Kleiner Bundesparteitag in Verden Rösler wirft Teilen der FDP Charakterlosigkeit vor

Die FDP leckt auf dem kleinen Bundesparteitag in Verden (Niedersachsen) ihre Wunden. Der scheidende Parteichef Philipp Rösler wirft Teilen der Partei Charakterlosigkeit vor. Der designierte neue Bundesvorsitzende Christian Lindner stellt indes einen umfassenden Neuaufbau in Aussicht.

 Enttäuscht von Teilen seiner Partei: Philipp Rösler.

Enttäuscht von Teilen seiner Partei: Philipp Rösler.

Foto: dpa, Carmen Jaspersen

Die aus dem Bundestag geflogene FDP muss sich nach Ansicht von Christian Lindner fundamental verändern. "Wir haben in Wahrheit noch nicht begriffen, was es bedeutet, wenn die FDP zum ersten Mal parlamentarisch nicht mehr vertreten ist", sagte Lindner am Samstag in Verden. Die FDP müsse von ihrem Fundament aus neu aufgebaut werden, sagte der 34-Jährige.

Bei der Bundestagswahl im September hatte die FDP nur 4,8 Prozent der Stimmen erhalten. Sie ist erstmals seit 1949 nicht im Bundestag vertreten. Lindner will sich bei einem Sonderparteitag am 7./8. Dezember in Berlin als neuer FDP-Chef zur Wahl stellen.

Die FDP sei von den Wählern als eine Partei gesehen worden, die für eine Wolfsgesellschaft eintrete, sagte er in Verden. Dazu habe auch der parteiinterne Umgang beigetragen. Die Grundlage für die Niederlage im September sei bereits nach dem guten Ergebnis 2009 gelegt worden.

Rösler rechnet ab

Der scheidende FDP-Vorsitzende Philipp Rösler nutzte das Treffen, um sich bei seinem Landesverband zu verabschieden. Er mahnte seine Partei, die Verengung auf nur ein Thema nie wieder zuzulassen. Wenn man über Jahre hinweg verspreche, die Menschen zu entlasten und es dann nicht erreiche, erkläre das die Entwicklung der FDP.

Rösler nutzte seine Rede zu einer Abrechnung mit seinen Kritikern. In der Niedersachsen-FDP gebe es Menschen mit Charakter, sagte er. "Wenn nur die Hälfte dessen an Charakter, der in diesem Landesverband vorhanden ist, mir auf Bundesebene begegnet wäre, innerhalb und außerhalb der Partei, ich glaube, dann wäre das Ergebnis ein klein wenig anders geworden", sagte der 40-Jährige.

Nach einem "Focus"-Bericht muss Lindner beim Bundesparteitag um Stimmen kämpfen. Vor allem die Delegierten aus Niedersachsen, Sachsen und Bayern könnten gegen ihn stimmen. Ein Präsidiumsmitglied sagte dem Magazin: "Der Unmut der Delegierten über Personal und Wahl wird groß sein." Denn die meisten Bewerber zählten zum FDP-Establishment und müssten mit Gegenkandidaten rechnen.

(dpa)
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