Debatte um private Gärten Baumfreunde wollen Baum hinterm Haus zur Pflicht machen

Xanten · Die „Baumfreunde Xanten“ fordern Auflagen für private Gärten. Die Stadt soll Eigenheimbesitzern künftig vorschreiben, dass sie mindestens einen Baum und zwei Sträucher pflanzen.

 Monika Kirschnick unter einer Zierkirsche in ihrem Garten.

Monika Kirschnick unter einer Zierkirsche in ihrem Garten.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Wenn Monika Kirschnick in ihren Garten schaut, sieht sie Bäume und Sträucher. „Und fast immer sitzt ein Vogel in einem Baum“, sagt sie. „Für mich ist das eine Freude.“ Wenn sie dagegen in andere Gärten in Xanten schaue, vermisse sie das alles: Bäume, Sträucher, Insekten, erst recht Vögel. Das will sie zusammen mit den anderen etwa 30 Xantener „Baumfreunden“ ändern.

Kirschnick hat einen Antrag an die Stadt geschickt und fordert darin eine Pflicht für künftige Hausbauer, im eigenen Garten mindestens einen Baum und zwei Sträucher zu pflanzen. Das solle die Stadt in künftigen Bebauungsplänen festschreiben und den Eigenheimbesitzern eine Liste mit empfehlenswerten Pflanzen überreichen, fordert die Xantenerin. Über den Antrag der „Baumfreunde“ muss der Stadtrat entscheiden.

Kirschnick erinnert an die neuen Regeln für Vorgärten, die von der Stadt 2018 erlassen worden waren. Seitdem müssen Eigenheimbesitzer in Neubaugebieten die Flächen vor ihren Häusern bepflanzen, nur Gehwege und Stellflächen dürfen gepflastert oder mit Kies bedeckt werden. Nun fordern die „Baumfreunde“ auch Vorschriften für die Gärten hinterm Haus. Rasen ist ihnen dort zu wenig.

Pro angefangene 300 Quadratmeter unbebaute Fläche sollen Hausbesitzer einen Baum und zwei Sträucher pflanzen, fordert Kirschnick in ihrem Antrag. Sie selbst erfüllt diese Vorgabe mehr als genug: Ihr Garten ist größer als 300 Quadratmeter, sie müsste also zwei Bäume und vier Sträucher haben, würde ihr Antrag beschlossen – tatsächlich wachsen bei ihr mehrere Äpfel- und Birnenbäume.

Warum manche Hausbesitzer keinen Baum im Garten haben, könne sie sich nicht erklären, sagt Kirschnick. Sollte jemand befürchten, dass die Pflanzen zu viel Arbeit machten, irre er sich. Es gebe viele Bäume, die nur wenig Pflege benötigten. Sie seien auch nicht teuer, versichert Renate Brors, die sich ebenfalls bei den „Baumfreunden“ engagiert. Die Pflanzen seien aber wichtig fürs Klima und die Lebensqualität in der Stadt. Außerdem seien Insekten und Vögel darauf angewiesen, dass ausreichend Bäume und Sträucher wachsen, ergänzt Kirschnick. „Die Blüten und Früchte sind Nahrung für sie.“ Schließlich appellieren die „Baumfreunde“ an die Eltern: Kinder sollten im Garten zu Hause erleben können, wie ein Baum wachse und blühe, meint Kirschnick: „Ein Kind hat ein Recht darauf, selbst Obst zu ernten.“

Die Verwaltung prüfe den Antrag und werde dem Stadtrat eine Einschätzung geben, teilte Niklas Franke, Technischer Dezernent, auf Anfrage mit. Die Stadt setze sich bereits für grüne Neubaugebiete ein und mache in den Bebauungsplänen auch schon Vorgaben. Er nannte ein Beispiel: Im Baugebiet an der Ecke Strohweg und Am Meerend müssten künftige Eigenheimbesitzer die vorhandenen Bäume auf ihren Grundstücken erhalten. Sollten sie einen Baum fällen, müssten sie dafür zwei neue pflanzen. In anderen Baugebieten gebe es andere Vorgaben, diese richteten sich nach der Situation vor Ort, denn die Vorschriften müssten verhältnismäßig bleiben, sagte Franke.

Der Antrag der „Baumfreunde“ würde dagegen in allen neuen Baugebieten künftig pauschal mindestens einen Baum und zwei Sträucher pro Grundstück vorschreiben.

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