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Dauerbaustelle in Solingen-Ohligs Kleines Geschäft mit großen Sorgen

Solingen · Die Bauarbeiten an der Mühlenstraße machen Anwohnern schwer zu schaffen, insbesondere aber einer Betreiberin einer Reinigung, die um ihre Existenz bangt.

 Regina Gerich (l.) wohnt im Baustellenbereich an der Mühlenstraße. Theodosia Tagkalidou betreibt hier eine Wäscherei.

Regina Gerich (l.) wohnt im Baustellenbereich an der Mühlenstraße. Theodosia Tagkalidou betreibt hier eine Wäscherei.

Foto: Uwe Vetter

Die Mühlenstraße in Ohligs ist eine wichtige Verbindungsachse. Doch seit 22. November vergangenen Jahres ist die Straße bis auf drei Wochen rund um Weihnachten 2022 für den Durchgangsverkehr gesperrt. Lediglich Linienbusse können weiterhin den Abschnitt zwischen der Unterführung der Viehbachtalstraße bis Höhe des Gewerbegebietes an der Mühlenstraße befahren.

Sechs bis sieben Wochen sollten die Arbeiten des ersten von insgesamt drei Bauabschnitten eigentlich zeitlich in Anspruch nehmen. Doch daraus wurde und wird nichts – denn schon in der ersten Phase mit dem Verlegen neuer Hausanschlüsse sowie Gas- und Wasserleitungen ist man zeitlich gehörig in Verzug. Als Grund werden zusätzliche Arbeiten im Bereich Scharrenberger Damm und Neptunstraße angegeben, die vorher nicht absehbar waren. Aus Januar wurde so zunächst Ende März / Anfang April – die Mühlenstraße ist weiterhin für den Durchgangsverkehr gesperrt.

Lediglich eine Fahrspur steht zur Verfügung. Damit Anwohner ihre Häuser temporär erreichen und auch die Buslinien 691 und 694 der Stadtwerke Solingen durch den Baustellenbereich fahren können. Zudem können Einsatz- und Rettungsfahrzeuge passieren. Doch Anwohner wie Renate Gerich und insbesondere Theodosia Tagkalidou, die an der Mühlenstraße 28 kurz hinter der Unterführung der Viehbachtalstraße die „eXakt Textilreinigung, Heißmangel, Wäscherei“ betreibt, sind wegen des immer noch nicht abgeschlossenen ersten Bauabschnitts verärgert.

 Wegen der Bauarbeiten ist die Mühlenstraße gesperrt. Eine Reinigung nutzt die Absperrung für Werbung.

Wegen der Bauarbeiten ist die Mühlenstraße gesperrt. Eine Reinigung nutzt die Absperrung für Werbung.

Foto: Uwe Vetter

Theodosia Tagkalidou beklagt von Anfang an die unzureichende Informationspolitik der Stadt. Erst zwei, drei Tage vor der Baustelleneinrichtung am 22. November 2022 bekam sie einen Brief, dass in drei Abschnitten die Sanierungsarbeiten geplant sind. „Es war zunächst von einer teilweisen Vollsperrung die Rede“, sagt Tagkalidou. Und stellte im Nachhinein fest, dass die Straße komplett gesperrt wurde.

Ihre Kunden mussten sich aus der dann resultierenden Vollsperrung andere Wege und Parkplätze zur Wäscherei auf Nebenstraßen suchen. „Statt wie bisher direkt vor der Wäscherei parken zu können, mussten beschwerliche Umwege in Kauf genommen werden“, sagt Tagkalidou. Beschwerlich deshalb, weil Wäschekörbe und auch zum Reinigen abgegebene Teppiche ein entsprechendes Gewicht haben. Für ältere Leute sei es nicht einfach, diese per Hand zu transportieren. „Hinzu kommt, dass für uns als Reinigung die Zeit vor Weihnachten eine sehr wichtige Zeit ist. Ich habe viel geweint, weil ich um die Existenz des Geschäftes fürchten muss“, so die Wäscherei-Betreiberin.

Die mehrwöchige Verzögerung der Fertigstellung des ersten Bauabschnitts ist nun noch hinzugekommen. Anwohner hadern zudem mit der Müllabfuhr. „Wir mussten den Technischen Betrieben hinterher telefonieren, damit der Müll abgeholt wird. „Wir haben uns auch an die Politik gewandt, aber anscheinend interessiert die unser Problem überhaupt nicht“, sagt Anwohnerin Regina Gerich. Ambulante Pflegedienste hätten zudem Schwierigkeiten, ihre Patienten anzusteuern, grundsätzlich dürfen Anwohner lediglich zum Be- und Entladen ins „Sperrgebiet“ reinfahren. „Oft sind nur fünf Bauarbeiter vor Ort. Warum können es nicht mehr sein, damit die Baustelle schneller fertig wird“, fragen sich Renate Gerich und Theodosia Tagkalidou.

Gastronomie und Hotelwäsche, Bettwäsche, Oberbetten, Kissen, Daunendecken, Matrazenschoner, Polster und Teppichreinigung, Hemdenservice und vieles mehr bietet Theodosia Tagkalidou mit der „eXakt Textilreinigung“ an der Mühlenstraße an. Kunden hat sie wegen des Wetters verloren, aber viele kommen immer noch. Werbung hat sie geschaltet, um weitere Kunden zu gewinnen. Aber auch das trägt zu höheren Kosten bei, ebenso wie ein nun angebotener kostenloser Abhol- und Bringdienst. „Wir haben viel Herzblut ins Geschäft gesteckt. Die Stammkunden halten uns weiter die Stange“, freut sich Theodosia Tagkalidou. Sie wünscht sich deshalb, dass die Vollsperrung der Mühlenstraße im Bereich des ersten Bauabschnitts endlich aufgehoben wird. Das soll laut Stadtwerke nun in der ersten Mai-Woche sein.

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