Andreas Weilermann Und Nicole Müllenmeister "Angst dürfen wir beide einfach nicht haben"

Wermelskirchen · Andreas Weilermann und Nicole Müllenmeister kannten sich bislang nicht. Als sie sich auf Einladung der BM erstmals treffen, haben sie sich viel zu erzählen. Ein Gespräch mit der BM über Risiko und Grenzen, das schnelle Autofahren – und über die Frage, wer besser einparken kann.

 Rennfahrerin Nicole Müllenmeister und Andreas Weilermann, Leiter der Polizeiwache Wermelskirchen, trafen sich zum Gespräch auf Einladung der Bergischen Moprgenpost.

Rennfahrerin Nicole Müllenmeister und Andreas Weilermann, Leiter der Polizeiwache Wermelskirchen, trafen sich zum Gespräch auf Einladung der Bergischen Moprgenpost.

Foto: Jürgen Moll

Andreas Weilermann und Nicole Müllenmeister kannten sich bislang nicht. Als sie sich auf Einladung der BM erstmals treffen, haben sie sich viel zu erzählen. Ein Gespräch mit der BM über Risiko und Grenzen, das schnelle Autofahren — und über die Frage, wer besser einparken kann.

Herr Weilermann und Frau Müllenmeister, als Polizist beziehungsweise Rennfahrerin verbringt man viel Zeit im Auto. Wie gut können Sie eigentlich einparken?

Weilermann Das gelingt mir eigentlich ganz gut. Ich habe seit 32 Jahren einen Führerschein, bislang habe ich nur einmal eine kleine Mauer gestreift — im vergangenen Jahr beim Rückwärtseinparken mit meinem privaten Auto.

Würden Sie sich als guten Autofahrer bezeichnen?

Weilermann Ich denke, dass ich ein guter, aber kein sehr guter Autofahrer bin.

Wie sieht es bei Ihnen aus, Frau Müllenmeister?

Müllenmeister Ich bin der klassische "Rückwärtseinparker", vorwärts funktioniert überhaupt nicht. (lacht) An der Kölner Straße bin ich einmal von der Kupplung abgerutscht und dem vor mir fahrenden Fahrzeug leicht aufgefahren.

Hatten Sie schon einmal einen Unfall, Herr Weilermann?

Weilermann Privat noch nicht, Mitte der 1980er Jahre ist mir aber einmal eine Frau auf den Streifenwagen aufgefahren. Da habe ich einen ordentlichen Schlag in den Nacken bekommen — die Frau meinte im Nachhinein, sie hätte Bremse und Gas verwechselt.

Wer sind denn die besseren Autofahrer: Frauen oder Männer?

Müllenmeister Frauen können das mindestens genauso gut. Es gibt auch viele Männer, die nicht einparken können. Ich kann mich manchmal über einige männliche Verkehrsteilnehmer echt aufregen.

Rasant oder gemütlich — wie sind Sie unterwegs?

Müllenmeister Meine Freunde sagen immer, dass ich privat auch rasant fahre. Das sehe ich aber anders. Ich halte mich an die Geschwindigkeitsbegrenzungen. Wenn 50 km/h erlaubt sind, fahre ich auch nur 50. Wenn auf der Autobahn alles unbegrenzt ist, drücke ich aber auch mal aufs Gaspedal.

Weilermann Ich bin privat definitiv ein entspannter Fahrer. Auf der Autobahn bin ich nie schneller als mit 130 km/h unterwegs. Schnelles Fahren lohnt sich einfach nicht, weil man letztendlich nur ein paar Minuten früher am Zielort ankommt. Früher bin ich aber natürlich auch mal etwas flotter gefahren, zum Beispiel mit meinem ersten eigenen Auto, einem Escort XR3i. Das war für damalige Verhältnisse ein Geschoss mit 105 PS, auf das ich sehr stolz war. Zurzeit fahre ich einen Ford Mondeo, bald wird aber ein neues Auto fällig.

Müllenmeister Mein erstes Auto war ein Mini Cooper, den ich auch heute noch fahre. Klein, lila, flott — ein super Auto. Nur auf der Autobahn ist es dann doch nicht so gemütlich.

Sind sie schon mal geblitzt worden?

Müllenmeister Insgesamt zweimal — zuletzt an Matinee. Ich war in Remscheid mit 65 km/h unterwegs, obwohl nur Tempo 50 erlaubt war.

Weilermann In Wermelskirchen ist die Wahrscheinlichkeit an diesem Tag auch eher gering, dass du hier geblitzt wirst. Da haben wir andere Dinge zu tun. (lacht) Ich bin aber auch schon einmal "geblitzt" worden.

Aber doch nicht in Wermelskirchen, oder?

