Poetry-Slam in Wermelskirchen Björn Rosenbaum gewinnt den Schiefer-Pokal

Wermelskirchen · Beim Finale des jüngsten Zeilensprung-Poetry-Slam im Bistro der Katt traten am Sonntagabend die fünf Bestplatzierten der Vorrunde an. Am Ende gewann Björn Rosenbaum aus Dortmund den Wettbewerb.

 Der Sieger des Zeilensprungs, Björn Rosenbaum, bei seinem Auftritt. Im Hintergrund die Moderatoren Anna Lisa Tuczek und Oscar Malinowski.

Der Sieger des Zeilensprungs, Björn Rosenbaum, bei seinem Auftritt. Im Hintergrund die Moderatoren Anna Lisa Tuczek und Oscar Malinowski.

Foto: Wolfgang Weitzdörfer

Das vergangene Wochenende in Wermelskirchen war alles andere als langweilig – so buhlten etwa das Trassenfest und Rock am Markt um Zuschauer, als Abschluss gab es dann am Sonntagabend noch ein besonderes Highlight: das Finale des Zeilensprung-Poetry-Slams im Bistro der Kattwinkelschen Fabrik. Und dazu waren auch wieder eine ganze Menge Menschen erschienen, die Lust auf die Texte der fünf Finalisten hatten. Die waren bei den vorherigen Ausgaben ermittelt worden. Auch das bewährte Moderatoren-Duo, bestehend aus Anna Lisa Tuczek und Oscar Malinowksi, war wieder mit gewohnt guter Laune am Start, erklärte die Regeln, heizte das Publikum ein und hatte insgesamt viel Spaß mit- und aneinander.

Als Preis winkten nicht nur ein handgemachter Schiefer-Pokal, den der Vater von Anna Lisa Tuczek in seiner Garage gefertigt hatte – „er hat jetzt ein neues Hobby“, sagte sie schmunzelnd –, sondern auch ein Startplatz beim NRW-Slam im Oktober in Krefeld.

Traditionell gab es, bevor es für die fünf Teilnehmenden ernst wurde, noch einen Opener außer Konkurrenz zum Aufwärmen. Diese Rolle übernahm am Sonntag in der ersten Hälfte Moderator Malinowski, der eine Jugenderinnerung von einem Zeltlagerwochenende im Eifgental mit feuerfangendem Stockbrot und brennenden Funktionsjacken sehr humorvoll zum Besten gab. Eigentlich hätten im Finale sechs Slamer gegeneinander antreten müssen – zwei aus jedem der drei Vorentscheide –, aber wegen einer krankheitsbedingten Absage waren es nur fünf: Max Raths aus Düsseldorf, Björn Rosenbaum aus Dortmund, Davina Sayer-Windling aus dem Sauerland sowie Lukas Knoben und Florian Schreiber aus Aachen.

Die dargebotenen Texte waren ganz unterschiedlicher Natur. Sie einte indes die Liebe zum Wort und zum Wortspiel, zum Reim und zur Rhythmik, zur Geschichte und zum Erzählen. So berichtete Max Raths etwa in seinem Text „Lola“ mit hektischer Frequenz über „eine wahre Begebenheit“, in der die titelgebende Schwertwalfrau versuchte, ihrem Traum der Freiheit über die unfassbar lange Zeit von 53 Jahren hinterherschwimmen musste, weil sie über ein halbes Jahrhundert in einem Aquarium-Becken dahinlebte. Ein starker Text mit einem zurecht bejubelten Abschluss.

Die Bewertung der Texte funktionierte im Finale ein wenig anders als in den Vorrunden. Dort wurde per Handzeichen abgestimmt, im Finale gab es sieben Bewertungskarten, jeweils mit den Zahlen von eins bis zehn versehen. Die Karten wurden im Publikum in Gruppen verteilt, die dann gemeinsam ihre Punktzahl abgaben. „Von den sieben Zahlen werden die höchste und die niedrigste gestrichen, dann dürfte das Endergebnis recht ausgewogen sein“, erklärte Malinowski. Applaus gab es aber auch, und das reichlich, denn alle fünf Kandidaten waren gut drauf, hatten tolle Texte mitgebracht und präsentierten sie auch sehr lebendig.

Wie etwa Florian Schreiber, der sich „in einem ganz neuen Text“ mit dem Thema der eigenen vermeintlichen Hochbegabung auf sehr humorvolle Art und Weise auseinandersetzte. Selbstironie funktionierte im Poetry-Slam-Zusammenhang eben immer wunderbar, denn die Stimmung war dann meist besser, als bei nachdenklichen Texten, die aber fraglos ebenfalls ihre Berechtigung hatten.

Auch Lukas Knoben hatte sich in seinem ersten Text dieser Herangehensweise gewidmet. Darin setzte er sich mit den Helden der Kika-Vergangenheit auseinander – Nils Holgersson und Wicki waren dagegen nicht das Seine. „Ich war immer schon Team SuperRTL“, sagte der angehende Lehrer unter dem Schmunzeln des Publikums, das dann auch mit Applaus und Punkten nicht sparte, nachdem er an legendäre Serien wie Spongebob und Kim Possible erinnerte.

Für eine eher skurrile Art und Weise in der Darbietung hatte sich hingegen Björn Rosenbaum entschieden. „Was mache ich eigentlich hier?“, so hieß der erste Text des Dortmunders, inklusive einer „Spice-Girls“-Reminiszenz, die sich Hand in Hand mit philosophischen Exkursen über die Rote Armee Fraktion, das Rauschen des Waldes und dem eigenen Anpinseln mit Menstruationsblut durch einen reichlich durchgeknallten Mikrokosmos bewegte. Die einzige Frau des Abends, Davina Sayer-Windling, sprach dann über „Faltentiefe Lebensweisheiten“ im Weihnachtsoberteil, denn: „Im Sauerland liegt das ganze Jahr über Schnee“. Und auch hier überzeugte die Qualität des Textes und der Darbietung das Publikum gleichermaßen.

Und doch – zwei Teilnehmer mussten sich vor der Pause verabschieden, Lukas Knoben und Davina Sayer-Windling überzeugten das Publikum nicht so wie die drei anderen Slamer. Ehe es dann ins echte Finale ging, zeigte die Wermelskirchenerin Lilly Haag noch außer Konkurrenz ihr Können. Den Schiefer-Pokal sicherte sich dann Björn Rosenbaum vor Florian Schreiber und Max Raths. „Nach Krefeld wird allerdings Florian Schreiber gehen, denn Björn Rosenbaum hatte seinen Startplatz schon bei einem anderen Wettbewerb gewonnen“, erklärte Anna Lisa Tuczek sichtlich zufrieden.

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