Ex-Torhüter feiert Fortuna-Legende Wilfried Woyke wird 75

Düsseldorf · Wilfried Woyke war der große Rückhalt der erfolgreichen Fortuna-Mannschaft der 1970er-Jahre. Sein Markenzeichen: Qualität ohne Showeffekte. Nun feiert er seinen 75. Geburtstag.

 Der Torhüter mitten drin im Geschehen – hier 1974 gegen den damaligen Bayern-Angreifer Uli Hoeneß. Links Fortu­nas Verteidiger Werner „Timo“ Kriegler.

Der Torhüter mitten drin im Geschehen – hier 1974 gegen den damaligen Bayern-Angreifer Uli Hoeneß. Links Fortu­nas Verteidiger Werner „Timo“ Kriegler.

Foto: HORSTMUELLER GmbH

Wer war Fortunas bester Torhüter aller Zeiten in der Bundesliga? Vergleiche über Fußballer-Generationen hinweg sind immer schwer zu ziehen. Und doch: Auf Wilfried Woyke, der am Sonntag seinen 75. Geburtstag feiert, trifft dieses Urteil womöglich zu, denn der im belgischen Eupen geborene Schlussmann war über Jahre ein Profi von überragender Zuverlässigkeit. 190 Mal stand er bei Bundesligaspielen im Tor der Fortuna.

Bereits im November 1966 kam er, damals noch als Amateur, an der Seite von Peter Meyer zu seinem ersten und in jener Saison einzigen Einsatz in der deutschen Eliteklasse. Bei der 0:4-Niederlage gegen den späteren Meister Eintracht Braunschweig stand er zwischen den Pfosten. Und Woyke zählte bei seiner Premiere zu den besten Akteuren des Teams, das sich allerdings nur ein Jahr in der Klasse halten konnte.

 Wilfried Woyke kurz vor seinem 75sten am Carlsplatz.

Wilfried Woyke kurz vor seinem 75sten am Carlsplatz.

Foto: Friedhelm Körner

 Nach dem Wiederaufstieg 1971 avancierte Woyke, der einst als Maschinenschlosser im ehemaligen Wellenbad an der Grünstraße arbeitete, zum Stammspieler. Er war entscheidend daran beteiligt, dass Fortuna eine feste Größe in der Eliteklasse war und 1973 sowie 1974 jeweils sogar Tabellendritter wurde. Erst auf dem Weg zum Europapokalfinale 1979 gegen den FC Barcelona in Basel (3:4), nach vier Einsätzen gegen Universatea Craiova und den FC Aberdeen, verlor er aufgrund einer Nackenwirbelverletzung den Platz der Nummer eins an Jörg Daniel. Das Rückspiel in der schottischen Stadt, in dem er mit einer starken Leistung den Einzug in die dritte Runde sicherte, war eines der Highlights seiner Karriere.

 „Wir hatten eine eingespielte Mannschaft, die nach dem Wiederaufstieg nur punktuell verstärkt wurde, und wir hatten immer eine hervorragende Kameradschaft. Der eine war für den anderen da“, betont Woyke. Mit 1,81 Metern nicht so groß wie viele heutige Torhüter der Bundesliga, war er kein Keeper für die Galerie, kein Freund davon, mit möglichst spektakulären Paraden für Furore zu sorgen. Besondere Stärken waren seine stoische Ruhe und das Stellungsspiel. „Ich habe als Torwart viel gesprochen, im Spiel vorausgeschaut und dirigiert“, sagt er, „habe stets versucht, den Ball festzuhalten und direkt einen neuen Angriff einzuleiten.“

 Erheblichen Anteil daran, dass Fortuna in den Siebzigerjahren eine verschworene Mannschaft aufbieten konnte, hatte Trainer Heinz Lucas. „Er war für uns wie ein Vater und hat die Spieler zusammengeschweißt“, sagt Woyke. Der Fußballlehrer starb 2016, und Woyke sorgt dafür, dass der Zusammenhalt des Teams weiter besteht. Er hat den Stammtisch ins Leben gerufen, zu dem sich die Alt-Fortunen rund fünfmal im Jahr am Carlsplatz einfinden. So kamen auch Wolfgang Fahrian, Bernd Franke, Kurt Büns und Jörg Daniel zu der Runde – Woyke hat nach wie vor guten Kontakt zu den ehemaligen Torwartkollegen. Dieter Brei reist oft aus seiner ostwestfälischen Heimat an, Wolfgang Seel zuweilen aus dem Saarland. Jürgen Schult, 1966 Fortunas erster Bundesligatorschütze, lebt in der Kurpfalz und war in diesem Jahr ebenfalls zu Gast. Sogar Kabarettist Dieter Nuhr hat sich bei einem Fortuna-Treffen in der Altstadt blicken lassen. Woyke hatte ihn am Abend zuvor bei einer Vorstellung in der Tonhalle eingeladen.

 Auch als ständiger Besucher der Fortuna-Heimspiele trifft Wilfried Woyke alte Bekannte aus Bundesligazeiten wie etwa Günter Netzer, Berti Vogts und Felix Magath. Bemerkenswert ist seine Einschätzung: „Als Feldspieler wäre ich wohl noch weitergekommen, da wäre der Bekanntheitsgrad vielleicht noch größer gewesen.“ Er war in Bochum als Straßenfußballer aufgewachsen, spielte gern auch auf dem Feld und erzielte so in jungen Jahren viele Treffer.

Für Fortuna war es freilich ein Glücksfall, dass er in ihrem Trikot als Schlussmann so häufig Tore verhinderte. Sport treiben kann Woyke heute nicht mehr, weil er ein künstliches Kniegelenk hat. Das linke Knie wurde viermal operiert. Bewegung hat er aber immer noch als Hausmeister bei Garten- und kleineren Reparaturarbeiten. Er betont: „Das ist für mich unheimlich wichtig.“

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