Kindertheater in Wermelskirchen König Drosselbart begeistert Schüler

Wermelskirchen · Der Kulturverein servierte Grundschulen und Kindergärten gleich drei Theatervorstellungen im Bürgerzentrum. So kamen etwa 500 Mädchen und Jungen in den Genuss eines vergnüglichen Theaterstücks.

 Kindertheater im Bürgerzentrum: Die Schüler ließen die Schauspieler Verena Bill und Michael Koenen keine Minute aus den Augen.

Kindertheater im Bürgerzentrum: Die Schüler ließen die Schauspieler Verena Bill und Michael Koenen keine Minute aus den Augen.

Foto: Jürgen Moll

Prinzessin Katharina stampft ordentlich mit ihren Füßen auf. Diesen albernen Ritter von Zackeschwert will sie wirklich nicht heiraten. Der Mann in seiner Ritterrüstung klopft sich ständig mit dem Schwert auf die gerüstete Brust. Also verjagt sie ihn ärgerlich. Die 300 Grundschüler vor der Bühne prusten fröhlich los und applaudieren gut gelaunt. Die Königstochter hat den nächsten Bewerber um ihre Hand vertreiben. Empört über ihren Vater beginnt sie eine Schimpftirade, bevor der nächste Kandidat in das Burgzimmer tritt: Graf Eitelfritz. Kaum haben die Kinder die neueste Figur auf der Bühne entdeckt, schallt ein Lachen durch den Saal im Bürgerzentrum – und die Jungs und Mädchen stimmen fröhlich in den Spott der Königstochter ein. Auch der nächste Heiratswillige, der um die hübsche Prinzessin anhält, wird vom Hof gejagt – unter dem Applaus der Kinder erhält er noch den Namen „Drosselbart“.

Später wird Jonas von der Haiderbachschule bekunden, das sei eindeutig der witzigste Teil des Stücks gewesen. „Das war cool“, wird er sagen. Und dann werden Erik und Tiara neben ihm darüber beraten, wie nur zwei Schauspieler so viele Rollen auf einmal spielen können. „Er hatte immer das gleiche Hemd und die gleiche Hose an“, wird Erik von seinen Beobachtungen erzählen, „und dann hat er sich schnell andere Kostüme darüber angezogen.“ Die Schüler lassen die Schauspieler Verena Bill und Michael Koenen vom „NiederrheinTheater“ keine Minute aus den Augen. Stattdessen verfolgen die 300 Grundschüler jede Bewegung der beiden. Die gut aufgelegten Schauspieler erzählen die Geschichte von König Drosselbart. Wer mit dem Märchen der Brüder Grimm vertraut ist, erinnert sich schnell an das Schicksal der Königstochter, die alle Freier mit Spott und Hohn vom Hof jagt und zur Strafe mit einem dahergelaufenen Spielmann verheiratet wird. Der macht sich mit der jungen Frau auf den Weg durch das Reich von König Drosselbart bis zu einer kleinen Hütte, in der das Mädchen Demut lernen soll.

An dieser Stelle wird es heikel – zumindest aus Sicht moderner Frauen, die wenig von Unterdrückung, Unterwerfung und antiquierten Rollenverständnissen halten. „Sei wie du bist. Du brauchst dich nicht zu verstellen, um geliebt zu werden“, möchte man den Mädchen und auch den Jungen zurufen, als die, zugegeben etwas hochnäsige, Königstochter immer kleiner gemacht wird. Man möchte den Brüdern Grimm zurufen, dass seit ihrer Märchen viele wunderbare Kapitel selbstbewusster Frauen geschrieben wurden. Dann zeigt sich schnell: Das ist gar nicht nötig. Denn auf der einen Seite spielt Verena Bill die Königstochter so wunderbar keck und trotzig und scheint bis zum Ende die Hosen anzubehalten, dass die Brüder Grimm sich wundern würden – trotz häufig originalgetreuer Texte und der altvertrauten Handlung. Und auf der anderen Seite scheinen auch die Kinder schon ihr Urteil getroffen zu haben: „Wollen wir sie ein bisschen ärgern?“, fragt der Spielmann, unter dessen Maske der König sitzt. Und unter den jungen Zuschauern entbrennt lautstark ein kleiner Streit um die beste Antwort. Die einen fordern entschieden, die Prinzessin nicht zu ärgern und sie gefälligst in Ruhe zu lassen. Den anderen gefällt die Idee gut, das Mädchen ein bisschen zu hänseln. Immer mal wieder bekommen die Schauspieler auf der Bühne keine klare Antwort, sondern ein buntes Meinungsbild von ihren Zuschauern. Keine Spur von Klischees.

Und doch schwingt beim Kindertheater im Bürgerzentrum noch eine andere Botschaft mit: Hohn und Spott zahlen sich selten aus. Und so ist der Applaus am Ende groß, als sich König Drosselbart und die Königstochter in den Armen liegen und der Ton deutlich liebevoller ausfällt. Der zarte Kuss wird zwar mit einem genüsslichen „Ihhh“ aus dem Publikum quittiert, aber das gute Ende schickt die Kinder beschwingt auf den Heimweg. „Ich fand es richtig gut“, sagt Ella (9) – und dann rangelt sie kurz mit ihrem Sitznachbarn. Von wegen brave Prinzessinnen.

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