Keine guten Zahlen für Solingen Kurzarbeit: 23.757 Beschäftigte betroffen

Solingen · Die Zahl der Kurzarbeiter ist in Solingen aktuell deutlich höher als noch während der Wirtschafts- und Finanzkrise in den Jahren 2008/2009. Die Arbeitslosenquote liegt im Berichtsmonat Mai bei 8,3 Prozent.

   Carmen Bartl-Zorn von der Bergischen IHK.

 Carmen Bartl-Zorn von der Bergischen IHK.

Foto: Kristina Malis

Die Bergische Industrie- und Handelskammer (IHK) sieht nach ihrer jüngsten Konjunkturumfrage in der vergangenen Woche die Wirtschaft in Solingen, Remscheid und Wuppertal auf Talfahrt. Nun legt die Agentur für Arbeit mit den Arbeitslosen- und Kurzarbeiterzahlen für den Monat Mai nach. Auch hier sieht es düster aus. Danach sind in Solingen nach vorläufigen Auswertungen der Agentur insgesamt 1623 Anzeigen von Unternehmen für 23.757 Mitarbeiter auf Kurzarbeit eingegangen. Damit sind 43,4 Prozent der Solinger Beschäftigen von Kurzarbeit betroffen. „Die Zahl der Kurzarbeiter ist deutlich höher als während der Finanzkrise“, sagt der Chef der Arbeitsagentur Solingen-Wuppertal, Martin Klebe.

Gleichwohl könne man erst in zwei oder drei Monaten genau sehen, ob aus der von den Firmen angezeigten auch tatsächliche Kurzarbeit entstanden ist. „Das sehen wir erst, wenn die Erstattungsanträge für Kurzarbeitergeld gestellt werden“, erklärt Klebe und ergänzt: „Die Kurzarbeit trägt unverändert.“ Allerdings ist Kurzarbeit immer mit Einkommenseinbußen verbunden.

Die Unternehmen halten mit diesem Instrument der Arbeitsmarktpolitik überwiegend an ihren Mitarbeitern fest. Im Bergischen Städtedreieck wurden bis Ende Mai insgesamt über 5900 Anzeigen auf Kurzarbeit für nahezu 90.000 Beschäftigte gezählt.

Am stärksten von Kurzarbeit betroffen sind die Metall- und Elektrobranche, die Stahlindustrie, die Gastronomie, der Einzelhandel, aber auch das Baugewerbe und das Gesundheitswesen. Rein rechnerisch wurde für zwei Fünftel der Beschäftigten im Städtedreieck Kurzarbeit angezeigt.

Klebe sieht aber auch kleine Lichtblicke auf dem Arbeitsmarkt. „Der Anstieg der Arbeitslosigkeit ist im Mai gegenüber März und April deutlich geringer. Die Unternehmen wollen ihre Mitarbeiter behalten“, sagt der Leiter der Arbeitsagentur.

Für Solingen errechnete die Agentur für Arbeit im Mai insgesamt 7228 Jobsuchende. Das entspricht einer Quote von 8,3 Prozent. Im von Corona unbelasteten Mai des vergangenen Jahres betrug die Erwerbslosenquote glatt sieben Prozent. Immerhin: Im Mai wurden 110 Stellen von Unternehmen gemeldet – 20 mehr als im April.

Mit Sorge betrachten Arbeitsagentur und die Bergische IHK allerdings die Situation auf dem Ausbildungsmarkt. Denn zwei beziehungsweise drei Monate vor Ausbildungsbeginn im August/September sind aktuell in der Region noch 1631 Lehrstellen frei. Allein in Solingen gibt es noch 319 unbesetzte Ausbildungsstellen. Insgesamt waren 650 von den Firmen gemeldet worden. Auf der anderen Seite hat sich die Bewerberzahl gegenüber dem vergangenen Jahr reduziert. Gleichwohl sind in der Klingenstadt noch knapp 400 Jugendliche auf der Suche nach einer Lehrstelle. „Die Bewerber müssen jetzt aktiv auf die Unternehmen zugehen. Alle Lehrstellen sind online verfügbar und die Unternehmen bieten virtuelle Konzepte und Kontaktaufnahme an“, sagt Carmen Bartl-Zorn, Leiterin des Bereiches Aus- und Weiterbildung der Bergischen IHK.

Sie appelliert an die Jugendlichen, den Tag der Ausbildungschance am Montag, 8. Juni, im Blick zu haben. Der werde in diesem Jahr wegen der Corona-Pandemie ausschließlich digital angeboten. Hieran beteiligen sich die Ausbildungsbetriebe im Bergischen. Allein in der Lehrstellenbörse der IHK gebe es derzeit noch 500 Ausbildungsplätze. „70 Prozent der Unternehmen bilden trotz Corona-Krise weiter auf hohem Niveau aus, acht Prozent wollen sogar noch mehr ausbilden“, sagt Carmen Bartl-Zorn mit Blick auf eine Umfrage der Kammer: „Das ist ein Lichtblick.“

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