Corona-Pandemie Kinderärzte raten zu Grippeschutzimpfung für Kinder

Berlin · Deutsche Kinderärzte empfehlen Eltern dringend, ihre Kinder in diesem Herbst gegen die Grippe impfen zu lassen. Hintergrund ist die besondere Lage durch die Corona-Pandemie.

 Die Grippeimpfung bekommt Ärzten zufolge im Corona-Herbst eine besondere Bedeutung (Archivbild).

Die Grippeimpfung bekommt Ärzten zufolge im Corona-Herbst eine besondere Bedeutung (Archivbild).

Foto: dpa/Karl-Josef Hildenbrand

"Wir wissen, dass Kinder den Influenza-Virus maßgeblich übertragen", sagte Johannes Hübner, der Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Pädriatische Infektiologie, der "Welt am Sonntag". In jedem Winter müssten viele Kinder wegen Grippe stationär aufgenommen und sogar mit Sauerstoff versorgt werden. Abgesehen von den Risiken für die Gesundheit der Kinder gebe es in Zeiten der Corona-Pandemie eine gesellschaftliche Verpflichtung zum Schutz anderer.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt die Influenza-Regelimpfung sogar für alle Kinder ab einem Alter von sechs Monaten. In den USA sind derzeit fast 60 Prozent der Kinder geimpft, mit steigender Tendenz. In der EU folgen erste Länder der WHO-Empfehlung, grundsätzlich alle Kinder auch gegen Grippe impfen zu lassen, etwa Großbritannien oder Finnland.

Auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) rät unter den aktuellen Voraussetzungen zur Grippeimpfung: "Gleichzeitig eine größere Grippewelle und die Pandemie kann das Gesundheitssystem nur schwer verkraften", sagte er der Zeitung: "Deswegen haben wir diesmal zusätzlichen Grippeimpfstoff besorgt. Jeder, der sich und seine Kinder impfen lassen will, sollte und kann das tun."

Angesichts möglicher Engpässe bei Impfstoffen empfiehlt der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, sich vor allem "auf den Schutz der besonders gefährdeten Bevölkerungsgruppen" zu konzentrieren. Ratsam seien Grippeschutzimpfungen bei jungen Menschen immer dann, wenn eine erhöhte Gefährdung infolge eines Grundleidens vorliege, zum Beispiel Asthma, Diabetes oder Erkrankungen des Immunsystems.

SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sagte der Zeitung: "Wir müssen uns bei Grippeschutzimpfungen in diesem Jahr deutlich steigern, jedoch nur aufgrund freiwilliger Bereitschaft." Einen Impfzwang lehnt er ab. Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) hält eine Grippeimpfung in diesem Jahr ebenfalls für wichtig. Unverzichtbar sei sie vor allem für das Personal in Krankenhäusern, Schulen und Pflegeeinrichtungen: "Deshalb appelliere ich an das Verantwortungsbewusstsein der Beschäftigten und fordere sie zur Impfung auf."

(jco/kna)
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