Deutsch-Polnischer Workshop in Wermelskirchen Musik überwindet Grenzen

Wermelskirchen · Deutsche und polnische Musikschüler begegnen sich beim musikalischen Workshop.

 Orchesterworkshop der Musikschulen Leichlingen, Wermelskirchen und Tichy im Gymnasium. Foto: Jürgen Moll

Orchesterworkshop der Musikschulen Leichlingen, Wermelskirchen und Tichy im Gymnasium. Foto: Jürgen Moll

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

„Es ist ein Vergnügen zu sehen, wie schnell wir vorankommen. Ich bin sicher, das wird am Dienstag ein schönes Ergebnis“, freut sich Cornelius Frowein. Vor ihm sitzen rund 60 Schülerinnen und Schüler im Alter von zehn bis achtzehn Jahren und warten auf seine Anweisungen. Der Dirigent gibt ein paar letzte Instruktionen auf Englisch, damit ihn auch alle verstehen und auf sein Zeichen setzt das junge Orchester ein.

Am Sonntagnachmittag steuerten die Proben des deutsch-polnischen Orchester-Workshops im PZ des Gymnasiums Wermelskirchen auf ihren Höhepunkt zu. 30 Schüler der städtischen Musikschule Tychy (Zespol Szkol Muzycznych w Tychach), unter der Leitung von Tomasz Giedwiłło, waren am Samstagmittag in Wermelskirchen angekommen und hatten sofort mit den Proben begonnen. Das Orchester setzt sich neben den polnischen Schülern aus 30 Schülern der Musikschulen Wermelskirchen und Leichlingen zusammen. Gemeinsam verbringen sie vier aufregende Tage, die mit einem Konzert am Dienstagnachmittag abschließen.

Für die Dauer ihres Aufenthalts sind die Jugendlichen aus Tychy bei Gastfamilien untergebracht, einige von ihnen bei Familien von Teilnehmern des Workshops. Natürlich wird während des Aufenthalts nicht nur geprobt. Am Sonntagvormittag ging es gemeinsam zum Gut Ophoven, der Montagvormittag stand den Gästen mit ihren Gastfamilien zur freien Verfügung und am Abend ging es für alle Workshop-Teilnehmer zum bunten Abend ins Kinder- und Jugendzentrum Leichlingen.

Die Proben jedoch waren im Fokus. „Es ist eine kurze Zeit, um ein Konzert zu erarbeiten und wir haben uns viel vorgenommen“, meint Frowein. Sieben Stücke sollen gemeinsam einstudiert werden, einige etwas leichter, andere komplexer; eine bunte Mischung sein aus Werken, die man nicht immer hört. Unter anderem Russische Stücke, eines von Tschaikowsky aus Romeo und Julia und ein Medley „Go-West“. „Die Lieder aus dem Medley sind für die Schüler eher unbekannt. Die habe ich in meiner Jugend viel gehört“, erzählt Frowein lachend.

Der Leiter der Musikschule in Engelskirchen und Dirigent des Sinfonietta Köln arbeitet sehr gerne mit Jugendorchestern. Dieses Mal ist es jedoch auch für ihn besonders und das nicht nur, weil die Proben auf Englisch sind und die Kinder und Jugendlichen sich untereinander kaum kennen. Die polnischen Schüler seien hervorragend vorbereitet und bringen viel Erfahrung mit. In ihrer Schule gehört Musik mit vielen Facetten zum Lehrplan dazu. „Jeden Tag steht mindestens ein musikalisches Fach auf dem Stundenplan, darunter auch musikalischen Hörtraining und andere Fachkunde“, berichtet Giedwiłło.

„Viele der polnischen Schüler werden später Berufsmusiker“, verrät David Hecker. Der Leiter der Wermelskirchener Musikschule hat gemeinsam mit seinen Kollegen die Organisation des Workshops in der Hand. Und dieser liegt allen sehr am Herzen. Denn es geht nicht nur um die Musik, sondern besonders um die Partnerschaft und die Begegnung. „Gerade in solchen Zeiten wie heute, wo der Nationalismus wieder lauter wird, sind wir froh,einen Beitrag zur Freundschaft und dem Zusammenhalt leisten zu können. Und auch für die Jugendlichen ist es eine wichtige Erfahrung und Begegnung mit der anderen Kultur und Sprache“, sagen Frowein und Giedwiłło. Ganz so einfach ist es mit der Verständigung zwar nicht, wie der zehnjährige Titus Kreimeyer berichtet, aber der Spaß ist ja auch das entscheidende. „Es ist einfach schöner mit vielen zusammen zu spielen, statt nur alleine!“

In einer früheren Version des Textes hieß es fälschlicherweise, dass der „Nationalsozialismus“ wieder lauter wird. Richtig heißt es: der Nationalismus. Wir bitten dies zu entschuldigen.

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