Landgericht Wuppertal Neue Erkenntnisse im Messerstecher-Prozess

SOLINGEN/WUPPERTAL · Im Prozess um lebensgefährliche Messerstiche in einem Ohligser Lokal sagte ein Gast aus, dem der Wirt am Tag der tat seine Waffe gezeigt haben soll.

Vier Brüder aus Solingen sitzen wegen versuchten Totschlags auf der Anklagebank, sie sollen im Mai 2022 den Wirt einer Bar in Ohligs mit Messerstichen schwer verletzt haben. Dass das Opfer zuvor eine Waffe in der Hand hielt, ist unbestritten. Weil wegen Waffenbesitzes gegen ihn ermittelt wird, hatte der Mann im Zeugenstand die Aussage verweigert.

Vieles hatte man schon gehört in diesem Prozess zum Ablauf der Tat, auch mehrere Videokameras hatten das Geschehen aufgezeichnet. Dennoch gab es am mittlerweile siebten Verhandlungstag etwas, von dem noch keiner der Prozessbeteiligten etwas wusste: Es gab jemanden im Lokal, dem der Wirt die Pistole schon vor der Tat gezeigt hatte. Am gleichen Abend.

Der Zeuge berichtete auch, davon gewusst zu haben, dass es schon zuvor eine Prügelei zwischen dem Wirt und den Angeklagten gegeben haben soll. Er habe ein „ungutes Gefühl“ gehabt an diesem Abend. Ein anderer Gast habe ihm die Frage nach den Männern, die am Vortag in die Prügelei verwickelt gewesen seien, so beantwortet: „Das waren die Jungs von dem Friseursalon.“ Einer von denen habe dabei wohl seine Brille in der Kneipe verloren. Und es sei kurz vor der Tat jemand da gewesen, der diese habe abholen wollen. Der Wirt habe den Mann weggeschickt, ohne ihm die Brille mitzugeben. Später seien die Angeklagten selbst zum Lokal gekommen, und die Lage sei schnell eskaliert.

Dass einer der Angeklagten zuvor noch 30 Sekunden vor dem Lokal mit dem späteren Opfer gesprochen habe? Daran will sich der Zeuge nicht erinnern können. Auch nicht an sein Gespräch mit dem Wirt, dabei sieht man ihn auf dem Video mehrere Minuten lang wild gestikulieren. Gewusst haben will er hingegen, dass das Opfer mit der Rocker-Szene verbandelt sein soll. Auch die Freundin des Wirts sei ihm in Erinnerung geblieben. Er wisse auch, dass deren Schwester vor Jahren mit einem der Angeklagten verbandelt gewesen sei.

Die Verteidiger der Angeklagten hatten das als Grund für den offenbar schön länger schwelenden Streit genannt: Die Freundin des Opfers soll einen der Angeklagten vor dem von der Familie in der Haaner Innenstadt betriebenen Friseursalon schon Wochen zuvor beleidigt haben. Der Streit habe weitergeschwelt bis zum 13. Mai 2022, als es vor der Kneipe in Ohligs erstmals zu einer Prügelei gekommen sei. Das sei zwei Tage vor der Messerstecherei gewesen, dabei soll der erste Schlag vom späteren Opfer gekommen sein. Schon da soll der Wirt angekündigt haben, dass die Sache ein Nachspiel haben werde. Auf den Überwachungsvideos in der Kneipe wird deutlich: Man scheint dort auf die Angeklagten gewartet zu haben.

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