Panuba-Erlebnishof in Uevekoven Tiere sind oft die besten Therapeuten

Uevekoven · Auf dem Panuba-Erlebnishof von Gregor Kryk gibt es Streicheleinheiten für alle Sinne. Der Kontakt mit Tieren fördert das Wohlbefinden von Menschen, die eine Behinderung haben oder sich in einer schwierigen Lebensphase befinden.

 Das Glück dieser Erde: Die kleine Leonie fühlt sich sichtlich wohl auf dem Rücken des Ponys. Gregor Kryk vom Panuba-Erlebnishof assistiert dem Mädchen mit Trisomie 21 beim Reiten.

Das Glück dieser Erde: Die kleine Leonie fühlt sich sichtlich wohl auf dem Rücken des Ponys. Gregor Kryk vom Panuba-Erlebnishof assistiert dem Mädchen mit Trisomie 21 beim Reiten.

Foto: Armin Jackels

Der Panuba-Erlebnishof von Gregor Kryk liegt etwas versteckt am Luehweg 10 in Sichtweite des Uevekovener Wasserturms. Fast am Ende der Bebauung führt ein sandiger Weg zwischen zwei neueren Wohnhäusern ans Ziel. Auf dem Gelände befindet sich eine große Scheune, in der es jede Menge Spielzeug, Schaukeln, Klettergeräte und vieles mehr gibt. Munter laufen einige Hühner gackernd über den sandigen Boden. Etwas weiter in einer zweiten Scheune hört man Kinderlachen und Erwachsene, die sich unterhalten. Es sind Kinder mit Trisomie 21, auch als Down-Syndrom bekannt, und deren Geschwister, die schon etwas aufgeregt auf ihre tiergestützte Therapiestunde warten. Ihre Familien sind Mitglied des Vereins Kleeblätter 21 aus Mönchengladbach, die das Therapieangebot von Gregor Kryk seit Mai dieses Jahres nutzen.

„Die meisten unserer Mitglieder stammen aus Mönchengladbach, einige wohnen aber auch hier im Raum Wegberg“, berichtet Anja Holzports, die im Vorstand des gemeinnützigen Vereins ist. Sie ist mit ihrem Mann Jörg, ihrem Sohn Keno und dessen Bruder heute zur Therapiestunde auf dem Hof. Sie werden begleitet von zwei weiteren Vätern mit ihren Töchtern Anouk und Leoni, die ebenfalls Trisomie 21 haben. Und dann wird es etwas lauter. Bella-Marie, der Therapiehund, stürmt in Begleitung seines Freundes, einem Zwergdackel, in die Scheune, gefolgt von Gregor Kryk. Erst einmal werden alle und alles von den Hunden freudig beschnuppert. Geduldig lassen sich die Tiere streicheln.

„Welche Tiere nehmen wir heute mit in die Stunde?“, will Kryk wissen. Sofort entscheiden sich Anouk und Leoni für zwei Kaninchen, die aus dem Stall in einen Bollerwagen gesetzt werden. Mit dem Bollerwagen und den Kaninchen, der von den beiden Mädchen gezogen wird, geht es dann gemeinsam mit einem gesattelten Pony in die Therapiescheune. In der Scheune lässt sich die kleine Leoni freudestrahlend von Kryk auf den Rücken des Ponys setzen. Leonis Vater übernimmt die Führleine und dann geht es im Kreis durch die Scheune. Dabei werden mit Unterstützung von Kryk verschiedene Übungen gemacht und eine Runde sogar rückwärts im Sattel geritten. Die Jungs toben sich derweil auf der Schaukel aus. „Das ist nicht nur Therapie für die Kinder mit Down-Syndrom, sondern für die ganze Familie. Während die Kinder ihre Übungen machen, können wir Eltern uns untereinander austauschen“, sagt uns Anja Holzportz. „Wichtig ist, dass man ein Netzwerk hat und mit anderen Familien mit ähnlichem Schicksal im Gespräch bleibt.“

Die Reittherapiestunden sind nur ein kleiner Teil des Spektrums, das Panuba anbietet. Gregor Kryk ist gelernter Altenpfleger, hat im Anschluss ein Studium in Pflegewissenschaften absolviert, ist ausgebildeter Therapeut für tiergestützte Therapie und seit mehr als zwanzig Jahren in diesem Umfeld tätig. „Anfangs sind wir mit Hühnern, Hund und Ziege in die Pflegeheime gegangen, um zum Beispiel Demenzkranke oder depressive Patienten zu therapieren. Das war extrem schwierig, da Tiere natürlich nicht unbedingt die gängigen Besucher eines Pflegeheimes sind. Heute ist man dabei viel offener“, sagt er. „Wir besuchen regelmäßig Hospize und Pflegeeinrichtungen auch im weiteren Umfeld von Uevekoven. Von Viersen und Mönchengladbach geht es sogar bis nach Köln und Wuppertal.“

Engen Kontakt hat er auch zu den lokalen Kindergärten und Schulen, die das Angebot von Panuba gerne nutzen. Ganz nach dem Motto „Raus aufs Land“ bieten solche Besuche auf dem Hof die Möglichkeit der hautnahen Begegnung mit den Tieren des Hofes. So können Ponys, Schafe, Ziegen, Hühner, Minischweine und Kaninchen etc. durch Beobachten, Füttern und Streicheln mit allen Sinnen erlebt werden.

Der Hof gehört seinen Schwiegereltern und wird nach dem Tod des Schwiegervaters noch heute als landwirtschaftlicher Betrieb mit Hofladen von seiner Schwiegermutter Marita Langerbeins geführt. Das bedeutet, dass Kryk auch gleichzeitig noch Landwirt im Nebenerwerb ist. Inzwischen ist Panuba seit 13 Jahren in Uevekoven. Aktuell plant Kryk eine komplette Umgestaltung, um das Angebot den sich ständig ändernden Anforderungen anpassen zu können. Gerade jetzt nach Corona ist der Therapiebedarf enorm gestiegen. Nicht nur Menschen mit Handicap benötigen Hilfe. Oft sind es auch Menschen, deren Leben durch Corona und die Folgen in Schieflage geraten ist.

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