Die Folgen der Vermehrung Kanadagänse breiten sich am Mühlenweiher aus

Wegberg · Die Tiere waren ursprünglich in Nordamerika heimisch, fühlen sich aber hierzulande immer wohler. Ihr Kot kann sich schädlich auf die Umwelt auswirken. Das Problem ist zum Teil „hausgemacht“. Wie sich der Bestand regulieren lässt.

 Eine beträchtliche Zahl von Kanadagänsen ist derzeit auf dem Ophover Mühlenweiher anzutreffen. Ursprünglich in Nordamerika heimisch, verbreiten sich die Tiere immer stärker.

Eine beträchtliche Zahl von Kanadagänsen ist derzeit auf dem Ophover Mühlenweiher anzutreffen. Ursprünglich in Nordamerika heimisch, verbreiten sich die Tiere immer stärker.

Foto: Renate Resch

Die Kanadagans ist ganz ohne Frage hübsch anzuschauen mit ihrem schlanken, schwarzen Hals. Ein weißes Kehlband zieht sich seitlich bis hinter die Augen, der Körper hat eine grau-braune Färbung, die Brust schimmert hell. Im Körperbau ist sie einem Schwan recht ähnlich. Laut dem Nabu gehört das Tier zu den wenigen invasiven Arten, die sich in Deutschland sehr erfolgreich eingebürgert haben. Vor allem Grünflächen, Wiesen und Parks an Gewässern ziehen die Vögel geradezu magisch an. Nachdem weit mehr als 100 Graugänse Anfang des Jahres am Erkelenzer Ziegelweiher gesichtet wurden, haben sie nun auch den Ophover Mühlenweiher in Beschlag genommen.

Das Problem: Sie sorgen für Verunreinigungen auf den Wegen und Flächen, ihr Kot könnte auch die Wasserqualität beeinflussen, zu Algenbildung führen und schlimmstenfalls den Fischbestand gefährden, falls der Sauerstoffgehalt im Wasser erheblich sinkt. Das ist kürzlich auch im Wassenberger Gondelweiher passiert, wenn auch aus anderen Gründen.

„Im Moment ist für mich noch nicht absehbar, wann der Höchststand erreicht sein wird“, sagt Hans-Georg Bommer, Vogel-Experte im Nabu-Kreisverband Heinsberg, zur ansteigenden Population der Kanadagänse in der Region. Mittlerweile habe die Kanadagans die Stockente als am stärksten verbreitete heimische Art abgelöst Die Nordrhein-Westfälische Ornithologengesellschaft (NWO) zählt die Gänse seit zehn Jahren jeden Sommer. Das Ergebnis: Pro Jahr wächst der Bestand der Kanadagänse in NRW um rund drei Prozent. Es gebe mittlerweile kaum ein Gewässer, so Hans-Georg Bommer, an dem sich die Tiere nicht ansiedeln würden. Gerade die Nähe zu menschlichen Siedlungsbereichen berge durchaus Konfliktpotenzial. Hinzu komme, dass die Kanadagans dazu neige, andere, weniger aggressive Arten zu verdrängen. „Aus meiner Sicht wäre es begrüßenswert, wenn wir weniger Kanadagänse hätten.“ Aber: Wie könnte das funktionieren?

Die Tiere zu jagen, würde sich an der Ophover Mühle und der sie umgebenden Parkanlage allein schon aus rechtlichen Gründen verbieten, von den Reaktionen aus dem Tierschutz ganz zu schweigen. Die effektivste Methode, den Bestand zu kontrollieren, wäre eine Art „Geburtenkontrolle“, wie die Stadt Düsseldorf sie im Volksgarten praktiziert: Im Frühjahr wird einfach ein Teil der Eier aus den Gelegen der Gänze entfernt. Kostenpflichtiger Inhalt Dies war in Erkelenz bislang nicht möglich, denn im Frühjahr brütet am Ziegelweiher auch der seltene und streng geschützte Graureiher, sodass die Brutinsel im Weiher gar nicht erst betreten werden darf.

In Wegberg indes verweist die Stadtverwaltung auf die Zuständigkeit der Unteren Jagdbehörde des Kreises Heinsberg. Probleme mit den Gänsen seien dort bekannt, insbesondere mit den Kanadagänsen, deren Population höher ist als bei den beiden anderen Gänsearten (Graugans, Nilgans). Eine Reduktion des Bestandes sei nur durch „jagdliche Aktivität“ möglich, die aber in der Hand der Revierinhaber liege. Der Kreis Heinsberg plane in der Mühlenstadt keine besonderen Maßnahmen, so die Stadtverwaltung.

Dass die Tiere sich in Parks und Grünanlagen derart wohl fühlen, liegt zum einen an den günstigen Brutbedingungen. Zum anderen ist das Problem der starken Vermehrung allerdings auch „hausgemacht“. Hans-Georg Bommer dazu: „Aus falsch verstandener Tierliebe werden die Graugänse oft gefüttert.“ Kein Wunder also, dass die Population an vielen Orten im Kreis wachse und wachse, etwa an den Ophovener Seen bei Wassenberg oder am Kapbuschsee zwischen Hilfarth und Brachelen auf Hückelhovener Stadtgebiet. „An vielen Gewässern geht die Anzahl der Tiere in die Hunderte.“

Der Nabu-Vogelexperte rät deshalb dringend dazu, die Gänse nicht mit zusätzlicher Nahrung zu versorgen. Ansonsten gebe man den Tieren ein klares Signal, sich vor Ort niederzulassen und zu vermehren. „Wenn die Leute anfangen, massiv zu füttern, sind die Auswirkungen entsprechend“, warnt Hans-Georg Bommer. Dann gestalte sich die Bestandskontrolle noch schwieriger.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort