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Terrorfahrt von Bottrop und Essen Bottroper Täter handelte wohl spontan

Bottrop/Essen · Die Terrorfahrt von Bottrop und Essen ist wahrscheinlich nicht von langer Hand geplant gewesen. Die Polizei weiß aber noch nicht, was die Tat letztlich ausgelöst und warum der 50-Jährige Jagd auf Ausländer gemacht hat.

Einer der Tatorte, der Berliner Platz in Bottrop.

Einer der Tatorte, der Berliner Platz in Bottrop.

Foto: dpa/Roland Weihrauch

Die kurze Videosequenz, die mit einem Handy von einem Augenzeugen aufgenommen und auf Youtube hochgeladen worden ist, zeigt eine junge Frau in der Bottroper Innenstadt in der Silvesternacht, die vor einem plötzlich heranfahrenden silberfarbenen Mercedes-Kombi zur Seite springt. Gerade noch rechtzeitig, sonst wäre wohl auch sie von dem Wagen erfasst worden, wie auch der Mann, der bereits auf der Kühlerhaube des Mercedes liegt. Schreie sind zu hören. Der Mercedes bremst ab, setzt ruckartig zurück. Der Mann fällt von der Kühlerhaube. Der Mercedes fährt mit eingeschaltetem Warnblinklicht davon. 

Es war der zweite von mehreren Angriffen des Fahrers auf Ausländer in der Silvesternacht in Bottrop und Essen, bei denen mehrere Menschen zum Teil schwer verletzt wurden. Die ermittelnde Polizei Münster geht davon aus, dass der Täter gezielt nach Opfern Ausschau gehalten hat, etwa an beleuchteten Bushaltestellen. Nach der Attacke auf die feiernden Passanten ist gegen den 50 Jahre alten Autofahrer Haftbefehl wegen mehrfachen versuchten Mordes erlassen worden.

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Foto: dpa/Marcel Kusch

Unter den Opfern sind eine 46-jährige Frau, ihr Ehemann (48) und ihre Töchter (16 und 27) aus Syrien. Die 46-Jährige wurde sogar lebensgefährlich verletzt, konnte aber durch eine Notoperation gerettet werden. Ebenfalls verletzt wurden ein vierjähriger Junge und seine Mutter (29) aus Afghanistan, ein zehnjähriges Mädchen aus Syrien sowie ein 34-jähriger Essener mit türkischen Wurzeln.

Staatsanwaltschaft und Polizei sprechen von einem gezielten Anschlag. Die Ermittler gehen davon aus, dass der Täter aus fremdenfeindlichen Motiven handelte und unter psychischen Problemen leidet. Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) sagte nach den ersten Vernehmungen: „Es gab die klare Absicht von diesem Mann, Ausländer zu töten.“

In seiner Vernehmung habe sich der 50-jährige Essener bislang kooperativ gezeigt, sagte eine Polizeisprecherin. „Seine Aussagen lassen uns derzeit nicht daran zweifeln, dass er es gezielt auf Ausländer abgesehen hat“, so die Sprecherin. „Wir wissen aber noch nicht, was letztendlich den Ausschlag gegeben hat für die Tat.“

Er soll in der Vernehmung über die „vielen Kanaken in Deutschland“ geschimpft haben, gegen die er etwas habe unternehmen wollen. Die Polizisten stellten ihm verschiedene Fragen, die er klar und zusammenhängend beantwortet habe. Auch seine Angaben zu seinen fremdenfeindlichen Motiven haben die Polizisten den Angaben zufolge mehrfach hinterfragt, der Täter soll sie daraufhin mehrfach bestätigt haben.

Laut NRW-Innenministerium war der Täter früher schon wegen einer schizophrenen Erkrankung in Behandlung, teilweise auch stationär. Ob er zum Zeitpunkt der Tat noch in Behandlung war, ist noch unklar. Die Ermittler klären diese Frage derzeit. Sie ist wichtig, wenn es später einmal vor Gericht um die Schuldfähigkeit des Täters gehen sollte. „Wir wissen noch nicht genau, um was für eine psychische Erkrankung es sich handelt“, sagte eine Polizeisprecherin.

Der 50-Jährige ist bei der Polizei bislang nicht in Erscheinung getreten. Reul zufolge sieht es so aus, dass er „aus einer persönlichen Betroffenheit und Unmut heraus dann Hass auf Fremde entwickelt hat“, sagte der Innenminister dem Westdeutschen Rundfunk. Der Täter lebte wohl länger mit einer Frau im Essener Norden zusammen. „Die beiden hatten eine Beziehung, und die ist wohl in die Brüche gegangen“, sagte ein mit den Ermittlungen vertrauter Insider. Zum Zeitpunkt der Tat habe der Mann alleine in der Wohnung gelebt. Er hat eine deutsche Staatsbürgerschaft, ist seit längerem arbeitslos und bezieht Hartz IV.

„Eventuell war es so, dass dann in der Silvesternacht der Frust in ihm aufstieg, weil der Mann sich alleine fühlte“, so der Insider. Derzeit spreche viel für eine spontane Tat. Hinweise darauf, dass die Tat geplant oder mit Dritten abgesprochen gewesen sein könnte, haben die Ermittler bislang nicht. Ebenso fanden sie in der Wohnung des Täters bislang keine Hinweise auf Kontakte zu rechtsextremen Organisationen, einschlägige Zeitschriften, Fahnen oder Abzeichen. Dennoch werde weiterhin nach möglichen Kontakten in die Szene gesucht.

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