Jugendarbeit in Wermelskirchen „Streetworker – das erschien mir spannend“

Wermelskirchen · Marc Spies besetzt seit 1. September die Stelle bei der Stadt Wermelskirchen. Er will nun bei den Jugendlichen „den Fuß in die Tür kriegen“ und fürchtet, dass diese durch die Corona-Kontaktbeschränkungen in Lethargie verfallen.

 Marc Spies am Grafitti-Logo vor dem Jugendbereich der Kattwinkelschen Fabrik. In Wuppertal hat er bereits mit Jugendlichen Grafitti-Projekte durchgeführt und kann sich das auch in Wermelskirchen vorstellen.

Marc Spies am Grafitti-Logo vor dem Jugendbereich der Kattwinkelschen Fabrik. In Wuppertal hat er bereits mit Jugendlichen Grafitti-Projekte durchgeführt und kann sich das auch in Wermelskirchen vorstellen.

Foto: Stephan Singer

Marc Spies war und ist begeisterter Sportler – brachte es als Basketball-Spieler bis auf Landesliga-Niveau. „Dort konnte ich auch gut mithalten. Allerdings bin ich beim Ski-Fahren eine vollkommene Niete“, erzählt der 41-Jährige.

Seine Begeisterung für Sport bringt Marc Spies gerne in seine Arbeit ein: Seit Anfang des Monats ist er der neue Streetworker bei der Stadt Wermelskirchen, zuständig für die sogenannte „zugehende und aufsuchende Hilfe“ in der Arbeit mit Heranwachsenden. Für Spies steht fest: „Prävention ist wichtig.“

Im Gebiet seines neuen Wirkungskreises hat er ich bereits umgeschaut, fängt an, Kontakte zu knüpfen. „Für die Größe der Stadt ist das Beratungsangebot in Wermelskirchen gut aufgestellt und breit gefächert.“ Es werde zudem eine „excellente Jugendarbeit“ geleistet. Kattwinkelsche Fabrik (Katt), Jugendcafé (Juca) und die Vereinsvielfalt nennt Marc Spies als bekannte Beispiele. Aber: Sein Job als Streetworker sei es, diejenigen Jugendlichen anzusprechen, die mit den bisherigen Angeboten nicht erreicht werden konnten.

„Es ist illusorisch, alle Jugendlichen zu erreichen“, weiß Marc Spies. Nichtsdestotrotz ist er überzeugt, Angebote für Teenager machen zu können, mit denen „sie sich anders erleben, neue Erfahrungen machen können“. Sport sei dafür eine schöne Sache, weil er ein verbindendes Element inne habe und Bewegungsmangel ein großes Problem-Thema sei. Er könne sich gut vorstellen, im neuen Jugend- und Freizeitpark verschiedene Akzente zu setzen. „Dort können sich Jugendliche anders als bisher ausprobieren“, ist Marc Spies überzeugt. „Schön ist auch, dass für dieses Projekt ganz neue Kooperationen zwischen Vereinen entstanden sind.“

Voraussetzung für die Umsetzung seiner vielen Ideen wäre die Bereitschaft der Jugendlichen, sagt Spies. „Sie sollen ja begeistert sein.“ Zuletzt war Marc Spies fast 20 Jahre in Wuppertal städtischer Angestellter und suchte die berufliche Veränderung: „Streetworker – das erschien mir spannend.“ In der Schwebebahn-Stadt arbeitete Marc Spies im Gegensatz zur „Arbeit auf der Straße“ mehr stationär, betreute Jugend-Wohngruppen. „Ich habe in dieser Zeit alles erleben müssen, was man sich vorstellen. Jugendliche mit Problemen in intakten Elternhäusern oder aus völlig zerrütteten Verhältnissen. Problematische Lebensverläufe bis hin zu schweren psychischen Störungen, die bis zum Handicap reichten.“

Grundsätzlich wolle er mit den Jugendlichen eine Lebens- und Berufsperspektive für sie aufbauen. „Ich will Präsenz zeigen, und die soll bei der Zielgruppe positiv besetzt sein. Ich meckere nicht und schreibe keine Bußgelder“, betont Marc Spies. Deshalb sei sein vordringlichstes Ziel die Kontaktaufnahme: „Wie kriege ich einen Fuß in die Tür.“ Die Corona-Pandemie erschwere das, denn trotz gutem Wetter seien wenig Jugendliche unterwegs, beobachtet Marc Spies: „Die Jugendlichen können durch die Kontaktbeschränkungen in Lethargie verfallen.“ Um Netzwerke zu bilden, habe er in den vergangenen Wochen viele Termine vormittags gehabt: „Das ändert sich nun. Um die Jugendlichen zu erreichen, wird sich meine Arbeitszeit mehr und mehr in den Nachmittag und Abend verlagern.“

Der neue Streetworker hat eine Problematik bereits ausgemacht, die genauso die Wermelskirchener Jugendlichen betrifft: „Man unterschätzt leicht, dass Wermelskirchen eine Flächenstadt ist – von der Innenstadt nach Dabringhausen und Dhünn sowie zurück kommen schnell 30 Kilometer zusammen.“ Das mache es auch den Jugendlichen schwer: „Von den Ortsteilen gibt es keine vernünftige Busverbindung in die Stadt. Also treffen sich die Jugendlichen in ihren Ortsteilen, was Ärger mit Anwohner hervorrufen kann.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort