DEG kämpft mit den Corona-Folgen „Mittelfristiges Ziel ist ein 10.000er-Schnitt“

Interview | Düsseldorf · Lange gingen bei der Düsseldorfer EG die Zuschauerzahlen nach oben. Dann kam Corona, nun kämpft der Eishockey-Klub um die Rückkehr der Fans. Sebastian Snitzelaar vom Ticketing der DEG erläutert die Schwierigkeiten.

 Die treuen Fans der Düsseldorfer EG.

Die treuen Fans der Düsseldorfer EG.

Foto: Birgit Häfner

Trotz steigender TV-Gelder gilt in der Deutschen Eishockey-Liga weiter: Das meiste Geld wird am Spieltag verdient – vor allem mit Eintrittskarten. Umso mehr schmerzten die Beschränkungen in den Corona-Saisons. Nun kämpfen Klubs wie die Düsseldorfer EG darum, die Fans zurück ins Stadion zu holen. Ein Gespräch mit Sebastian Snitzelaar, bei der DEG für alles rund um Tickets zuständig.

Herr Snitzelaar, in der letzten Vor-Corona-Saison 2019/20 hatte die Düsseldorfer EG mit 8642 Fans den besten Schnitt seit den großen Brehmstraßen-Tagen. Kann man daran nun wieder anknüpfen oder hat Corona für eine zu große Delle gesorgt?

Snitzelaar Das ist die große Frage. Wir hatten in den fünf Jahren zuvor extrem viel Aufwand betrieben, um neue Fangruppen zu aktivieren – ohne den Bestandszuschauer zu verärgern, indem es zu viele Rabattaktionen gibt. In den letzten zwei Jahren konnte wir dann gar keine langfristigen Werbeaktionen machen, weil es entweder eh Geisterspiele waren oder die neuen Regeln gefühlt erst immer eine Woche vor dem Spieltag feststanden. Wir brauchen aber Planungssicherheit, und die ist selbst jetzt nicht gegeben, auch wenn die Landesregierung sagt, die Schutzverordnungen sollen frühzeitiger kommen.

Was erwarten Sie also?

Snitzelaar Vermutlich werden wir zwei bis drei Jahre brauchen, um wieder auf das hohe Niveau von 2019/20 zu kommen. Aber den Wert wollen wir dann noch ausbauen, unser mittelfristiges Ziel ist es, wieder eine 10.000er-Zahl im Schnitt zu haben – durch diverse Maßnahmen und natürlich durch sportlichen Erfolg. Aber es wird ein extrem hoher Aufwand. Viele Menschen haben sich in der Pandemie vom Stadionsport entfernt, weil sie sich daran gewöhnt haben, die Spiele zu Hause zu schauen.

Wird es wieder besondere Aktionstage wie den Schoolsday geben, an dem Schüler günstigere Tickets kaufen können?

Snitzelaar Ja, sie werden auch etwas ausgebaut. Da geht es aber nicht nur um vergünstige Karten, wir planen, das Stadionerlebnis zu verbessern, im Umlauf oder in anderen Bereichen mehr zu bieten. Ohne aber das Spiel aus den Augen zu verlieren, das ist und bleibt das Wichtigste.

 Sebastian Snitzelaar, Direktor Ticketing und Hospitality.

Sebastian Snitzelaar, Direktor Ticketing und Hospitality.

Foto: DEG

Ein weiteres Problem für die DEG: Die Krefeld Pinguine sind abgestiegen.

Snitzelaar Absolut. Natürlich stellt das Derby gegen Köln alles in den Schatten, was Zuschauer und Umsatz angeht. Aber Krefeld ist im Schnitt immer unser zweitbestes Spiel. Wir haben es in den letzten Jahren auch mal geschafft, das Spiel ohne große Aktionen auszuverkaufen. Wir werden Krefeld schmerzlich vermissen, haben aber die Hoffnung, dass Frankfurt das als großer Name ein bisschen auffängt – und auch, dass die Frankfurter Fans im ersten Jahr nach dem Aufstieg reisefreudig sind.

Noch ein Thema: der Wegfall der Stehgerade. Einige Fans drohten, nicht wiederzukommen. Im Frühjahr hieß es aber, es gäbe nicht außergewöhnlich viele Dauerkarten-Kündigungen. Wie sieht das heute aus?

Snitzelaar Genauso. Die Kündigungsfrist ist offiziell am 30. April abgelaufen, was wir momentan noch bekommen, sind die üblichen außerordentlichen Kündigungen: Jemand zieht in eine andere Stadt, bekommt ein Kind oder hat gesundheitliche Probleme. Wir haben zwar eine überdurchschnittlich hohe Kündigungsquote dieses Jahr, aber nicht mal für die vergangenen fünf Jahre ist das ein Rekordwert. Trotz der Stehplatz-Thematik und Corona, das ist schon verwunderlich.

Es hätte schlimmer kommen können?

Snitzelaar Wir haben letztes Jahr gemerkt, dass wir aufgrund der Regeln wie 3G, 2G oder Maskenpflicht eine relativ hohe „No-show-Quote“ hatten bei den Dauerkarteninhabern – also Fans, die trotz bezahlter Tickets nicht erschienen sind. Jetzt scheinen sie aber wiederzukommen, sie bleiben uns trotz allem treu.

Wie hoch war die Quote? Wie viele Fans blieben mit Tickets zu Hause?

Snitzelaar Das hing natürlich vom Wochentag und vom Gegner ab, aber bei einem Dienstagsspiel gegen Wolfsburg konnten das 33 bis 40 Prozent sein.

Das ist außergewöhnlich hoch, in der Fußball-Bundesliga soll die „No-show-Quote“ vor Corona bei etwa zehn Prozent gelegen haben.

Snitzelaar Ja, sie ist in der Corona-Saison in die Höhe geschossen. Wir haben uns mit anderen Klubs oder Ticketanbietern dazu ausgetauscht, das war ein branchenübergreifendes Problem. Viele Ältere haben sich nicht in die Stadien getraut, viele Jüngere hatten keine Lust auf Masken und Ähnliches. Das war bei uns auch so, was die Befürchtung geweckt hat, dass die Leute, die die ganze Saison nicht gekommen sind, gar nicht zurückkommen. Aber danach sieht jetzt glücklicherweise nicht aus.

Was sagen die Zahlen?

Snitzelaar Letzte Saison hatten wir knapp 2700 Dauerkarten, das werden wird nicht ganz erreichen, aber wir haben die Hoffnung, dass das Minus bei weniger als fünf Prozent liegt. Wir haben auch schon relativ viele Neubestellungen, und es kommen täglich welche rein. Wenn alles gut läuft, kommen wir also wieder an die Marke aus der Vorsaison heran.

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