Deutschland schickt GSG 9 nach Libyen

Tripolis (RP) Die Herrschaft des libyschen Diktators Muammar al-Gaddafi neigt sich dem Ende zu. Die Aufständischen in Libyen haben gestern die westlichen Randbezirke der Hauptstadt Tripolis erreicht. Zugleich griffen heimlich in die Stadt eingesickerte Rebellen zu den Waffen und verwickelten Gaddafi-treue Soldaten in Gefechte. In einigen Stadtteilen von Tripolis demonstrierten Tausende Menschen gegen den Diktator. In mindestens einem der Viertel hätten auf Dächern postierte Scharfschützen auf die Demonstranten geschossen, sagte ein Rebellenkommandeur.

Angesichts ihrer Erfolgsmeldungen von der Front nahmen Vertreter der Rebellen in Dubai Planungen für die Zeit nach Gaddafi auf. Ziel sei es, die Lage in dem nordafrikanischen Land nach einer Vertreibung des Diktators zu stabilisieren, hieß es. Bundeskanzlerin Angela Merkel forderte Gaddafi zum Rückzug von der Staatsspitze auf. Es wäre gut, "wenn er möglichst schnell aufgibt", sagte die CDU-Vorsitzende gestern im ZDF. So könnte Gaddafi weiteres Blutvergießen in seinem Land vermeiden. Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) hält einen Bundeswehr-Einsatz zur Stabilisierung Libyens für möglich. "Wir setzen darauf, dass in einer Zeit nach Gaddafi dieses Land, wie andere arabische Staaten auch, aus eigener Kraft einen stabilen Staat aufrechterhalten kann", sagte de Maizière unserer Zeitung. "Wenn es Anfragen an die Bundeswehr gibt, werden wir das konstruktiv prüfen, wie wir das immer tun."

Laut "Spiegel" ist die deutsche Spezialeinheit GSG 9 derzeit in Libyen im Einsatz. Die Bundespolizisten seien zum Schutz deutscher Diplomaten entsandt worden. Sie hätten die Sicherheitsberatung des deutschen Verbindungsbüros in der Rebellenhochburg Bengasi übernommen, das Außenminister Guido Westerwelle (FDP) im Mai habe einrichten lassen.

Wo sich Gaddafi aufhält, ist unklar. Er forderte in einer Audio-Botschaft im Fernsehen zur Verteidigung der Hauptstadt auf. Gerüchten zufolge hat er sich selbst abgesetzt und befindet sich im Grenzgebiet zu Algerien. Eine Bestätigung gab es dazu nicht. Ebenso blieb offen, ob die Rebellen Geheimgespräche mit Vertretern des Gaddafi-Regimes im tunesischen Ferienort Djerba führen. Darüber berichtet die tunesische Nachrichtenagentur TAP. Angeblich geht es um die freie Ausreise des Diktators.

(RP)
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