Kindergarten St. Michael: Leiterin Christine Wirges geht in Ruhestand Einstige Schützlinge kommen heute als Eltern

Wermelskirchen · Nach mehr als drei Jahrzehnten als Leiterin des Katholischen Kindergartens St. Michael geht Christine Wirges in den Ruhestand. Am Samstag wird sie verabschiedet.

  Christine Wirges   Foto: Singer

Christine Wirges Foto: Singer

Foto: Stephan Singer

Inzwischen sind die Kinder von einst selbst Eltern und bringen ihren Nachwuchs: Christine Wirges ist seit mehr als drei Jahrzehnten die Leiterin des Katholischen Kindergartens St. Michael und hat in dieser Zeit Wermelskirchener Generationen erlebt. Jetzt geht Christine Wirges in den wohlverdienten Ruhestand. „Ich freue mich auf die Dinge außerhalb von Arbeit. Ich bin neugierig auf die Zeit, die vor mir liegt – ich weiß ja noch gar nicht genau, wie das wird“, sagt die Kindergartenleiterin im Gespräch mit unserer Redaktion. Natürlich sei bei dem Abschied „ein wenig Trauer“ dabei: „Würde ich mich nicht mit dem Haus verbunden fühlen, würde nach all den Jahren ja etwas nicht stimmen“, blickt die 62-Jährige auf ihre offizielle Verabschiedung am morgigen Samstag aus.

„Im Kindergarten spiegelt sich das gesellschaftliche Leben wider. Wir haben es mit jungen Familien und deren Kindern zu tun“, berichtet Christine Wirges von ihren Erfahrungen: „Somit ist der Kindergarten ein frühzeitiger Seismograph für gesellschaftliche Entwicklungen.“ Die Kindergartenleiterin nennt ein die vergangene Jahrzehnte prägendes Beispiel: „Das Bild der Frau und ihrer Berufstätigkeit hat sich vollkommen gewandelt – das liegen Welten zwischen heute und den 1980er Jahren.“ Heute würde im St.-Michael-Kindergarten fast jedes Kind über die Mittagszeit betreut, früher wären das Ausnahmefälle gewesen. Wenn Eltern, die einst den Kindergarten besucht hätten, heutzutage ihre eigenen Kinder in die Einrichtung bringen, spreche das schließlich für eine gute Erinnerung an die Zeit. Und Christine Wirges, die am 1. Januar 1985 mit ihrer Tätigkeit als Leiterin des Kindergartens begann, erinnert sich dadurch auch: „Wenn ich die Name dieser Eltern lese, fallen mir Geschichten zur ihrer Kinderzeit hier bei uns im Kindergarten ein.“

Die größten Erfolgserlebnisse für Christine Wirges waren stets Entwicklungsschritte der Schützlinge: „Wenn ein Kind selbstständiger wird, was von Kind zu Kind ganz unterschiedlich sein kann, wenn die Jungen und Mädchen ein Stück Kommunikationskompetenz entwickeln, dann motiviert das jeden, der in diesem Beruf arbeitet.“

Die Kindergartenleiterin bedauert, dass lange Zeit die Arbeit mit jungen Kinder nur wenig oder gar nicht anerkannt wurde: „Das ändert sich gerade, es wird besser.“ Und weiter: „Erzieher sind mehr als nur die Bastel-Tanten und es müssen mehr Männer in diesen Beruf.“ In ihrer Berufszeit hat Christine Wirges einige Entwicklungen erlebt. So sei der Verwaltungsanteil an der Erzieherarbeit wesentlich gewachsen. Grundsätzlich stellt Christine Wirges fest: „Wir können doch nicht so tun, als wäre es noch wie vor 30 oder 40 Jahren – heute ist die Lebenssituation anders.“ In den Augen der scheidenden Kindergartenleiterin ist die Politik gefordert: „Nicht nur Kindergartenplätze schaffen. Die Qualität der Arbeit muss stimmen. Da spielen Personalausbildung und -schlüssel eine entscheidende Rolle.“

Nichtsdestotrotz motiviert Christine Wirges, die gebürtig aus Koblenz stammt, alle Interessierten zum Erzieherberuf: „Das ist eine tolle Arbeit. Sie erfordert ein hohes Maß an Flexibilität in vielerlei Hinsicht und eine gefestigte Persönlichkeit. Man sollte sich nicht von jeder Strömung mitreißen lassen, Spaß an den Kindern haben und die Neugier auf das bewahren, was möglich ist.“

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