Erinnerung an Deutschland-Besuch 1965 Als wir für die Queen ins Horn bliesen

Xanten · Udo Watzdorf aus Xanten war beim ersten Besuch von Queen Elizabeth II. in Deutschland dabei – und konnte die Königin trotzdem nicht sehen, weil er wegen seiner Uniform in die letzte Reihe geschoben worden war.

Die angehenden Revierförster stellten sich 1965 auch am Markt in Soest auf und spielten.

Die angehenden Revierförster stellten sich 1965 auch am Markt in Soest auf und spielten.

Foto: Udo Watzdorf

Im Mai 1965 bereitete sich die Stadt Soest auf den Besuch von Queen Elizabeth II. von England vor. Damals besuchte ich die Landesforstschule in Allagen bei Warstein für meine Ausbildung zum Revierförster. Da unterbrach der Schulleiter die Lesung und teilte uns mit, dass unserem Lehrgang die ehrenvolle Aufgabe übertragen wurde, die Königin bei ihrem ersten Besuch in Deutschland mit Jagdsignalen vor dem Bahnhof in Soest zu begrüßen.

Queen Elizabeth II. war damals auf dem Weg zu ihren in der Nähe stationierten Truppen. Es war eine Station auf ihrem elf Tage währenden Aufenthalt. Sie kam mit einem Sonderzug mit Salonwagen, in dem sie auch in Soest übernachtete.

Wir hatten natürlich in den Tagen davor gründlich geübt. Den bekannten, etwas unmusikalischen Schülern erlaubte unser Übungsleiter, das Horn nur an die Lippen zu halten. Als wir vor dem Bahnhof ankamen und in drei Reihen Aufstellung nahmen, wartete hier schon eine größere, erwartungsvolle Menschengruppe. Mein Platz war eigentlich in der ersten Reihe, und so freute ich mich, die Königin möglicherweise aus der Nähe sehen zu können. Doch es kam anders.

Der Leiter der Schule beäugte plötzlich kritisch unsere Formation. Sein scharfer, adeliger Blick fiel auf mich, und er entschied: „Watzdorf, in die letzte Reihe!“ Der Grund: Meine Dienstbekleidung unterschied sich um eine Nuance Grün von dem der anderen Bläser.

Enttäuscht, etwas von „Ungerecht“ murmelnd, zog ich ab und stellte mich in die letzte Reihe. Nur, dort stand ich in kurzer Entfernung zu der Schaulustigen. Die empörten sich lebhaft, dass wir ihnen die Sicht versperrten. Neben verbalen Beschimpfungen musste ich mich auch der Stöße von Regenschirmen und Spazierstöcken in den Rücken erwehren. So konnte ich mich kaum auf das Waldhorn konzentrieren, entlockte ihm aber auch einige Töne.

Gesehen habe ich kaum etwas. Von meinen besser positionierten Mitschülern erfuhr ich, dass Queen Elizabeth II. ein hellblaues Kostüm und einen gleichfarbigen Hut getragen hat und in einem Rolls Royce mit „gläsernen“ Dach einstieg. Doch ich war persönlich dabei, damals, vor etwa 57 Jahren, als die Königin von England zum ersten Mal nach dem Zweiten Weltkrieg Deutschland besuchte.

Seit dieser Zeit verfolgte ich interessiert die Nachrichten über Queen Elizabeth II. Mir gefiel ihr ruhiges, diszipliniertes und grundsätzlich würdevolles Auftreten. Sie zeigte keine Berührungsängste mit ihrem Volk, was ihr viel Wohlwollen einbrachte. Ein wahres, gelerntes Staatsoberhaupt eben. Das Foto entstand später am Marktplatz. Unser Lehrgang spielte dort zusätzlich als nette Geste gegenüber der Stadt.

(wer)
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