Nach schweren Attacken auf die Ukraine Medwedew kündigt weitere Raketenangriffe an

Dem ehemaligen russischen Präsidenten Dmitri Medwedew zufolge muss Russland die ukrainische Führung vollständig beseitigen. Weitere Raketenangriffe sollten folgen. Die Ukraine reagiert und schreibt Medwedew zur Fahndung aus. Derweil ist der tschetschenische Kriegsherr Kadyrow „glücklich“ über die Attacken.

 Dmitri Medwedew spricht in der Gorki-Residenz mit Journalisten.

Dmitri Medwedew spricht in der Gorki-Residenz mit Journalisten.

Foto: dpa/Yulia Zyryaniva

Russlands Ex-Präsident Dmitri Medwedew hat mit neuen Raketenangriffen auf ukrainische Städte gedroht. „Die erste Episode ist vorbei. Es wird weitere geben“, schrieb Medwedew, der Vizesekretär des Sicherheitsrats ist, am Montag beim Nachrichtendienst Telegram.

Die Raketenangriffe seien erst der Anfang gewesen. Der ukrainische Staat sei in seiner jetzigen Form eine ständige Bedrohung für Russland. Deshalb müsse die politische Führung des Nachbarlands vollständig beseitigt werden, betonte Medwedew. Dies sei seine „persönliche Position“.

Russland hatte jüngst mehr als 80 Raketen auf Kiew und andere Städte in der Ukraine gefeuert. Die Angriffe am Montagmorgen töteten dem ukrainischen Zivilschutz zufolge mindestens elf Menschen landesweit. Kremlchef Wladimir Putin nannte den Angriff eine Reaktion auf die „Terroranschläge“ gegen russisches Gebiet.

Der ukrainische Geheimdienst SBU hat Medwedew derweil zur Fahndung ausgeschrieben. Laut dem am Montag veröffentlichten Aufruf wird ihm der Angriff auf die Grenzen und die Souveränität der Ukraine vorgeworfen. Nach Paragraf 110 Absatz 2 des ukrainischen Strafgesetzbuches droht ihm damit als Beamter eine Haftstrafe von fünf bis zehn Jahren.

Ukraine Krieg: Explosionen in Kiew und mehreren Großstädten
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Schwere Explosionen erschüttern mehrere ukrainische Großtädte

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Foto: dpa/Adam Schreck

Russische Kriegsblogger und Hardliner haben die schweren Raketenangriffe am Montag begrüßt. Der von Russland unterstützte und geförderte tschetschenische Präsident Ramsan Kadyrow erklärte, er sei jetzt „100 Prozent glücklich“. An den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj gerichtet sagte er: „Wir haben euch gewarnt, dass wir noch nicht einmal im Ernst angefangen haben.“

Der russische Präsident Wladimir Putin bezeichnete die Angriffe auf Kiew und mehrere andere Städte der Ukraine als eine Reaktion auf Kiews „terroristische“ Handlungen, darunter auch den Anschlag auf die Krim-Brücke am Samstag. Sollte die Ukraine weitere „Terroranschläge“ verüben, werde Moskaus Reaktion hart und angemessen sein, sagte Putin.

Die Chefin des staatsfinanzierten Fernsehsenders RT, Margarita Simonjan, bejubelte den Beschuss und erklärte, die Ukraine habe mit dem Angriff auf die Krim-Brücke eine rote Linie überschritten. Der Kriegskorrespondent der Boulevardzeitung „Komsomolskaja Prawda“, Andrej Koz, äußerte die Hoffnung, dass dies „ein neuer Aktionsmodus gegen die gesamte Tiefe des ukrainischen Staats ist, bis er seine Funktionsfähigkeit verliert“. Ein Kreml-naher Moskauer Analyst, Sergej Markow, erklärte, das sei gerade mal ein schwerer Angriff auf die ukrainische Infrastruktur gewesen. „Die russische Öffentlichkeit will mehr schwere Angriffe und die völlige Zerstörung der Infrastruktur, die von der ukrainischen Armee genutzt werden könnte.“

Zahlreiche westliche Staaten haben die Raketenangriffe scharf verurteilt. Frankreichs Außenministerin Catherine Colonna sprach von Kriegsverbrechen. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg sagte der Ukraine weitere Unterstützung zu. Bundesaußenministerin Christine Lambrecht kündigte an, der Ukraine in den nächsten Tagen ein Luftabwehrsystem liefern zu wollen.

(msk/dpa)
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