Bouffier vs. Schäfer-Gümbel Hessisches TV-Duell ohne persönliche Verletzungen

Frankfurt · Es war das einzige TV-Duell vor der hessischen Landtagswahl: SPD-Herausforderer Schäfer-Gümbel attackiert, CDU-Regierungschef Bouffier kontert - aber sie greifen sich persönlich nicht an. Denn vielleicht müssen sie nach der Wahl zusammenarbeiten.

 Volker Bouffier (l.) und Thorsten Schäfer-Gümbel vor Beginn des TV-Duells.

Volker Bouffier (l.) und Thorsten Schäfer-Gümbel vor Beginn des TV-Duells.

Foto: dpa/Frank Rumpenhorst

Rund eineinhalb Wochen vor der hessischen Landtagswahl haben sich CDU-Ministerpräsident Volker Bouffier und SPD-Herausforderer Thorsten Schäfer-Gümbel im einzigen TV-Duell einen Schlagabtausch geliefert, ohne sich persönlich zu verletzen. In der einstündigen Debatte ging es am Mittwoch vor allem um die Themen Bildung, Wohnen und die drohenden Fahrverbote für ältere Diesel-Autos in Städten. Zu der Frage, wie Hardware-Nachrüstungen finanziert werden können, brachte Bouffier in der am Abend ausgestrahlten Sendung des Hessischen Rundfunks öffentliche Fördertöpfe ins Gespräch.

Nach den jüngsten Umfragen zur Wahl reicht es für CDU und Grüne nicht für eine Neuauflage ihrer Koalition. Gewählt wird am 28. Oktober. Der Wahlausgang hat auch bundespolitisch große Bedeutung, vor allem nach dem Debakel für CSU und SPD bei der Bayernwahl. Je schlechter CDU und SPD in Hessen abschneiden, desto mehr dürften die beiden Bundesvorsitzenden Angela Merkel (CDU) und Angela Nahles (SPD) unter Druck geraten.

Die CDU hat trotz sich abzeichnender Verluste aber gute Chancen, erneut stärkste Kraft vor der SPD zu werden. Möglich werden könnte eine Fortsetzung der bisherigen Koalition unter Hinzunahme der FDP als drittem Partner - oder auch eine große Koalition. Entsprechend diffizil war für Bouffier und Schäfer-Gümbel das Aufeinandertreffen, bei dem sie sich profilieren mussten, ohne den anderen völlig zu vergrätzen. Der SPD-Herausforderer attackierte zwar, und der Ministerpräsident konterte - aber persönliche Verletzungen gab es zwischen den beiden Spitzenpolitikern nicht.

Schäfer-Gümbel, ohne Krawatte und in blau-grauem Anzug, kritisierte den 17 Jahre älteren Bouffier mehrmals direkt. Mit Sätzen wie: „Auch das kann ich Ihnen nicht ersparen“, läutete der 49-Jährige etwa seine verbalen Angriffe ein oder rief während der Ausführungen Bouffiers einfach mal ein „falsch“ in den Raum. Der hessische CDU-Chef, der einen weinroten Schlips zum grauen Anzug trug, ließ Kritik an seiner Politik aber nicht auf sich sitzen: „Sie wissen ganz genau, dass das nicht stimmt“ oder „Das erzählen Sie jedes Mal“ warf er seinem Herausforderer vor. So wortreich sich beide Spitzenpolitiker bei den Topthemen im hessischen Landtagswahlkampf - Bildung, Wohnen und Dieselfahrverbot - duellierten, so schmallippig wurden Bouffier und Schäfer-Gümbel bei Koalitionsaussagen oder den Auswirkungen der Landtagswahl auf die Machtverhältnisse im Bund. Keine greifbaren Antworten kamen etwa zu der Frage nach der Bedeutung des CDU-Ergebnisses für die Zukunft von Bundeskanzlerin Angela Merkel oder zu einem möglichen rot-grün-roten Bündnis.

Dagegen attackierte der Regierungschef erneut die AfD scharf. Die Partei sei nicht bereit, eine klare Grenze zum Extremismus zu ziehen, sagte er. In der Politik der hessischen CDU könne er keine Fehler erkennen, die den Erfolg der AfD hätten befördern können. Im Gegenteil: Das Kernthema der AfD, die Integration der Flüchtlinge, habe Hessen gut bewältigt. Hier dankte er seinem Herausforderer Schäfer-Gümbel ausdrücklich dafür, dass die Sozialdemokraten im Land das Asylpaket der Landesregierung mitgetragen hätten.

(wer/dpa)
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