Wesel „Kloppo ist ein wirklich guter Freund“

Wesel · Ansgar Brinkmann, einer der letzten Typen im Profifußball, kommt Montag zusammen mit Buchautor Peter Schultz zum Live-Lese-Talk ins Weseler Kulturspielhaus Scala an der Wilhelmstraße. Der sicherlich äußerst unterhaltsame Abend mit dem „weißen Brasilianer“ beginnt um 20 Uhr. Einlass ist um 19 Uhr.

 „Ich wollte immer Fußball spielen“: Ansgar Brinkmann in Aktion

„Ich wollte immer Fußball spielen“: Ansgar Brinkmann in Aktion

Foto: dpa/dpa, te sab

Herr Brinkmann, worauf dürfen sich Fußball-Fans freuen, die am Montagabend den Weg ins Kulturspielhaus Scala an der Wilhelmstraße finden?

Ansgar Brinkmann Auf unterhaltsame Geschichten aus der Welt des Fußballs, die so nicht in der Zeitung stehen. Das ist keine sture Lesung, bei der ich meine Kolumnen vortrage, die regelmäßig im Radio bei 1Live laufen und die es nun in Buchform gibt. Vieles ist freihändig. Moderator Peter Schultz und ich verbinden aktuelle Themen mit Selbsterlebtem. Das ist eine gute Mischung, die den Leuten gefällt. Und wir haben auch jede Menge Spaß.

Nur eine knappe dreiviertel Stunde mit dem Auto von Wesel entfernt sind Sie die ersten Schritte auf dem Weg zum Fußball-Profi gegangen – als Jugendlicher bei Bayer 05 Uerdingen.

Brinkmann Ich war 15, als ich aus Niedersachsen nach Krefeld kam – 300 Kilometer weg vom Hotel Mama. Das waren ganz andere Zeiten als heute, wo die Jungs in Jugendleistungszentren betreut werden, 3000 Euro im Monat verdienen und Nachhilfe bekommen. Ich hatte 120 Mark im Monat zur Verfügung. Und wenn das Geld alle war, hab’ ich im Supermarkt Lebensmittel geklaut. Bei Bayer hat sich damals niemand dafür interessiert, was man als Jugendspieler außerhalb des Trainings gemacht hat.

In den Jahren danach waren Sie bei mehr als einem Dutzend Vereinen unter Vertrag. Sind Sie so ein unsteter Typ?

Brinkmann Es waren insgesamt, glaube ich, 16 oder auch 18 Clubs. Und ich hatte 39 Trainer. Das kann man nicht planen, das ist so passiert. Und es war auch ein wenig selbst verschuldet wegen meines Charakters.

Wo haben Sie die schönste Zeit Ihres Profi-Daseins erlebt?

Brinkmann Jeder Tag und jede Sekunde in den 20 Jahren als Profi waren schön. Ich wollte immer Fußball spielen. Als Kind war ich öfter in Bremen, um mein Vorbild Rudi Völler zu sehen. Einmal in so ein Stadion einlaufen, das war mein Traum. Und den habe ich mir dann ja auch erfüllt.

Sie hätten doch sicher auch gerne mal das Trikot der Nationalelf getragen, oder?

Brinkmann Klar. Und gerne hätte ich auch mal um die ersten drei Plätze gespielt, statt immer nur Abstiegskampf in der ersten und zweiten Liga. Wobei ich ja einmal sogar einen Titel gewonnen habe.

Welchen?

Brinkmann Die Deutsche A-Jugend-Meisterschaft – zusammen mit Oliver Bierhoff. Ansonsten bin ich auch noch zwei Mal in die Bundesliga aufgestiegen. Das war natürlich auch unglaublich toll.

Pflegen Sie noch Freundschaften zu Kollegen aus alten Zeiten?

Brinkmann Im Fußball halten Freundschaften oft sehr lange, auch wenn man sich nicht so oft sieht. Zum Beispiel mit Jürgen Klopp, mit dem ich bei Mainz das Zimmer geteilt habe. Als ich kürzlich bei RTL im Dschungelcamp war, hat mir Kloppo um 23 Uhr eine Nachricht geschickt: „Weltklasse, mein Freund.“ Er hat jede Folge geschaut. Ein wirklich guter Freund. Und ich freue mich auch immer, wenn ich bei Spielen von Traditionsmannschaften Kollegen aus alten Tagen treffe, wenn man gemeinsam die Vergangenheit zurückholt.

Haben Sie einen Lieblingsklub?

Brinkmann Liverpool (lacht). Aber nicht, weil Kloppo dort Trainer ist. Ich fand Liverpool immer schon richtig cool. Ansonsten interessiert mich die Frankfurter Eintracht, weil sie mir den Traum von der Bundesliga erfüllt hat. Auch an Arminia Bielefeld und Dynamo Dresden fühle ich mich emotional gebunden.

Wollten Sie eigentlich nie eine Mannschaft mit Ihren Sprüchen zu Höchstleistungen anspornen?

Brinkmann Ich will nicht ausschließen, dass ich mal als Trainer tätig sein werde. Zumal ich schon Angebote von Drittligisten hatte. Aber ich arbeite gerne hinter den Kulissen des Fußballs und mache das auf hohem Niveau. Ich mache, was ich will (lacht). Ich bin nicht der Typ, der sein Leben durchplant und durchstrukturiert. Es ist schön, freigeistig unterwegs zu sein.

Zu dieser Art zu Leben passt auch Ihr Auftritt im Dschungel-Camp. Wie war es in Australien?

Brinkmann Das haben 95 Millionen ohne Österreich und die Schweiz geschaut (lacht). Ich hätte länger als zehn Tage bleiben können. Das war sehr anstrengend, aber auch sehr lustig. Ich möchte keine Sekunde missen, zumal ich heil aus der Sache herausgekommen bin und keinen Scheißdreck fressen musste.

Von Ihnen ist der Satz überliefert, „dass wir reich sind, wenn wir gesund sind – alles andere ist Luxus“.

Brinkmann Der Spruch ist von meiner Mutter und der beste, den ich je gehört habe. Denn Gesundheit ist das höchste Gut, das wir haben.

Ich habe Sie als sehr angenehmen Interviewpartner erlebt. Dazu passt eigentlich der äußerst arrogante Spruch so gar nicht, den Sie mal gegenüber einem Polizisten oder Journalisten gemacht haben sollen: „Ich bin Ansgar Brinkmann und Millionär. Und wer bist du?“ Oder so ähnlich.

Brinkmann Das hat mal irgendjemand behauptet vor 25 Jahren oder so. Dieser Spruch ist so etwas von doof. Ich würde mich schämen. Fakt ist, dass ich so etwas nie gesagt habe, weil es auch überhaupt nicht zu mir passt.

Karten kosten im Vorverkauf 15 Euro zuzüglich Vorverkaufsgebühren. Sie sind erhältlich bei Eventim oder unter bestcomedy.ticket.io. An der Abendkasse kostet der Eintritt 18 Euro.

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