FIFA und UEFA verhandeln mit EU-Kommission Kompromiss im Transferstreit?

Brüssel/Paris (dpa). Im Konflikt um die Neuregelung des Fußball- Transferwesens zeichnet sich offenbar eine baldige Lösung ab. Am Dienstag trafen in Brüssel Vertreter der Wettbewerbskommission der Europäischen Union (EU) mit dem Generalsekretär des Fußball- Weltverbandes FIFA, Michel Zen-Ruffinen, und dessen Kollegen von der Europäischen Fußball-Union (UEFA), Gerhard Aigner, zusammen, um über einen neuen Kompromissvorschlag zu beraten, den hochrangige Fußball- Vertreter am Montag in Genf erarbeitet hatten.

Ein Sprecher der EU-Sportkommissarin Viviane Reding bestätigte, dass eine mögliche Lösung in dem bereits neun Monate dauernden Konflikt am kommenden Montag in Brüssel von den drei EU-Kommissaren Mario Monti (Wettbewerb), Anna Diamantopoulou (Soziales) und Reding sowie den Verbandspräsidenten Joseph Blatter (FIFA) und Lennart Johansson (UEFA) offiziell besiegelt werden soll. "Falls es zu einer Einigung kommt, wird sie am 5. März offiziell verkündet", sagte EU- Kommissionssprecher Christophe Forax der dpa am Dienstag.

Den Weg zu einer für alle Seiten zufrieden stellenden und nach Ansicht von Karl-Heinz Rummenigge "praxisnahen Lösung" hat möglicherweise ein weiteres Treffen aller Vertreter aus dem Fußball am (gestrigen) Montag in Genf freigemacht. Experten von FIFA, UEFA, dem Zusammenschluss europäischer Großvereine G 14 sowie der nationalen Fußball-Ligen und -Verbände haben die Vorschläge, die sie der am Dienstag der EU-Kommission präsentierten, nochmals überarbeitet. Wie Rummenigge am Rande des Länderspiels zwischen Frankreich und Deutschland in Paris bestätigte, sehen die Vorschläge in den Hauptstreitpunkten folgende Lösungen vor:

1. Zwischen Spielern bis zum Alter von 28 Jahren und Vereinen sollen Drei-Jahres-Verträge geschlossen werden können. Ein einseitiges Kündigungsrecht ist nicht vorgesehen.

2. Spieler über 28 Jahre und können mit den Vereinen Zwei-Jahres- Kontrakte ohne einseitiges Kündigungsrecht schließen.

3. Sollte ein Spieler dennoch vor Ablauf der Vertragsdauer kündigen, drohen ihm Sanktionen in Form einer zeitlichen Sperre (möglicherweise sechs Monate).

4. Sollte sich erweisen, dass ein Abwerbungsversuch eines anderen Clubs die Ursache für die vorzeitige Kündigung eines Spielers ist, droht dem abwerbenden Verein eine Strafe, die durch ein neues, noch zu installierendes, internationales Schiedsgericht ausgesprochen werden soll. Als maximale Sanktion für Vereine ist gar ein Ausschluss von internationalen Club-Wettbewerben im Gespräch.

Nicht mit am Genfer Verhandlungstisch am Montag saß die internationale Spielervereinigung FIFPro, die sich nach dpa- Informationen am Dienstagabend intern in einem Brüsseler Hotel trifft, um ihr weiteres Vorgehen zu beraten. "Mit denen kannst Du nicht mehr verhandeln. Die wollen mögliche Lösungen nur boykottieren", schimpfte G 14-Sprecher Rummenigge. Auch die deutsche Vereinigung der Vertragsfußballspieler (VdV) hatte sich deutlich von den sehr weit gehenden FIFPro-Forderungen distanziert.

Am (morgigen) Mittwoch will sich die EU-Kommission dennoch mit der FIFPro treffen, um sie von dem eventuell gefundenen Kompromiss zu überzeugen. "Es geht darum, der FIFPro zu erklären, dass das neue System auch für die Spieler offener ist", sagte ein EU- Kommissionssprecher.

(RPO Archiv)
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