Solingen Taten werden brutaler, Zivilcourage nimmt ab

Solingen · Nach dem brutalen Überfall auf einen 40-Jährigen gibt die Polizei Tipps, wie man sich verhalten soll: helfen, ohne sich zu gefährden.

Die Nachrichten von brutalen Überfällen erschrecken. Jeder kann Opfer werden, weiß die Polizei, die sich seit langem mit dem Thema Opferschutz und Gewaltprävention beschäftigt. Die Aktion "Tu was" appelliert an die Zivilcourage und gibt dazu wertvolle Tipps, wie man helfen kann, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen. Das ist die oberste Regel, sagt Ralf Weidner, der sich im Wuppertaler Polizeipräsidium mit dem Opferschutz beschäftigt. Zwar werde darüber keine Statistik geführt, doch gefühlt habe die Bereitschaft, anderen zu helfen, nachgelassen, weil die Täter immer brutaler vorgehen und potenzielle Helfer Angst haben.

"Wir erwarten nicht, dass jemand seine eigene Gesundheit aufs Spiel setzt, doch Weglaufen ist nicht immer eine gute Lösung", sagt Ralf Weidner. Wer einen Überfall beobachtet, sollte möglichst unverzüglich Hilfe rufen und dabei auch Passanten ansprechen, und das gezielt. "Sie da in der roten Jacke, helfen sie mir, wirkt ungleich mehr als die Frage, ob jemand helfen könne", weiß der Kriminaloberkommissar. Jemand, der so direkt benannt werde, könne später nicht sagen, er habe sich nicht angesprochen gefühlt.

Im jüngsten Fall war niemand mehr auf der Straße, um dem 40-jährigen Mann aus Kiel und seinem Solinger Freund zu helfen. Wer auf der Straße verdächtige Personen auf sich zukommen sehe, tut nach den Erfahrungen von Ralf Weidner gut daran, die Straßenseite zu wechseln. Auch könne es von Vorteil sein, den Tätern freiwillig die Wertgegenstände auszuhändigen. "Jeder ist über seine Hausratversicherung geschützt und bekommt den Schaden ersetzt", sagte der Polizeiexperte. Ob die Täter vom vergangenen Sonntag ihr Opfer bereits im Visier hatten, als es an einem Automaten am Rathaus Geld holte, ist unklar. Wer in der Umgebung von Geldautomaten verdächtige Personen beobachtet, sollte darauf verzichten, Geld abzuheben, rät der Polizeikommissar. Grundsätzlich aber könne jeder zu jeder Zeit an jedem Ort Opfer von Gewalt werden. In der Regel seien sogar die Nachtstunden sicherer, weil sich dann kaum noch jemand auf der Straße befindet, meistens auch kein Straftäter, sagt Ralf Weidner.

Brennpunkte, wo sich vermehrt Straftaten ereignen, werden von der Polizei im Auge behalten, sichtbar und auch unsichtbar.

(RP)
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