. „Ich habe kurz rübergeguckt. Ich weiß, dass ich da nicht mitlaufen kann. Es ist beeindruckend, was er leisten kann“, sagte Strelow über die Szene. Bei den Zwischenzeiten blinkte sein Name auch in Runde drei und vier aber weiterhin unter den ersten Fünf auf – weil der Deutsche auch im zweiten und dritten Schießen alle Scheiben traf. Auf der Strecke wuchs allerdings wie erwartet der Abstand zu Bö, Quentin Fillon Maillet oder Sturla Holm Laegreid. Im Langlauf konnte er auch am Dienstag mit der Weltspitze noch nicht über fünf Runden mithalten. Bei der reinen Laufzeit lag der Deutsche am Ende nur auf Rang 40, mehr als fünf Minuten hinter den besten Läufern. Auch im Sprint und in der Verfolgung hatte Strelow in der Loipe mehrere Minuten liegen lassen. Ein Fehler im letzten Schießen brachte Strelow zudem am Dienstag eine Strafminute ein.

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Hatte sich Strelow nach dem Sprint noch über eine stabile Laufleistung gefreut, wirkte er nach der Verfolgung deutlich erschöpft. Nach den 20 Kilometern im Einzel ging es ihm nicht besser: „Das Rennen war heute läuferisch extrem hart, ich bin froh, dass ich es überlebt habe“, sagte er. Und das mit Platz 13 auch noch mit einem guten Ergebnis. Damit reihte er sich auch in eine gute deutsche Teamleistung ein.

Beim vierten Sieg im vierten WM-Rennen von Johannes Thingnes Bö (zwei Fehler), der mit Startnummer elf dennoch als Erster ins Ziel lief, wurde Benedikt Doll (ein Fehler) als Fünfter bester Deutscher. Philipp Nawrath (zwei Fehler) überraschte mit Platz neun. Roman Rees wurde mit zwei Fehlern 21., David Zobel kam nach drei Fehlern nur auf Platz 73. Neben den Top-Ten-Ergebnissen von Doll und Nawrath dürfte aber auch Strelows Leistung die deutschen Trainer gefreut haben.

Vor allem, weil er im Langlauf noch Luft nach oben hat. Erst in dieser Saison konnte sich der Sachse, der inzwischen im WM-Ort Oberhof lebt, im Weltcup etablieren. Noch im Vorjahr war er nach einer sehr schwachen Laufleistung im ersten Sprintrennen der Saison 2021/22 wieder aus dem Team gefallen und musste im zweitklassigen IBU-Cup starten. „Das hat schon ganz schön an mir geknabbert. Ich habe eine Weile gebraucht, mich da wieder raus zu kämpfen“, berichtete Strelow im Oktober im Podcast „Extra Runde“.

Der Start in die Saison 2022/23 lief dann deutlich besser. Dreimal schaffte er es in diesem Winter bereits unter die besten Zehn. Und so qualifizierte er sich dann auch souverän für die Heim-WM. Dass es in den ersten beiden Rennen so gut laufen würde, überraschte die Trainer und auch Strelow selbst dann aber doch. Nach der Enttäuschung in der Vorsaison wirkt der Sportler vom SC Stahl Schmiederberg dankbar für jedes Rennen vor dem Heimpublikum und stolz auf das, was er zeigen kann.

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In der Saisonvorbereitung hatte er seinen Trainingsplan zusammen mit einem Trainingswissenschaftler umgestellt, um sich im Laufen zu verbessern. Sein Problem sei zwar nicht, auf die Geschwindigkeit der Top-Biathleten zu kommen, aber diese über drei, vier, fünf Runden mitzugehen. Das ist auch bei dieser WM noch sein Problem. Die Fortschritte sind aber klar zu erkennen. Strelow bricht auf den letzten Kilometern nicht völlig ein. „Vor allem im Vergleich zur letzten Saison habe ich die Fähigkeit, die Wettkampfhäufigkeit hier im Weltcup mit soliden Ergebnissen mitzugehen, ohne komplett vor die Hunde zu gehen“, findet auch der Biathlet selbst. „Aber natürlich ist da noch einiges zu tun und ich habe noch ein paar Trainingsjahre vor mir und hoffe, dass ich mich da kontinuierlich weiterentwickeln kann.“

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