Anrath 14-jährige Skaterin von Trecker überrollt

Anrath · Ein tragischer Verkehrsunfall ereignete sich am Montagabend in Anrath. Dabei kam eine Schülerin ums Lebens. Notfallseelsorger kümmerten sich um die Angehörigen, den Traktorfahrer und die Mitschüler am Gymnasium.

 Polizei und Feuerwehr sicherten am Montagabend die Unfallstelle auf der Schottelstraße in Anrath. Mehrere Notfallseelsorger waren im Einsatz.

Polizei und Feuerwehr sicherten am Montagabend die Unfallstelle auf der Schottelstraße in Anrath. Mehrere Notfallseelsorger waren im Einsatz.

Foto: dpa/Theo Titz

Anwohner und Passanten haben Blumen und eine Kerze an der Unfallstelle niedergelegt. Auf der Fahrbahn sind deutlich die Markierungen zu erkennen, die Polizeibeamte aufsprühten. Der tödliche Verkehrsunfall, bei dem am Montagabend auf der Schottelstraße in Anrath eine 14-jährige Schülerin ums Leben gekommen ist, war am Dienstag trauriges Gesprächsthema im Willicher Stadtteil.

Mehrere Notfallseelsorger kümmerten sich am Montagabend um die Angehörigen des Mädchens, die in Anrath wohnen. Auch der am Unfall beteiligte Fahrer eines Traktors, ein 27-Jähriger aus Issum, wurde betreut. Er erlitt einen Schock und wurde im Krankenhaus behandelt.

Was war passiert: Die 14-Jährige war mit Inlineskates auf dem rechten Rad- und Gehweg an der Schottelstraße (L361) in Richtung Ortsmitte unterwegs. Der Weg endet am Ortseingang. Dort steht ein sogenanntes Drängelgitter. Das musste die Schülerin umfahren. Dabei geriet sie vom Gehweg auf die Fahrbahn und wurde von einem Traktorengespann überrollt. Anwohner waren sofort zur Stelle, versuchten dem Mädchen zu helfen und alarmierten Rettungsdienst und Polizei. Doch für das Mädchen, das zwischen Zugmaschine und Anhänger des Traktors geraten war, kam jede Hilfe zu spät. Es starb noch an der Unfallstelle.

An der Unfallstelle waren bereits am Morgen danach Blumen und eine Kerze niedergelegt worden. Die Landstraße ist hier vielbefahren.

An der Unfallstelle waren bereits am Morgen danach Blumen und eine Kerze niedergelegt worden. Die Landstraße ist hier vielbefahren.

Foto: Heribert Brinkmann

Nach Angaben der Polizei konnte der Treckerfahrer am Dienstag noch nicht zum genauen Unfallhergang vernommen werden. Festzustehen scheint aber, dass der Fahrer mit der Zugmaschine bereits das Mädchen auf dem Gehweg passiert hatte, als das Unglück geschah. Die 14-Jährige trug keinen Helm. Es wurden an der Unfallstelle Kopfhörer der Schülerin gefunden. Ob sie die getragen hatte, ist unklar.

     Der Traktor, den ein 27-jähriger Issumer gesteuert hatte, wurde für die Ermittlungen der Unfallursache von der Polizei sichergestellt.

Der Traktor, den ein 27-jähriger Issumer gesteuert hatte, wurde für die Ermittlungen der Unfallursache von der Polizei sichergestellt.

Foto: dpa/Theo Titz

Große Betroffenheit herrschte am Dienstagmorgen im Lise-Meitner-Gymnasium in Anrath. Dort besuchte die 14-Jährige die achte Klasse. „Wir versuchen alle – Schüler wie Kollegen – zu stützen, wo wir nur können“, sagte Schulleiter Thomas Prell-Holthausen im Gespräch mit unserer Zeitung. Für die Mitschüler und auch die Lehrer war es unvorstellbar, dass jemand von jetzt auf gleich aus ihrer Mitte gerissen würde. Notfallseelsorger kümmerten sich an der Schule um die Kinder. „Wir haben gemeinsam mit der Schulleitung und den Klassenlehrern der betroffenen Stufe zusammengesessen und alles vorbereitet, bevor wir in die Klassen gegangen sind“, berichtet der evangelische Pfarrer von Anrath, Christoph Kückes. Er gehörte zu den Notfallseelsorgern, die schon am Montagabend an der Unfallstelle im Einsatz waren. Wobei Kückes keinen Dienst als Notfallseelsorger hatte, sondern zufällig am Unfallort vorbeikam und spontan seine Unterstützung anbot. Gemeinsam mit einem Kollegen der Notfallseelsorge überbrachte der Pfarrer der Familie des Mädchens die traurige Nachricht.

Das Gymnasium will auch in den nächsten Tagen weiter mit den Notfallseelsorgern zusammenarbeiten. Den Schülern soll Raum zum Trauern gegeben werden. „Ganz wichtig ist eine gegenseitige Toleranz. Jeder verarbeitet seine Trauer anders. Jeder Weg ist dabei in Ordnung“, betont Kückes. Die Schule hat einen Kunst- und einen Musikraum zur Verfügung gestellt. Es gab spontane Sportangebote, und eine Klasse ging nahezu geschlossen durch den benachbarten Park. Die Notfallseelsorger stehen auch für Einzelgespräche bereit. „Es ist für uns alle eine vollkommene Ausnahmesituation. Der Schock sitzt einfach zu tief“, sagt Schulleiter Prell-Holthausen, der dankbar über die gute Zusammenarbeit mit den Notfallseelsorgern und der Schulgemeinschaft ist.

Die Klassenkameraden der Verstorbenen planen für kommenden Samstag gegen 11 Uhr Luftballons mit Briefen an ihre Mitschülerin in den Himmel steigen zu lassen. In der Schule soll für die nächste Zeit eine Gedenkecke eingerichtet werden. Am Sitzplatz der 14-Jährigen in der Klasse soll an sie besonders erinnert werden. Dafür ist vorgesehen, eine bunt dekorierte Box auf ihrem Platz zu stellen, in die jeder Mitschüler schriftlich notierte Erinnerungen an das beliebte Mädchen stecken kann.

Vor dem Hintergrund des tragischen Todesfalles hat das Lise-Meitner-Gymnasium die für Freitag und Samstag geplanten Schulkonzerte abgesagt. Ob und wann die Konzertabende wiederholt werden, steht noch nicht fest. Eintrittskarten behalten ihre Gültigkeit.

Anmerkung der Redaktion: Wir haben nachträglich einen Schreibfehler im Namen des Gymnasiums korrigiert.

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