Fehlende Betreuungsplätze SPD sieht Bund und Land beim Ganztag in der Pflicht

Solingen · Die Sozialdemokraten bringen zur Ratssitzung am 4. Juli eine Resolution ein, mit der Bundes- und Landesregierung aufgefordert werden sollen, finanzielle Hilfe zum Offenen Ganztag an Grundschulen zu leisten.

Die Schilderungen ließen an Dramatik kaum etwas zu wünschen übrig. Gleich eine ganze Reihe von Eltern war am Dienstagabend zu der Sitzung des Schulausschusses ins pädagogische Zentrum des Humboldtgymnasiums gekommen – wobei die eher ruhig und nüchtern vorgetragenen Erfahrungsberichte aus dem Alltag vieler Familien ihre Wirkung bei den Politikern nicht verfehlten.

Da war die Rede von Müttern, die aufgrund fehlender Betreuungsmöglichkeiten für ihr Kind nicht mehr wissen, wie es nach den Sommerferien auf ihrer Arbeitsstelle weitergehen soll. Andere Eltern wiederum berichteten von dem Stress, der zu Hause ausbricht, wenn unklar ist, wer sich nachmittags um den Sohn oder die Tochter kümmert. Und ein Vater brachte seine Sorge zum Ausdruck, das eigene Kind könne in der Schule zurückfallen, weil es – im Gegensatz zu Klassenkameraden – eben nicht in den Genuss eines Platzes im Offenen Ganztag kommt.

Dass solche Ängste real sind, daran bestand für die Mitglieder des Schulausschusses jedenfalls kein Zweifel. Denn obwohl die Stadt in der Sitzung am Dienstag angekündigt hatte, im neuen Schuljahr zusätzlich fünf weitere OGS-Gruppen einzurichten, herrschte unter den Politikern der unterschiedlichen Parteien doch Einigkeit darüber, dass diese Aufstockung des Angebots bei weitem nicht ausreichen wird.

Im Gegenteil: Nach den bislang bekannten Daten für den neuen Schulentwicklungsplan, der im Oktober vorliegen soll, gehen die Beamten im Rathaus um Schuldezernentin Dagmar Becker (Grüne) davon aus, dass in den nächsten zehn Jahren rund 15 weitere Gruppen an Grundschulen gebraucht werden – weswegen die SPD nun einmal mehr in die Offensive geht und von Bund sowie Land Maßnahmen verlangt.

So wird die sozialdemokratische Fraktion für die nächste Sitzung des Stadtrates am 4. Juli einen Resolutionsentwurf vorlegen, in dem die Bundes- und die Landesregierung aufgefordert werden, den Offenen Ganztag an Grundschulen „wie im Kita-Bereich umfassend finanziell abzusichern“.

„Die Diskussion im Ausschuss hat sehr deutlich gemacht, dass wir nach der Kita-Phase eine deutliche Lücke im Angebot haben“, sagte jetzt SPD-Fraktionschefin Iris Preuß-Buchholz. Dies habe zur Folge, dass die Grundschulen „ständig entscheiden müssen, wer denn der schlimmste Härtefall ist“. Eine Situation, die aus Sicht der SPD so nicht bleiben darf, weswegen die Partei, die mit einer breiten Zustimmung für ihre Resolution rechnet, nun vor allem die Solinger Bundes- und Landtagsabgeordneten am Zug sieht.

Die Grünen lobten derweil am Mittwoch noch einmal die Stadtspitze für die Entscheidung, fünf neue OGS-Gruppen zu schaffen. Die Zusammenarbeit der grünen Dezernentin Becker mit dem „rot-grünen“ Oberbürgermeister Tim Kurzbach (SPD) habe sehr gut funktioniert, resümierte Grünen-Fraktionssprecherin Martina Zsack-Möllmann. Nun gelte es, die finanziellen Belastungen dauerhaft zu stemmen, so Zsack-Möllmann.

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