DFL plant zwei Szenarien So will die Liga die Saison zu Ende spielen

Frankfurt · Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) berät am Dienstag darüber, wie die Saison zu Ende gespielt werden könnte. Letztlich wird es auf eines von zwei Wunschszenarien hinauslaufen. Das Gros der Klubs ist aktuell für Englische Wochen.

 DFL-Chef Christian Seifert (Archivbild).

DFL-Chef Christian Seifert (Archivbild).

Foto: dpa/Boris Roessler

Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) hält an ihren Plänen fest, die Saison in der 1. und 2. Bundesliga auf jeden Fall zu Ende spielen zu wollen. Die Frage ist nur, wann das wieder möglich ist. Zunächst wird die Vollversammlung der 36 Profiklubs am Dienstag beschließen, dass frühestens ab dem 1. Mai wieder gespielt werden soll. Doch allen Beteiligten ist recht klar, dass es nicht weitergehen wird, als sei nichts geschehen. Es gilt als ausgeschlossen, dass in der Saison noch einmal Partien mit Zuschauern angepfiffen werden. Virologen rechnen sogar damit, dass dies erst frühestens 2021 wieder möglich sein wird. Bis dahin prüft die DFL Möglichkeiten, wie der Wettbewerb aufrecht erhalten werden kann. Nach Informationen unserer Redaktion gibt es derzeit zwei Szenarien:

Szenario A

Die Saison wird mit Geisterspielen, also ohne Publikum, komplett im Mai gespielt. Das ist dem Vernehmen nach das Wunschszenario der meisten Klubs. Es sind noch neun Spieltage zu absolvieren, plus das Nachholspiel zwischen Eintracht Franfurt und Werder Bremen. Der Mai hat fünf Wochenenden. Mit vier Englischen Wochen, also zusätzlichen Spielen am Dienstag und Mittwoch wäre es machbar. Die DFB-Pokalspiele (Halbfinale und Finale) sowie mögliche weitere Nachholpartien durch weitere Corona-Spielausfälle könnten dann im Juni stattfinden. Für den Notfall wird auch über Spiele im Juli oder August nachgedacht. Doch diese Lösung würde ein großes rechtliches Problem mit sich bringen, denn die Fest- und Leihverträge vieler Spieler enden am 30. Juni. Der generelle Haken an diesem Plan: Die Teams würden ständig ihre Quartiere wechseln und je nach Restprogramm mitunter quer durch die Republik reisen. Damit geht die Gefahr einher, dass es wie in den vergangenen Wochen zu weiteren Corona-Fällen unter den Profis oder Beteiligten kommen könnte. Ein weiterer infizierter Spieler würde das Konstrukt wohl gleich wieder zum einstürzen bringen.

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Foto: dpa/Tom Weller

Szenario B

Die Bundesliga wird in bis zu vier Divisionen aufgeteilt. Es gibt je nach Aufteilung und Region Standpunktspiele im Norden, Süden, Osten und Westen. Düsseldorf ist dabei als ein möglicher Austragungsort im Westen im Gespräch. Der Vorteil: Dorthin reisen alle vier Teams, die alle noch gegeneinander spielen müssen. Dann wird je nach Größe der Gruppen zwei Tage gespielt. Danach geht es in wechselnden Besetzungen weiter. Die Mannschaften und alle beteiligten Mitarbeiter von TV-Produktion bis Betreuerstab würden in Hotels am Ort „kaserniert“ werden. Das Ziel: Möglichst wenig wechselndes Personal und Reisen vermeiden, um keine Krankeitsfälle zu provozieren.

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Foto: Verleih

Dieser Plan soll wohl auch nach Informationen unserer Redaktion im politischen Berlin auf vorsichtige Zustimmung gestoßen sein. Allerdings mit der Einschränkung, erst einmal die allgemeine Entwicklung abwarten zu müssen. Zudem regt sich auch Widerstand einiger Klubs und Sportwissenschaftler, die eine Überbelastung der Profis und daraus resultierende Verletzungen fürchten. Der Wunsch ist, dass zwischen zwei Spielen jeweils mindestens zwei volle Regenerationstage eingeplant werden.

Eine Planungssicherheit gibt es für beide Varianten nicht. Das liegt auch daran, dass man abwarten muss, wie in den einzelnen Bundesländern Regeln zur Kontaktsperre umgesetzt werden. Je nachdem könnte das auch Einfluss darauf haben, wo überhaupt absehbar mit Schwerpunkt-Standorten geplant werden kann und wo es schon jetzt eher ausgeschlossen ist.

Im internationalen Fußball gibt es keine einheitliche Prognose, wie die nationalen Ligen weitermachen könnten. Die spanische La Liga hat auf unbestimmte Zeit den Spielbetrieb eingestellt. Die aktuelle Situation im Land spricht auch nicht unbedingt dafür, dass es zeitnah mit oder ohne Zuschauer weitergehen könnte. Italiens Fußball rechnet mit derweil Verlusten von bis zu 700 Millionen Euro, sollte die Saison nicht zu Ende gespielt werden. Dies könnte sich auf 100 Millionen Euro reduzieren, falls die Spiele doch wieder aufgenommen werden. Der italienische Staat erwägt dem Vernehmen nach Hilfen für die Klubs, die jährlich etwas eine Milliarde Euro an Steuern einbringen. Derartige Pläne gibt es in Deutschland (noch) nicht. Zunächst versuchen die Vereine sich untereinander zu helfen, Spieler und Manager verzichten auf Gehalt. Das alles würde aber nur dann die Not lindern, falls weitergespielt werden kann.

Nach Überzeugung von Uefa-Präsident Aleksander Ceferin muss der Spielbetrieb in den europäischen Fußball-Ligen spätestens Ende Juni wieder beginnen – sonst sei die Saison verloren. „Wenn man das nicht schaffe, „bringen wir die Saison wahrscheinlich nicht zu Ende“, sagte der 52 Jahre alte Slowene der italienischen Zeitung „La Repubblica“.

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