Gladbach-Fans drehen Team den Rücken zu „Gibt keinen Anlass, sich von der Mannschaft abzuwenden“

Stuttgart · Erneut hat Borussia ihre Fans beim 1:2 in Stuttgart enttäuscht. Ihren Unmut über den Auftritt der Gladbacher Elf zeigten die Anhänger, indem sie der Mannschaft im Gästeblock den Rücken zudrehten. Die Aussagen von Trainer Daniel Farke dazu dürften für Verwunderung sorgen.

 Die Fans von Borussia Mönchengladbach drehten ihrer Mannschaft beim 1:2 in Stuttgart den Rücken zu.

Die Fans von Borussia Mönchengladbach drehten ihrer Mannschaft beim 1:2 in Stuttgart den Rücken zu.

Foto: IMAGO/Eibner/IMAGO/Eibner-Pressefoto/Silas Schuelle

Wieder einmal wurden die Gladbach-Fans für ihre Auswärtsfahrt am Samstag nicht belohnt. Im 15. Auswärtsspiel der Saison kassierte die Mannschaft von Trainer Daniel Farke die achte Niederlage, lediglich beim 4:1 bei der TSG Hoffenheim im Januar sprang ein Sieg in der Fremde heraus. Entsprechend aussagekräftig ist auch die Jahrestabelle, dort belegt Borussia mit 14 Punkten den drittletzten Platz, entsprechend bedient waren die rund 4000 mitgereisten Fans nach dem Abpfiff.

Zahlreiche Anhänger drehten ihrer Mannschaft den Rücken zu, um ihren Unmut zum Ausdruck zu bringen und zu signalisieren, dass sie mit der gezeigten Leistung nicht einverstanden waren. Farke wollte diese Geste auf der Pressekonferenz nach dem Spiel allerdings nicht überbewerten. „Es ist doch normal. Die Jungs haben alles gegeben, unsere Fans haben alles gegeben. Ich bin auch enttäuscht über die Niederlage“, sagte Farke, der seine Mannschaft in Schutz nahm. „Es gibt gar keinen Anlass, sich von dieser Mannschaft abzuwenden, wenn man die Emotionen ein bisschen herunterkocht und die Geschichte objektiv bewertet – ganz im Gegenteil. Das habe ich den Jungs auch direkt nach dem Spiel gesagt. Unsere Einstellung, die Mentalität, der Wille, das Trikot mit der Raute zu verteidigen, da ist gar nichts zu kritisieren.“

Dieser Meinung dürften einige Gladbach-Anhänger widersprechen, die sich in den vergangenen Monaten immer wieder darüber beklagt haben, wie harm- und wehrlos Gladbach häufig agiert. Denn auf dem Rasen waren es am Samstagnachmittag die abstiegsbedrohten Stuttgarter, die mit unermüdlichem Einsatz und Aufwand zu überzeugen wussten. 17 zu 9 Torschüsse hatte der VfB am Ende auf seiner Seite, zudem eine Zweikampfquote von 59 Prozent. Gladbachs leicht bessere Passquote (86 Prozent zu 82 Prozent) und die höhere Zahl der Ecken (8 zu 5) täuschen nicht darüber hinweg, dass Stuttgart über das gesamte Spiel gesehen die klar besseren Torchancen hatte.

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Zieht man die Elfmeter beider Teams jeweils ab, erspielte sich Stuttgart aus dem Spiel heraus 1,72 zu 0,29 Expected Goals. „Wir konnten uns keine klaren Torchancen erarbeiten“, musste Farke deshalb zugeben. Vor dem 0:1-Rückstand attestierte er seiner Elf „Schlafmützigkeit“ bei der Einwurf-Situation. Aus seiner Sicht habe Borussia sich in der zweiten Hälfte aber „mit viel Energie und Leidenschaft zurückgekämpft und den Ausgleich erzwungen“.

Die Rote Karte für Ko Itakura und der daraus resultierende Elfmeter zum 2:1 in der 83. Minute brachte dann die Vorentscheidung, der eingewechselte Semir Telalovic sorgte mit seinem Fernschuss noch für die größte Borussia-Gefahr der zweiten Hälfte. Torschütze Julian Weigl äußerte sich ebenfalls zur Geste der Fans: „Es hilft uns nicht, wenn die Fans mit dem Rücken zu uns tanzen. Natürlich gibt uns das keinen Push. Aber null Vorwurf, wenn man immer die Auswärtsfahrt auf sich nimmt und der Gästeblock immer voll ist“, sagte Weigl, der weiteres Verständnis zeigte: „Es macht einen stolz, solche Fans zu haben. Wenn die sauer sind am 30. Spieltag, weil wir auswärts wieder mit null Punkten nach Hause gehen, dann kann ich das absolut verstehen.“

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Am kommenden Wochenende empfangen die Gladbacher zu Hause den VfL Bochum. Bei einer ähnlichen Leistung wie in Stuttgart dürften die Borussen dann nach Abpfiff die Reaktionen von rund 50.000 Fans zu spüren bekommen.

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