Strategieklausurtagung der CDU-Fraktion 20 Car-Sharing-Elektroautos für Willich?

Willich · Die Themen Mobilität, Wohnen und Freiräume standen im Fokus einer Strategieklausurtagung der CDU-Fraktion im Willicher Stadtrat. Auch der neue Technische Beigeordnete Gregor Nachtwey diskutierte mit den 40 Teilnehmern.

 Guido Görtz, Dieter Lambertz, Johannes Bäumges und Christian Pakusch, hier bei Beratungen zum Haushalt, wollen viel bewegen.

Guido Görtz, Dieter Lambertz, Johannes Bäumges und Christian Pakusch, hier bei Beratungen zum Haushalt, wollen viel bewegen.

Foto: Norbert Prümen

Die CDU-Fraktion hat sich am Wochenende zu einer Klausurtagung getroffen. Eines des Kernthemen war die Frage, wie sieht in naher Zukunft die Mobilität aus? In der Pressemitteilung, die im Anschluss herausging, heißt es: „Ein Fokus soll dabei auf das Thema Car-Sharing gelegt werden, das trendig und erfolgsversprechend ist, jedoch im ländlichen Raum andere Ideen und Ansätze verlangt als im inzwischen erprobten urbanen Umfeld.“

Car-Sharing in Willich, einer Stadt mit vier Ortsteilen? Ist das nicht eher eine fixe Idee, um sich auch abseits der urbanen Zentren modern und aufgeschlossen zu geben? Beim CDU-Vorsitzenden Christian Pakusch, der auch den Planungsausschuss leitet, nachgefragt, wird es konkreter: Im Rahmen der Klausurtagung wurde auch das Stadtteilauto in Osnabrück, einer 164.000-Einwohner-Stadt in Niedersachsen, als Beispiel genannt. Es gibt dort zwei Varianten: das flexible Angebot, bei der das Fahrzeug im ganzen Stadtgebiet abgestellt werden kann und minutengenau abgerechnet wird, und das stationäre Angebot mit festen Stationen ohne Parkplatzsuche. Dabei können verschiedene Fahrzeugmodelle vorausgebucht werden. Christian Pakusch kann sich so etwas auch in Willich vorstellen. Denkbar wäre es, wenn eine städtische Tochter solche Modelle entwickelt, am besten gleich mit Elektro-Autos. Wie anderswo praktiziert, könnten anfangs auch die Mitarbeiter der Verwaltung die Wagen beim Car-Sharing bei Dienstfahrten nutzen.

Das Nachdenken über solche Zukunftsmodelle kommt nicht von ungefähr. Vielmehr ist der Mobilitätsplan der Stadt Willich in die Jahre gekommen. Der Stadtrat hat beschlossen, einen Mobilitätsplan erneut auszuschreiben. Das Geld dafür ist im Haushalt eingestellt. War der alte, etwa zehn Jahre alte Mobilitätsplan sehr auf die Verlängerung der Regio-Bahn (S 28) vom Kaarster See über Schiefbahn und Neersen bis nach Viersen und vielleicht sogar Venlo fokussiert, geht es jetzt um schnellere Alternativen. Selbst wenn es jetzt mit der Regiobahn voranzugehen scheint – der Kreis Viersen hat eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben –, so dauert eine Umsetzung der Streckenverlängerung weitere wertvolle Jahre. Auf der anderen Seite erhält die Politik vor Ort, gerade von älteren Menschen, die Rück­meldung, den öffentlichen Personennahverkehr nicht zu nutzen, weil er einfach zu teuer sei.

Pakusch hat selber die Erfahrung gemacht, zu zweit mit dem Zug hin und zurück nach Köln 45 Euro zahlen zu müssen. Ein Ergebnis der Klausurgespräche geht auf die Preissituation ein: „Die Preise für die Nutzung des öffentlichen Personennahverkehrs müssen günstiger werden.“ Guido Görtz aus Willich ist seit Ende März neuer Vorsitzender der VRR-Verbandsversammlung.

Aber es geht der CDU-Fraktion nicht nur um Car-Sharing oder günstigere Fahrkartenpreise, sondern auch um den Ausbau des Bürgerbus-Angebotes und einen öffentlichen Personennahverkehr „auf Anforderung des Bürgers“. Damit sind Kleinbusse gemeint, die wie Taxis die Mitfahrenden einsammeln und zum individuellen Ziel bringen. Pakusch verweist auf Versuche mit selbstfahrenden Kleinbussen in der Stadt Monheim. Auch herkömmliche Busse kommen in Betracht. Die Politiker der CDU-Fraktion haben die Kritik vieler Bürger am ÖPNV wie an der Verkehrssituation insgesamt verstanden, wollen darauf reagieren und etwas bewegen. 20 Jahre Frust seien genug. Zu einer modernen Bedarfsgerechtigkeit gehöre es nicht, auf den Bus, der zur nächsten Regiobahn-Station fährt, eine Stunde warten zu müssen. Auf der anderen Seite führen viele Busse in den Abendstunden leer nach Fahrplan durch die Stadt.

Der städtische Haushalt des vergangenen Jahres verzeichnet einen Überschuss von fünf bis sechs Millionen Euro. Bei allen Visionen bleibt die CDU-Fraktion solide. Die Mehreinnahmen sollen für nachhaltige Investitionen und die abgeschmolzenen Rücklagen genutzt werden.

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