Weilermann Nein, das war vor zwei Jahren in Odenthal. Ich war privat mit dem Motorrad unterwegs und wurde von den Kollegen des Verkehrsdienstes aus Bergisch Gladbach erwischt. Nach dem Ortsausgang habe ich etwas zu früh beschleunigt und sah plötzlich die rote Kelle. Ich bin mit 83 km/h bei erlaubten 70 km/h gemessen worden und musste ein Verwarnungsgeld von 25 Euro zahlen. Kurz vor der Weiterfahrt meinte der Kollege, dass er mich irgendwoher kennt. Ich sagte: "Das liegt daran, dass wir den gleichen Beruf ausüben." Ich habe aber natürlich das Verwarnungsgeld bezahlt. Da gibt es keine Vorzüge, nur weil ich ein Kollege bin.

Sie sehen sich als entspannten Autofahrer — hätten Sie trotzdem Lust, mal in einem Rennwagen mitzufahren?

Weilermann Ich habe mir im Internet von Nicole ein Video angesehen, in dem sie gerade ein Rennen fährt. Das ist schon der Wahnsinn. Es ist sicherlich reizvoll, das einmal mitzuerleben. Ob ich dann hinterher noch meine normale Gesichtsfarbe hätte, kann ich aber nicht sagen.

Was macht die Faszination Motorsport aus?

Müllenmeister Ich fahre Rennen seit meiner Kindheit, mit elf Jahren saß ich zum ersten Mal im Kart. Mir macht es einfach großen Spaß. Die Zuschauer an der Rennstrecke — ich fahre zurzeit ja in der VLN-Langstreckenmeisterschaft auf dem Nürburgring — sorgen für eine tolle Atmosphäre. Sie feuern alle Fahrer an.

Weilermann Hat man überhaupt Zeit, das wahrzunehmen?

Müllenmeister Ich kann das. Es gibt sicherlich Fahrer, die alles andere um sich herum ausblenden. Mich spornt es zusätzlich an, wenn die Fans mir zujubeln. Ich habe zuletzt sogar einen Freund am Streckenrand gesehen, von dem ich gar nicht wusste, dass er da war. Und er war nach dem Rennen überrascht, als ich ihm genau sagen konnte, wo er gestanden hatte. Trotzdem muss ich während des Rennens zu jeder Sekunde hochkonzentriert sein.

Weilermann Ich wäre viel zu sehr mit dem Fahren beschäftigt. Ich habe großen Respekt vor Motorsportlern, war schon häufig bei Formel-1-Rennen am Nürburgring. Das ist schon echt faszinierend. Man lernt die Geschwindigkeit einfach anders einzuschätzen, wenn man so ein Rennen mal live vor Ort gesehen hat.

Wo sind die Grenzen auf der Rennstrecke? Tastet man sich immer näher heran, oder weiß man, wie weit man gehen kann?

Müllenmeister Ich taste mich heran. Obwohl ich die Strecke am Nürburgring gut kenne, kann sehr viel passieren — Unfälle, Öl auf der Fahrbahn oder plötzlich andere Witterungsverhältnisse. Man muss in Sekundenbruchteilen auf Unvorhersehbares reagieren können.

Hat man als Rennfahrer Respekt oder sogar Angst?

Müllenmeister Ich habe Respekt vor der Sache, die ich mache, das ist wichtig. Motorsport ist sehr schnell und verdammt gefährlich. Wir fahren bis zu 280 km/h schnell. Aber Angst darf man einfach nicht haben. Sobald jemand vor einem Rennen Angst verspürt, sollte er mit dem Motorsport aufhören. Eine gesunde Portion Respekt und Anspannung gehören dazu.

Die Arbeit eines Polizisten ist oftmals auch nicht ungefährlich. Wie gehen Sie damit um?

Weilermann In verschiedenen Bereichen bringt es der Polizeiberuf einfach mit, dass es auch wirklich gefährliche Situationen gibt. Wir gehen mit dem gleichen Respekt an verschiedene Aufgaben oder Einsätze heran wie Nicole auf der Rennstrecke. Aber auch bei uns gilt: Angst darf man nicht haben, dann wäre es der falsche Beruf. Dann könnte man sich nämlich nicht auf die eigentliche Aufgabe und die Bewältigung der Situation konzentrieren. Wir haben die Möglichkeit, in Fortbildungen regelmäßig Gefahrensituationen zu trainieren und lernen damit umzugehen, um im Ernstfall vorbereitet zu sein.

Welche Situationen werden geprobt?

Weilermann Es gibt ein ständiges Einsatztraining, zum Teil auch ein Fahrsicherheitstraining mit Verfolgungsfahrten, und die Kollegen machen ein Amok-Training — zum Glück gab es solch eine Situation im Rheinisch-Bergischen Kreis noch nicht. Wir lernen zudem, wie wir uns verhalten, wenn es in täglichen Einsätzen brenzlig wird und Situationen zu eskalieren drohen. Es geht dann darum, sich in einem Einsatz selbst zu schützen, so gut es geht.

Haben Sie Fälle erlebt, die Sie noch längere Zeit beschäftigt haben?

