Gute Ansätze trotz 0:3 Borussias Künstler können auch Stabilität

Mönchengladbach · Nach Tony Jantschkes Verletzung spielte der Franzose Michael Cuisance mit Denis Zakaria auf der Sechs. Das junge Duo kriegte die Balance gut hin. Auch Startelf-Rückkehrer Vincenzo Grifo war einer der auffälligeren Borussen beim 0:3.

Michael Cuisance: Gladbach, Bayern usw. - seine Vita
22 Bilder

Das ist Michael Cuisance

22 Bilder
Foto: dpa/Sven Hoppe

Es gab vermutlich verschiedene Gedankenspiele bei Borussias Trainer Dieter Hecking, wie er das Spiel beim VfL Wolfsburg (0:3) angehen könnte. Eines davon war möglicherweise die künstlerisch angehauchte Variante mit Michael Cuisance auf der Sechs neben Denis Zakaria. Letztlich entschied sich Hecking aber für den konservativeren Ansatz - mit Matthias Ginter als Ersatz für den nach der Schädelprellung noch nicht einsatzfähigen Christoph Kramer und Tony Jantsche als Ergänzung der defensiven Viererkette. Nach 31 Minuten nahm aber das Schicksal seinen Lauf und änderte des Trainers Konzept: Jantschke hatte "einen Schatten auf dem rechten Auge", vorher war er auf den Kopf gestürzt. Er musste raus (Hecking gab aber schon Entwarnung), Ginter ging zurück in die Viererkette, Cuisance kam.

39 Jahre war das Gladbacher Zentrum nun alt, und die Frage war: Würden Zakaria (21) und Cuisance (18) die nötige Mischung aus Stabilität und Kreativität hinkriegen? Cuisance ist eben mehr Achter oder gar Zehner als Sechser, zudem ist er getrieben vom jugendlichen Elan, der ihn zuweilen die nötige Vorsicht ausblenden lässt. So war es bei seinen letzten beiden Startelf-Einsätzen gegen Leverkusen (1:5) und beim Pokalspiel in Düsseldorf (1:0) gewesen, was das Gesamtkonstrukt doch etwas destabilisierte.

Doch der Franzose hat die Pause offenbar genutzt, um sich fortzubilden in Sachen defensiv-taktischer Finesse. Er und Zakaria machten einen ordentlichen Job in Wolfsburg, von dem Moment an, als die beiden gemeinsame Sachen machten, war Borussia kaum noch anfällig für Konter wie den beim 0:1, als Ginter wenig konsequent verteidigte gegen Yunus Malli und dem Ex-Gladbacher so die Initialisierung des ersten Wolfsburger Tores gönnte. In der neuen Konstellation hatte Borussia das Spiel weit besser im Griff, zumal Cuisance nicht nur bei seinem Hackentrick-Pass auf Raffael nach der Pause sein fußballerisches Geschick zeigte.

Davon hat auch Vincenzo Grifo einiges abbekommen. Der Italiener hatte beim 3:1 in Hoffenheim sozusagen eine Komplett-Schau seiner Leistung-Palette dargeboten, und auch in Wolfsburg gehörte er zu den aktivsten Borussen. Bei Grifos Freistoß nutzte Koen Casteels jeden der 197 Zentimeter, die er misst, um den Schuss des Italieners abzuwehren. Ein weiterer Schussversuch Grifos war zu wenig platziert. Und als Thorgan Hazard seine Hereingabe ins Tor bugsierte, stand der Belgier im Abseits.

Grifo spielte engagiert, doch unter dem Strich galt für ihn, was für das gesamte Gladbacher Team galt: "Wir hatten viel Ballbesitz, haben den Ball gut laufen lassen - aber vorn es hat die letzte Konsequenz gefehlt, der letzte Pass, der letzte Abschluss", sagte Grifo. Er arbeitete nebenbei auch seriös nach hinten - ein Aspekt, der im Portfolio eines Flügelspielers heute nicht mehr fehlen sollte. "Ich habe mich gut gefühlt", versicherte Grifo.

Dass er am Samstag gegen Schalke wieder mitwirken darf als Pendant zum stets gesetzten Thorgan Hazard, ist aufgrund der personellen Situation auf dem Flügel - Ibo Traoré, Jonas Hofmann und Patrick Herrmann fehlen - nicht unwahrscheinlich. Fabian Johnson hat zwar ein hohes Ansehen als Strukturspieler, ist aber in dieser Saison noch nicht angekommen. Auf der Sechs dürfte Cuisance weichen müssen, wenn Kramer zurückkehrt. Fehlt der aber erneut, könnte die "Künstler-Variante" dieses Mal der Plan A sein für Hecking. Denn immerhin diese positive Erkenntnis nahm der Trainer aus Wolfsburg mit: Auch seine Feingeister können Stabilität.

(kk)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort