Solingen Ärzte aus Solingen helfen in Afghanistan

Solingen · Die Mediziner Dr. Yama Bareksei, Afifa Sharif und Tareq Soumma verbrachten ihren Urlaub im freiwilligen Einsatz am Hindukusch.

Sein Reisegepäck nimmt Dr. Yama Bareksei in der Regel in Umzugskartons mit. Diesmal waren es sechs Stück. Vollgepackt mit Medikamenten, Verbindungsmaterial, Scheren, Kanülen und Spritzen hat der Unfallchirurg in Begleitung von zwei Fachkollegen den Sommerurlaub in Afghanistan verbracht. Dr. Bareksei ist Mitglied des Afghanischen Ärztevereins in Deutschland. Die Organisation vermittelt humanitäre Einsätze in die Krankenhäuser am Hindukusch. Die Planung des Einsatzes und die Kosten übernehmen die Ärzte selbst.

Drei Wochen Auszeit vom Dienst im Städtischen Klinikum Solingen - drei Wochen Dauereinsatz im größten staatlichen Krankenhaus im Norden Afghanistans. Dr. Bareksei, der in den 1980er Jahren unter der sowjetischen Besatzung in Afghanistan aufgewachsen ist und seit 1992 in Deutschland lebt, betrat in Mazar-e Sharif kein Neuland. Der Arzt ist seit 2010 Jahr für Jahr in Afghanistan unterwegs. Für seine Verlobte Afifa Sharif, Unfallchirurgin in Wuppertal, und den Assistenzarzt Tareq Soumma von der Klinik für Unfallchirurgie am Klinikum war es eine Expedition ins Unbekannte. Afifa Sharif und Tareq Soumma trauten anfangs ihren Augen nicht. "Auf der Kinderintensivstation sterben Säuglinge, weil es dort keine Beatmungsgeräte gibt", erinnern sich die Ärzte. Röntgen im OP-Saal? — Fehlanzeige. Die an die deutschen Standards gewöhnten Spezialisten sammelten Grenzerfahrungen. "Wir haben Patienten Geld aus eigener Tasche gegeben, damit sie außerhalb des Krankenhauses Röntgenbilder machen lassen knnten", berichten Dr. Bareksei und seine Kollegen. "Die ärztliche Behandlung ist zwar kostenfrei, allerdings müssen Patienten oder Angehörige Medikamente, Desinfektionsmittel - ja sogar Implantate in Eigenregie besorgen, um sie dann in der Klinik einsetzen zu lassen." Die spartanische Ausstattung ist die eine Seite der Medaille. Dass die afghanischen Ärzte ihre Klinik mittags verlassen, um in privaten Krankenhäusern das Geld zu verdienen, während Studenten die Stellung halten, belastet die Situation zusätzlich.

Dr. Bareksei und seine Kollegen haben das Team der Unfallchirurgie und Orthopädie verstärkt. "Die afghanischen Ärzte haben uns oft als Berater für komplizierte Fälle in Anspruch genommen, wenn sie aus unterschiedlichsten Gründen nicht versorgen wollten oder auch konnten". Insbesondere bei komplizierten handchirurgischen Operationen standen die Helfer aus dem Bergischen mit Rat und Tat zur Seite. "Weil das Interesse an der Handchirurgie sehr groß war, habe ich zwischendurch zwei Vorträge gehalten", berichtet Dr. Bareksei. Der Arzt spricht Dari und Pashto - die offiziellen Landessprachen in Afghanistan. Das öffnet ihm in seinem Heimatland die Türen.

Drei Wochen in Afghanistan, drei Wochen ununterbrochene Hilfe für Verkehrs- und Verbrennungsopfer, aber auch für die Opfer des Krieges. "Wir haben viele Kinder und Jugendliche behandelt". Die Motivation der Ärzte war, den Armen und Bedürftigen zuallererst zu helfen. Die Freude des Chirurgen-Trios nach der Rückkehr ist groß: "Wir waren trotz der extrem schwierigen Umstände Gott sei Dank sehr erfolgreich."

(RP)
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