Mottowoche an Solinger Schulen Abiturienten werfen sich in Schale

Solingen · Bei der „Mottowoche“ zum Ende des Unterrichts sind der Fantasie bei der Kleiderwahl keine Grenzen gesetzt. Und auch Corona steht dem ausgelassenen Feiern zum Schulabschluss nicht mehr im Wege.

Am Gymnasium Vogelsang gingen die Abiturienten am ersten Tag der Mottowoche auf „Zeitreise“.

Am Gymnasium Vogelsang gingen die Abiturienten am ersten Tag der Mottowoche auf „Zeitreise“.

Foto: Peter Meuter

Wenn auf dem Schulhof 80er-Jahre Ballonseide, bunt gemusterte Hippiekluft und Römertracht aufeinandertreffen, kann das nur eines bedeuten: Das Abitur naht – und damit auch jene ulkigen Rituale der baldigen Abgänger, die in unteren Jahrgangsstufen eine Mischung aus Ehrfurcht, Neid und Vorfreude auf den eigenen Abschluss auslösen. Derzeit durchleben die angehenden Abiturienten an Gymnasien und Gesamtschulen ihre traditionelle „Mottowoche“. In der werfen sie sich zu einem bestimmten Thema schrill und schräg in Schale, bevor für sie ab Freitag der reguläre Schulunterricht Geschichte ist.

Am Gymnasium Vogelsang etwa startete diese letzte Schulwoche mit einer „Zeitreise“. Deren Teilnehmer durchlebten nicht nur verschiedene modische Epochen: Mancher verwandelte sich auch optisch in die eigenen Großeltern. „Jeder konnte sich das frei überlegen“, erzählt Julia Nofroni (17), Sprecherin der Abitur-Jahrgangsstufe. Am Dienstag verwandelten sie und ihre Kollegen sich in ihre persönlichen „Kindheitshelden“: Von Bibi Blocksberg bis zu den „Wilden Hühnern“ fand sich dabei manche Figur mit Wiedererkennungswert auf dem Schulgelände ein.

Neben klassischen Mottos wie mein „Erster Schultag“ ist offenbar der Anfangsbuchstabe der künftigen Ex-Schüler schulübergreifend ein beliebtes Kriterium bei der Garderobenwahl: „Das gibt Raum für viele kreative Ideen“, schildert zum Beispiel Antje Groß, Abteilungsleiterin für die Oberstufe an der Alexander-Coppel-Gesamtschule. Da tauchte einer der baldigen Abiturienten mit einem „F“ am Namensanfang als Flamingo auf – und am Vogelsang ein Kollege mit „J“ als Jägermeister-Fläschchen.

Am Donnerstag geht es für die Vogelsänger dann in Schlafsachen in die Schule – dafür aber ohne Schultasche. Unterrichtsmaterial gilt es auf anderem Wege zu transportieren. Und am Freitag, dem allerletzten richtigen Schultag vor den Prüfungen, steht am Walder Gymnasium nicht nur das ebenso verwegene wie frei interpretierbare Kostüm-Motto „Mafia“ auf dem Programm, sondern auch gleichzeitig der Abigag mit seinen typisch anarchischen Späßen.

Viele dieser Freuden blieben bekanntlich coronabedingt einem ganzen Heer an Schülern verwehrt. „Als ich in der 10 war, war meine Schwester im Abiturjahrgang“, erzählt Julia Nofroni. Damals hatten die Schüler ihren Abigag geplant und mussten dann alles absagen. Eine spätere Stufe durfte zwar draußen ein wenig mit Musik feiern, ein Abigag wie in alten Zeiten war aber pandemiebedingt genauso tabu.

Im vergangenen Jahr schon hat erstmals seit zwei Jahren wieder eine Mottowoche stattgefunden, berichtet Antje Groß von der Alexander-Coppel-Gesamtschule. Aber wir haben darauf geachtet, dass es keine zu großen Ansammlungen gibt.“ Jetzt ist wieder alles ohne Einschränkung möglich – und doch hat sich das eine oder andere verändert: So ist etwa von der Geschwister-Scholl-Schule zu hören, dass die Motto-Tage nicht mehr so intensiv stattfänden wie vor Corona, da in dieser Woche gemäß der Regelung des Ministeriums nur noch der Unterricht in den Abitur-Fächern stattfindet.

Als erster Abigag-Jahrgang nach der Corona-Pause wollen sich die Schulabgänger aber nicht lumpen lassen. Das verdeutlicht auch Julia Nofroni: „Wir spüren den Druck“, verrät sie. Denn jetzt müsse man schließlich „eine neue Messlatte legen.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort