Nach Punktgewinn in Freiburg Kaan Ayhan sieht „gewisse Reife“ bei Fortuna

Düsseldorf · Beim 1:1 in Freiburg wurde deutlich, dass Fortuna Düsseldorf noch vieles lernen muss – zum Beispiel, wie man eine tiefstehende Deckung auseinanderhebelt. Der Entwicklungsprozess ist langwierig, zeigt aber schon Erfolge.

 Fortunas Abwehrchef Kaan Ayhan (rechts) im Zweikampf mit dem Freiburger Lucas Höler.

Fortunas Abwehrchef Kaan Ayhan (rechts) im Zweikampf mit dem Freiburger Lucas Höler.

Foto: CHRISTOF WOLFF

Sportliche Kritik an Fortuna ist in dieser Saison Meckern auf hohem Niveau. Platz zehn nach 32 Spieltagen ist bei weitem besser, als sich irgendjemand hätte vorstellen können, zwölf Siege und 41 Punkte sind schlichtweg eine Sensation. Umso bemerkenswerter, dass der Ehrgeiz der Düsseldorfer Profis unvermindert groß geblieben ist. Den Nachweis erbrachte nach dem 1:1 beim SC Freiburg unter anderem Matthias Zimmermann. „Wir hatten wirklich genug Chancen, dieses Spiel zu gewinnen“, murrte der Rechtsverteidiger. „Dafür aber haben wir unsere Überzahl zu schlecht ausgespielt. Der Platzverweis für die Freiburger hat uns nicht gut getan.“

Was zunächst kurios klingt, war tatsächlich der Knackpunkt der Partie. Freiburg verlor in Janik Haberer bereits 90 Sekunden nach der Pause einen Spieler – und Fortuna hatte den Nachteil. Von dem Augenblick an, als Schiedsrichter Tobias Welz den Sportclub-Profi nach dessen zweiten Foul an Adam Bodzek vom Platz stellte, wurde das Düsseldorfer Spiel deutlich schlechter.

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„Ich bin sicher: Wenn wir weiter gegen elf Freiburger hätten spielen dürfen, hätten wir gewonnen“, behauptete Benito Raman und bekam Unterstützung von seinem Pendant auf der linken Angriffsseite, Dawid Kownacki: „Für uns Flügelspieler war überhaupt kein Platz mehr da, weil Freiburg mit zehn Mann hinten drin stand.“

Man durfte allerdings kritisch anmerken, dass Fortuna ihre Flügelspieler in der zweiten Hälfte gar nicht erst suchte. Fast wie beim Handball spielten die Düsseldorfer immer wieder am dichten Abwehrriegel der Breisgauer entlang und ließen dabei sowohl Ideen als auch das nötige Tempo vermissen. „Insgesamt hat uns dann die Durchschlagskraft gefehlt“, meinte Abwehrchef Kaan Ayhan. „Wir haben uns gegen elf Leute leichter getan. Das ist aber auch normal, wenn man wie wir die ganze Saison lang ein schnelles Umschaltspiel pflegt.“

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Doch es gab nichts mehr umzuschalten nach Haberers Abgang: SCF-Trainer Christian Streich beorderte sein Team tief in die eigene Deckung zurück und ließ Fortuna das Spiel machen – was ihr nur unzureichend gelang. „Daran sieht man, dass wir immer noch einiges dazulernen können“, ergänzte Ayhan. „Wir haben mit dem Ball am Fuß nach Ideen gesucht und dabei den richtigen Zeitpunkt oft verpasst. Viele Dinge haben wir einfach nicht optimal gespielt.“

Ein Drama wollte der türkische Nationalspieler daraus jedoch zu Recht nicht machen. „Eine Niederlage gegen zehn Mann wäre sicher ein Debakel gewesen“, sagte der 24-Jährige. „Ein 1:1 aber ist in Ordnung. Wenn es in Freiburg ein sportlicher Überlebenskampf gewesen wäre, wären wir ins letzte Risiko gegangen. In unserer aktuellen Situation mussten wir das nicht.“ Ayhans Schlussfolgerung: „Ich denke, es spricht für eine gewisse Reife, wenn man als Aufsteiger sagt: Dann nehmen wir jetzt eben den einen Punkt mit.“

Bei seinem Trainer, der Risiko um jeden Preis ebenfalls nicht schätzt, erntete der gebürtige Gelsenkirchener dabei Zustimmung. Zudem sei der Wechsel vom gewohnten Konterspiel auf das gepflegte Sezieren eines dezimierten und sehr defensiven Teams die höhere Schule des Fußballs, meinte Friedhelm Funkel: „Natürlich sollen die Jungs das auch noch lernen, aber bis sie soweit sind, ist es noch ein schwieriger Entwicklungsprozess.“

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