Darts-WM 2023 Diese Spieler könnten für Furore sorgen

London · Sie zählen bei der diesjährigen Darts-WM nicht zu den Topfavoriten, doch für eine Überraschung sind sie allemal bereit. Auf das Debüt von Josh Rock fiebern viele Fans hin.

Josh Rock feiert sein WM-Debüt.

Josh Rock feiert sein WM-Debüt.

Foto: Jonas Hunold / PDC Europe

Josh Rock Um auch als Laie bei einer Sportveranstaltung einschätzen zu können, wer zu den Favoriten zählt, lohnt sich hin und wieder ein Blick in Richtung Buchmacher. Das sind bei der anstehenden PDC-WM die üblichen Verdächtigen, die ehemaligen Weltmeister Michael van Gerwen und Gerwyn Price und natürlich auch der aktuelle Weltmeister Peter Wright. An Nummer fünf folgt dann aber schon ein Spieler, der erst seit Anfang des Jahres im Besitz einer Tourcard ist und sein WM-Debüt feiern wird: Josh Rock. Der 21-jährige Nordire spielt ein famoses erstes Jahr, gewann fünf Turniere auf der Development-Tour und auch ein Pro-Tour-Turnier sicherte sich „Rocky“.

Die Geschichte von Rock erinnert ein wenig an das erste Jahr auf der Tour von Rob Cross, der 2017 ebenfalls groß aufspielte und bei seinem WM-Debüt direkt den ganz großen Wurf landete und sich bei der WM 2018 zum Weltmeister krönte. Anders als Cross, der beim Debüt schon zu den gesetzten Spielern gehörte, muss Rock aber auch die erste Runde überstehen. Doch als Nummer eins der Pro Tour Order of Merit, also als Topspieler, der nicht über die große Order of Merit qualifiziert ist, sollte das kein unüberwindbares Hindernis sein. Denn bei vielen Auftritten auf der Pro Tour in den vergangenen Monaten überzeugte der Nordire mit Averages jenseits der 100, und das in einer Regelmäßigkeit, in der es auch den Topspielern nur selten gelingt.

Bei den Floor-Turnieren gut zu performen ist das eine, auf der großen Bühne vor TV-Kameras zu brillieren, etwas anderes. Dort fehlt Rock zwar noch die große Erfahrung, doch das, was er gezeigt hat, lässt aufhorchen. Bei seinem ersten TV-Turnier, dem Grand Slam of Darts, überstand Rock kürzlich die Gruppenphase und traf im ersten K.-o.-Match auf Michael van Gerwen. Zwar unterlag Rock, doch er spielte gute Darts und ihm gelang ein 9-Darter. Er spielt furchtlos und zeigt, dass er es auch mit den Besten der Branche aufnehmen kann und will. Es scheint nur eine Frage der Zeit, bis Josh Rock in den Top Ten der Weltrangliste auftauchen wird. Eine gute Weltmeisterschaft würde ihm da durchaus helfen. Rock kommt mit Rückenwind nach London, am 27. November gewann er überlegen die World Youth Championship.

 Beau Greaves gewann auf der Women’s Series 50 Spiele in Folge.

Beau Greaves gewann auf der Women’s Series 50 Spiele in Folge.

Foto: PDC Europe

Beau Greaves – dieser Name dürfte vielen Darts-Fans, die nur zur WM einschalten, noch kein Begriff sein. In diesem Jahr wird sich dies aber ändern. Greaves ist eine junge Engländerin, die wenige Tage nach dem Finale der anstehenden Weltmeisterschaft ihren 19. Geburtstag feiern wird. Trotz ihres jungen Alters hat sie schon einige Erfolge vorzuweisen. „Beau 'n' Arrow“, so der Spitzname der Engländerin, gilt als eine der besten Jugendspielerinnen, die der Sport je gesehen hat. Schon seit ihrem zehnten Lebensjahr spielt sie regelmäßig Turniere, mit 13 Jahren mischte sie schon bei Damen-Turnieren mit – und auch dort feierte sie Erfolge. Mit 16 Jahren stand sie im Halbfinale der BDO-WM und übernahm wenig später die Spitzenposition in der BDO-Weltrangliste der Damen. Während der Corona-Pandemie hatte die Engländerin im Jahr 2021 zunächst mit Dartitis zu kämpfen. Dabei handelt es sich um einen Zustand der Nervosität, der den Spieler oder die Spielerin behindert, den richtigen Moment zu finden, um den Pfeil loszulassen. Nachhaltig beirren auf ihrem Weg, sollte sie dies aber nicht. Bei der WDF-WM im April 2022 setzte sich Greaves gegen die Konkurrenz durch und wurde die jüngste Weltmeisterin aller Zeiten.

