Tübingens OB hat Facebook-Zoff Nelson Müller, Nico Rosberg und Deutsche Bahn wehren sich gegen Palmer-Kritik

Düsseldorf · Der Grüne OB von Tübingen, Boris Palmer, hat ein Werbebanner der Bahn in Frage gestellt, das vor allem Menschen mit dunklerer Hautfarbe zeigt. Nelson Müller und Nico Rosberg sind unter den Werbeköpfen und wehrten sich gegen die Kritik. Palmer entschuldigte sich bei Müller.

 Nelson Müller ist Fernsehkoch und Jury-Mitglied bei der Show MasterChef.

Nelson Müller ist Fernsehkoch und Jury-Mitglied bei der Show MasterChef.

Foto: alois müller

Nelson Müller ist tief bestürzt: „dass ein Mensch in so einer verantwortlichen Position diese Diskussion erneut auf so eine negative Art und Weise anfeuert“, schreibt der ZDF-Fernsehkoch auf Instagram. Er fühlt sich persönlich diskriminiert: Immerhin sei er Schwabe, in Stuttgart aufgewachsen, und habe nie das Gefühl gehabt, dass er etwas anderes sei als seine Freunde und Mitmenschen in seiner Heimat Deutschland. „Die Frage ist doch, wie die Menschen in den Augen von Herr Boris Palmer aussehen sollten. Die Antwort sollte er sich genau überlegen.“

Müller bezieht sich auf einen Facebook-Beitrag von Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer. Der hatte am Dienstag einen Screenshot eines Werbebanners von der Startseite der Deutschen Bahn gepostet, auf dem sechs Passagiere bei einer Bahnfahrt zu sehen sind – fünf von ihnen haben eine dunklere Hautfarbe. „Ich finde es nicht nachvollziehbar, nach welchen Kriterien die ,Deutsche Bahn’ die Personen auf dieser Eingangsseite ausgewählt hat. Welche Gesellschaft soll das abbilden?“, kommentierte der Grünen Politiker das Werbe-Bild. Heftige Reaktionen folgten.

Neben Müller gehören auch die türkischstämmige RTL-Moderatorin Nazan Eckes und der Ex-Formel-1-Weltmeister Nico Rosberg zu den Werbegesichtern der Deutschen Bahn. Letzterer kommentierte die Diskussion auf Twitter: Palmer wolle spalten und Menschen ausgrenzen, schrieb er: „Nicht mit mir. Ich bin Sohn eines Finnen und einer Deutschen. Völkervielfalt liegt in meinen Genen.“

Auch die Deutsche Bahn reagierte. „Herr Palmer hat offenbar zum wiederholten Male Probleme mit einer offenen und bunten Gesellschaft“, twitterte das Unternehmen am Dienstag. „Solche eine Haltung lehnen wir ab.“

Der Bundesgeschäftsführer der Grünen, Michael Kellner, lobte die Kampagne demonstrativ: „Die Bahn ist für alle da, und dass sie mit Vielfalt wirbt, begrüße ich“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. „Es zeigt die gesellschaftliche Realität.“

Palmer hatte bereits kurze Zeit später auf den Shitstorm reagiert. „Wenn die Auswahl dieser Bilder so vollkommen belanglos, normal, unbedeutend ist, warum regt ihr euch dann so auf?“, fragte er. Was diskutiert werde, sei Identitätspolitik. „Und zwar von Rechts nach Links.“ Schon in der Vergangenheit hatte der Politiker immer wieder für Diskussionen gesorgt. Unter anderem erklärte er in einem Gespräch mit der Neuen Osnabrücker Zeitung: „Multikulti-Romantik vertritt bei uns niemand.“

Am Mittwoch veröffentlichte Palmer einen Beitrag auf Facebook, in dem er sich bei Nelson Müller entschuldigte und ihm seine Kritik an der Bahn-Werbung erklärte.

(lhen)
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