Gastronomie in Solingen und Remscheid Wenn der Tisch trotz Reservierung leer bleibt
Solingen/Remscheid · In Remscheid nehmen einige Gastronomen bereits sogenannte No-Show-Gebühren, wenn Kunden nicht oder zu spät absagen – in Solingen (noch) nicht.
50 Euro. So viel musste Amai Hernandez in Hamburg zahlen, als er online Plätze im Restaurant reservierte und dann verhindert war. „No Show“ heißt das in der Gastronomie und ist in Hamburg und anderen Großstädten wie Düsseldorf und Köln schon seit Jahren ein Thema. In Solingen eher nicht, obwohl das Nicht-Erscheinen von Gästen auch hier immer wieder für Ärger sorgt – was Amai Hernandez aus eigener Erfahrung weiß: Sein Vater Pedro führt das „Casa Pedro“ in der Gräfrather Altstadt. „Da kann man nichts machen“, sagt der Sohn. „Viele rufen nicht einmal an, um abzusagen.“
Machen kann man, wie das Beispiel der Großstadt-Gastronomen und Sterne-Köche zeigt, schon etwas. Die Solinger Restaurant-Betreiber halten sich aber zurück, wenn es um eine sogenannte No-Show-Gebühr geht. „Bisher habe ich noch niemanden in Anspruch genommen“, erklärt beispielsweise Sebastian Beyer von „Basti’s Restaurant“ am Rand des Gräfrather Stadtkerns. „Dass Gäste nicht erscheinen, das kommt schon einmal vor“, bestätigt der Gastronom. Es habe auch schon verhinderte Kunden gegeben, die per E-Mail von selbst eine Art Schadenersatz angeboten haben. Beyer hat darauf verzichtet, obwohl die Situation im Gastgewerbe durch die Inflation nicht leichter geworden ist.
„Basti’s Restaurant“ hat 45 Plätze im Haus und 60 draußen. Dass die Größe eines gastronomischen Betriebs und sein Angebot Faktoren sind, wenn Gäste mit einer No-Show-Gebühr rechnen müssen, liegt für Petra Meis auf der Hand: „Wenn man ein kleines Lokal mit hochpreisigem Essen führt und ein Viertel der Tische steht leer, dann ist das ärgerlich. Hart treffen die Ausfälle auch diejenigen Restaurants, die nur abends geöffnet haben.“ Petra Meis ist Vorsitzende der Dehoga-Kreisgruppe in Solingen und kennt die Empfehlungen des Hotel- und Gaststättenverbands: Der kann sich Gebühren von 10 bis 30 Euro pro Person bei gutbürgerlichen Ausflugs- sowie 50 bis 150 Euro bei Gourmetrestaurants vorstellen.
In ihrer eigenen Gaststätte Rüdenstein, erzählt Petra Meis, sei „No Show“ kein großes Problem. Das wird von ihrer Tochter Katrin Lukassen bestätigt: „Am letzten Sonntag kamen sogar viele Gruppen mit einer Person mehr.“ Bei anderen sei die Teilnehmerzahl aber wegen Krankheit geschrumpft. Lukassen: „Bei uns war das Nicht-Erscheinen von Gästen nie dramatisch. Ich kann aber Gastronomen verstehen, die eine Gebühr erheben.“ Dabei denkt sie auch an einen Kölner Kollegen, der ein kleines Gourmet-Restaurant mit dreistelligen Menüpreisen führt.
Und der Blick über den Zaun nach Remscheid? In der Nachbarstadt sei „No Show“ ein Riesenproblem, sagt der dortige Dehoga-Vorsitzende Markus Kärst (Hotel-Restaurant Kromberg). „Ein Problem, das wir seit Jahren haben.“ Für das eigene Restaurant („im Hotelbereich sind Gebühren ja schon Normalität“) hat er deshalb festgeschrieben, dass kurzfristige Absagen Geld kosten: 20 Euro pro Person. In anderen Remscheider Betrieben seien es 10 bis 40 Euro. „Wir sind schon bei so vielen Sachen kulant“, berichtet der Hotelier und Gastronom. „Im schlimmsten Fall wurde aber schon die gesamte Ware vorbereitet.“
Restaurants, die einen Brunch anbieten, seien deshalb zum Ticketverkauf übergegangen. „Die Gäste sollen lernen, dass eine Reservierung von Plätzen im Restaurant so bindend ist wie der Kauf eines Theatertickets.“ Lernfähig müssten auch die Firmen sein, die große Tische bestellten, dann aber mit weniger Personen als avisiert zum Essen kämen.
„Hauptsächlich Geschäftsleute“, auch „von weiter weg“, würden reservieren und dann nicht erscheinen, bestätigt Tom Clemens für die Brasserie „Mon Ami“ in Lennep. „Das passiert oft. Wir telefonieren ihnen dann hinterher.“ Stammgäste machen den Gastronomen weniger Sorgen. Bobbi Singh, der das „Stückgut“ im Solinger Südpark betreibt, kennt das No-Show-Problem „eigentlich nicht“. „Unsere Gäste haben Angst, dass sie dann beim nächsten Mal keinen Tisch mehr bekommen“, sagt er scherzhaft.
„Wir haben sehr, sehr wenige Kunden, die absagen oder gar nicht anrufen“, schließt sich Jannis Topalidis an, der in Höhscheid seit 31 Jahren die Taverne Mykonos „mit 99 Prozent Stammkunden“ führt. „Von 100 sind es vielleicht zwei.“ Er erinnert sich aber an zwei große Gesellschaften, die nicht kamen. „Wir haben dann angerufen. Es folgte eine Ausrede oder eine blöde Bemerkung. Dann legten sie auf.“
Es geht aber auch anders: Filippo Toia, dessen Vater Carmelo Chef des Restaurants „Di Vino“ an der Konrad-Adenauer-Straße ist, hat es erlebt, dass ein Gast freiwillig 100 Euro anbot und zahlte. „No Show passiert auch bei uns manchmal. Das ist aber echt selten.“