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Foto: afp, LEON NEAL

Erst spät in der Saison entschied sich Greaves, in die Women’s Series der PDC zu starten. Da waren bereits zwölf der 20 Turniere gespielt. Den ersten Block, die Turniere 13 bis 16, gewann sie allesamt und auch im letzten Block entschied sie die Turniere 17 bis 20 für sich. Durch diese acht Turniersiege, bei denen sie 50 Matches in Folge gewann, sammelte sie 8000 Pfund Preisgeld, 1000 Pfund pro Turniersieg, ein und fing so kurz vor dem Ende der Women’s Series noch Fallon Sherrock in der Rangliste ab. Als Zweitplatzierte hinter Lisa Ashton sicherte sie sich so ein Ticket für die WM 2023 im Alexandra Palace. Nachdem sie auf der Women’s Series zuletzt nach Belieben dominierte, darf man gespannt sein, wie sie sich bei den Herren schlägt. Die Chance, dass sich in Kürze nach Fallon Sherrock eine weitere Frau als Siegerin bei einem WM-Spiel in die Geschichtsbücher einträgt, ist groß.

Der Nordire Nathan Rafferty gilt als ein hoffnungsvolles Talent im Darts. Auf der Development Tour, wo die Nachwuchsspieler unter sich sind, gelangen Rafferty, so wie seinem Landsmann Josh Rock, fünf Turniersiege. Bei den anderen Turnieren spielte er sogar etwas mehr Preisgeld als Rock ein, sodass er die Development Tour als Sieger abschloss. Das bedeutete zugleich die Qualifikation für die Weltmeisterschaft. Bei seiner ersten WM wartet zum Auftakt ein Spiel gegen den Niederländer Jermaine Wattimena. Dieses findet direkt am ersten Turniertag statt. Der Gewinner trifft in der zweiten Runde auf Michael Smith.

Ein Newcomer wie Rock oder Rafferty ist Ross Smith freilich nicht mehr. Dafür ist der „Smudger“ schon zu lange auf der Tour unterwegs. Doch ein Blick auf die Weltrangliste verdeutlicht, wie stark sich der Engländer in diesem Jahr verbessert hat. Bei der vorherigen WM schaffte Smith die Qualifikation über die Pro Tour, nun ist er an Position 19 gesetzt und startet erst in der zweiten Runde. Der Major-Sieg bei der European Darts Championship bestätigt seine gute Form. Im zweiten Halbjahr 2022 spielte Smith die meisten 180er pro Leg aller Spieler. Für den Titel kommt Smith vermutlich nicht infrage, doch sein bisher bestes Resultat, die dritte Runde aus dem Vorjahr, könnte er toppen. Damals verlor er gegen Dirk van Duijvenbode nach 3:0-Führung noch 3:4. Zu diesem Duell könnte es dieses Jahr erneut in der dritten Runde kommen.

Drei Mal stand der Engländer Luke Humphries bereits beim wichtigsten Turnier des Jahres im Viertelfinale. Diese WM möchte er einen Schritt weiter gehen. Erstmals ist Humphries, der das wohl beste Jahr seiner Karriere spielt, an Position fünf gesetzt. Humphries hat in diesem Jahr mit 314.000 Pfund zudem mehr Preisgeld eingespielt, als in seinen vergangenen drei Jahren zusammen. Auf einen Major-Sieg wartet er zwar noch immer, doch Halbfinals beim Grand Slam und den Players Championship Finals zeigen, dass er es auch mit den Top-Stars der Szene aufnehmen kann. Auf der European Tour gewann der Engländer vier Turniere in 2022 – und auch bei der WM ist Humphries bereit für einen tiefen Run.

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