Weilermann Ich habe jetzt noch eine Situation vor Augen aus der Zeit kurz nach meiner Ausbildung. Es war meine erste Unfallaufnahme mit verletzten Personen — den Unfallhergang kann ich noch erzählen, als wenn er sich gestern ereignet hätte. Damals ist ein Motorradfahrer in ein Taxi geprallt — der Kradfahrer wurde eine Böschung hinuntergeschleudert und verlor dabei einen Arm. Das war schon heftig, so etwas vergisst man nicht.

Lernt man als Polizist, solche Situationen nicht an sich heranzulassen und sich zu distanzieren?

Weilermann Im Laufe der Jahre entwickelt man eigene Techniken, um eine gewisse Distanz zu wahren und das Erlebte zu verarbeiten.

Wie lange wirken negative Erlebnisse auf der Rennstrecke nach?

Müllenmeister Wenn ich einen Fehler selbst verschuldet habe, ärgere ich mich noch längere Zeit darüber. Wenn aber das Auto einen Defekt hatte oder ich unverschuldet ein schlechteres Ergebnis erzielt habe, kann ich dies schnell abhaken und nach vorne schauen.

Würden Sie gerne hauptberuflich Rennen fahren?

Müllenmeister Auf jeden Fall. Momentan verdiene ich etwas Geld als Rennfahrerin, arbeite aber hauptberuflich hier in Wermelskirchen bei der Firma "Radiant & Dyes Laser" und kontrolliere die Produktion. Und nebenbei helfe ich abends noch im Skiladen der Familie an der Grünestraße.

Sehen Sie noch die Chance, im Motorsport ein paar Stufen höher zu kommen?

Müllenmeister Viele Fahrer, mit denen ich früher schon gefahren bin, haben den großen Sprung geschafft — zum Beispiel Sebastian Vettel oder Nico Hülkenberg. Es wäre natürlich ein Traum, etwas Vergleichbares zu schaffen. Dafür braucht man im Motorsport aber gute Verbindungen, wichtige Fürsprecher — und auch eine Menge Geld.

Es gab auch mal ein direktes Duell mit Sebastian Vettel — konnten Sie ihn besiegen?

Müllenmeister Wir sind einmal bei der Europameisterschaft zusammen gefahren. Da kam ich knapp hinter ihm ins Ziel. Sein Vater Norbert grüßt auch heute noch, wenn wir uns sehen. Es war damals eine große Gemeinschaft.

Wollten Sie schon immer Polizist werden, Herr Weilermann?

Weilermann Ich kann heute mit Stolz sagen: Es war und ist immer noch mein Traumberuf. Die Arbeit mit Menschen fasziniert mich einfach. Ich lerne jeden Tag neue Menschen kennen, helfe ihnen und löse Probleme. Der Kontakt mit den Leuten gibt mir viel. Auf der Kirmes zum Beispiel war es mir wichtig, mit den Menschen zu reden und Meinungen auszutauschen. Dabei geht es mir auch darum, Vorurteile abzubauen. Ich möchte für die Menschen "Freund und Helfer" sein. Auf der Straße werde ich manchmal sogar mit Namen angesprochen, das hat es vorher in Köln nicht gegeben. Ich genieße die Arbeit in Wermelskirchen.

Müllenmeister Ich wollte als Kind entweder Pumpenbauer oder "Inspektor Columbo" werden. (lacht) Ich möchte nicht woanders leben, fühle mich in Wermelskirchen ebenfalls sehr wohl. Nach den Rennen freue ich mich immer sehr auf zu Hause.

Wie lief das Jahr sportlich für Sie?

Müllenmeister Es hätte besser laufen können. Ich bin im "Opel Astra OPC Cup" auf dem Nürburgring gefahren und war mit meiner persönlichen Leistung größtenteils zufrieden. Leider konnte mein Teamkollege mit der Konkurrenz nicht ganz mithalten. In der Gesamtwertung haben wir am Ende unter 20 Teams Rang elf belegt. Mein Ziel ist aber klar: Ich möchte immer vorne mitfahren.

Vielleicht bald in einem anderen Auto?

Müllenmeister Ich habe ein Angebot, im kommenden Jahr in einem Audi R 8 oder einem Porsche zu fahren. Das muss ich mir aber noch überlegen, es ist auch eine Kostenfrage. Dafür bräuchte ich die Unterstützung von Sponsoren. Es kann sein, dass ich erst mal eine Ruhepause einlege und trainiere, um später wieder voll anzugreifen.

Welche Träume haben Sie noch?

Müllenmeister Ich würde gerne mal einen Porsche fahren — oder einen Mustang. Ansonsten bin ich rundum glücklich.

Weilermann Mein größter Wunsch ist, gesund zu bleiben. Und ich möchte einmal die Pyramiden in Ägypten sehen.

SEBASTIAN RADERMACHER FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(RP)
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