Karneval im Kreis Viersen Altweiber in Dülken, Viersen, Süchteln
Viersen · Frauenpower hat den Karnevalisten den Weg in die Rathäuser im Kreis Viersen geebnet. Die Jecken feierten friedlich den Beginn des Straßenkarnevals — lediglich in Viersen-Dülken musste die Polizei mehrfach einschreiten.
Viele tausend Narren haben an Altweiber im Kreis Viersen friedlich und ausgelassen den Beginn des Straßenkarnevals gefeiert und die Erstürmung der Rathäuser miterlebt. „Im Kreisgebiet blieb es ruhig“, erklärte ein Polizeisprecher, lediglich in Viersen-Dülken sprach die Polizei eine Vielzahl an Platzverweisen aus und nahm 27 Personen in Gewahrsam – zwei mehr als im Vorjahr. „Dort haben sich wie in den Vorjahren viele alkoholisierte Jugendliche getroffen.“ In der Spitze waren 3000 Feiernde auf dem Alten Markt. Die Polizei nahm in Dülken auch einige Anzeigen wegen Körperverletzung auf. Insgesamt sei dort das Einsatzgeschehen ungefähr auf dem Niveau des Vorjahres gewesen, erklärte der Polizeisprecher.
„Es ist so weit, hiermit eröffne ich den Straßenkarneval in Dülken!“ rief Prinz Paul I. vom Bühnenwagen auf dem Alten Markt, nachdem seine Prinzessin Sigrun I. die Frauen zu einem „Miteinander und Füreinander“ aufgerufen hatte. Zuvor hatte der Präsident des Vaterstädtischen Vereins, Günter Jansen, die Dölker Möhnen mit Obermöhn Andrea Stollenwerk und die Dreistadtmöhnen Abteilung Dülken mit Obermöhn Ingeborg Gartz auf die Bühne gebeten, dazu das Prinzenpaar und das Kinderprinzenpaar Marvin I. und Sophie I. jeweils mit Gefolge. Dort begrüßten sie tausende Gäste auf dem Alten Mark: „Lasst uns an diesem Tag der Frauen friedlich, ausgiebig und mit viel Spaß feiern.“
Schon um 11.11 Uhr hatten die Dreistadtmöhnen mit Unterstützung der Dölker Möhnen und der Prinzenpaare versucht, das alte Dülkener Rathaus zu stürmen. Drei Mal misslang dies, nach einem gemeinsamen „Gloria tibi Dülken“ endlich kamen die Rammböcke in Schwung, die Rathaustür öffnete sich und Vizebürgermeister Hans Willy Bouren sowie Bürgermeisterin Sabine Anemüller und Ratsherr Stephan Seidel als Putzfrau gaben den Schlüssel zum Rathaus heraus. Schauen Sie hier die Fotos von Rathauserstürmung und Straßenkarneval.
Weit geöffnete Türen gaben schon morgens um 9 Uhr den Blick auf ein mit Luftballons und Girlanden geschmücktes Foyer der Volksbank in Süchteln frei. Das Süchtelner Prinzenpaar Gregor I. und Daniela I. samt Gefolge sowie das Kinderprinzenpaar Elias I. und Sabrina I. bereiteten ihren Einzug vor. Orden, Bützchen und Geschenke machten die Runde, das Gastgeberteam trug Kleidung im 1950er-Jahre-Stil und benahm sich nicht minder jeck ist als die Gäste. Auch die inzwischen angereisten Dreistadtmöhnen Abteilung Süchteln fühlten sich daheim, wenngleich es einen Wehmutstropfen gab: Obermöhne Margret Maier war nicht dabei. „Sie ist erkrankt; ausgerechnet in dem Jahr, in dem wir das 30-jährige Bestehen feiern“, berichtete ihre Vertreterin Antonia Christ. Dann ging’s zum Sturm aufs Rathaus. Die neue Beigeordnete Cigdem Bern hatte sich eine spezielle Taktik zurecht gelegt und Verstärkung ins Rathaus geholt: Neben Süchtelns Ortsbürgermeister Wolfgang Genenger kamen auch Kinder der Viersener Kita Robend. Die versahen die Tür zum Rathaus mit Plakaten, die unzählige bunte Kinderhandabdrücke aufwiesen. Ein schweres Hindernis für die Möhnen, wenngleich sie als Glücksbringer die Schornsteinfeger mit dabei hatten. Doch letztendlich musste die Verwaltung kapitulieren und Bern den großen goldenen Schlüssel herausrücken. Die Möhnen haben das Rathaus erobert und damit den Weg für die närrischen Tage freigemacht.
Während andernorts die Möhnen in die Rathäuser stürmen, verteidigen die Dreistadtmöhnen gemeinsam mit Bürgermeisterin Sabine Anemüller das Stadthaus in Alt-Viersen. Keine leichte Aufgabe also fürs Prinzenpaar Thilo I. und Ute I., zumal sich plötzlich und unerwartet sogar Kinderprinzessin Greta unter die Möhnen mischte. „Nicht freiwillig!“, wie sie zu Protokoll gab. Mehrere hundert Jecke waren Zeugen eines erbitterten Kampfes, bei dem nicht nur eine Kanone zum Einsatz kam, sondern auch die Prinzengarde unter den herrlich robusten Beleidigungen ihres Kommandanten Erik Tillmanns („Meine Kampftruppe heißt Hasen. Wie nennt ihr Motten euch? Kügelchen?!“) gegen die Möhnen antanzte. Doch weder Donnerhall noch mehr oder minder prinzengardielle Eleganz vermochten die Tür des Stadthauses zu öffnen. Den Ausschlag gab letzten Endes das Prinzenpaar, das mit Unterstützung aus dem Publikum und zur Musik von Achim Reichels „Aloha heja he“ ins Stadthaus ruderte.