Solingen Hauptbahnhof Zum Streik ein (fast) verlassener Ort
Solingen · Im Zuge des Warnstreiks von EVG und Verdi standen am Montagmorgen rund um den Hauptbahnhof beinahe alle Räder still. Der Schienenersatzverkehr, den private Bahnunternehmen eingerichtet hatten, wurde am Vormittag nur wenig genutzt.
So verläuft der „Super-Streik“ in Solingen
Was für ein Montagmorgen: Die Zeitumstellung sitzt manchem noch in den Knochen, die Temperaturen muten winterlich an – und dann fahren auch noch Busse und Bahnen nicht. Gestresste Pendler sieht man jedoch am Solinger Hauptbahnhof kaum: Die meisten haben sich offenbar schon im Vorfeld die alternative Anreise zum Arbeitsplatz geplant, wie ein Vor-Ort-Termin zeigt.
7.30 Uhr / Eingangshalle „EVG-Streik: Fern- und Regionalverkehr der DB aktuell eingestellt“ ist auf der Anzeigetafel in der Eingangshalle des Solinger Hauptbahnhofs zu lesen. An der Servicestelle sind die Rollläden heruntergelassen. An der Scheibe hängen Zettel mit dem Hinweis: „Am 27.03. geschlossen“.
7.43 Uhr / RE 7 Zwar sind nicht alle Verkehrsanbieter direkt vom Warnstreik der Gewerkschaften EVG und Verdi betroffen. Das Personal des Unternehmens National Express, das die Linien RB 48 (Wuppertal – Bonn) und RE 7 (Rheine – Köln – Krefeld) betreibt, beteiligt sich zum Beispiel nicht. Weil aber auch die Stellwerke des Infrastrukturbetreibers DB Netze bestreikt werden, müssen die Züge dennoch stehen bleiben – wie eine junge Frau am Bahngleis frustriert feststellt. „Ich arbeite in Schwelm und nehme normalerweise den RE 7“, sagt sie. Nun will sie ihren Arbeitgeber anrufen und hofft auf den Schienenersatzvekehr.
8.00 Uhr / Eingangshalle Es ist gespenstisch ruhig am Bahnhof. Das heißt aber nicht, dass nicht doch gearbeitet wird: In der Bäckerei herrscht normaler Betrieb – wenn auch nur mit sehr sporadischer Kundschaft. „Wir haben heute wie immer um 5 Uhr aufgemacht“, erzählt der Verkäufer. Und auch der Döner-Imbiss und der Zeitungskiosk haben geöffnet, wie an jedem anderen Tag.
8.10 Uhr / Buslinie 782 Auch bei der Rheinbahn wird gestreikt. Weil man beim Düsseldorfer Verkehrsunternehmen auf Fremd- und Tochterunternehmen setzt, fahren einige Linien trotzdem – so auch die 782, wenn auch nicht nach Plan. „Eigentlich wäre ich schon um 7.30 Uhr unterwegs gewesen“, sagt ein Berufsschüler, der am Bussteig wartet. „Passiert halt“, schiebt er fatalistisch hinterher: „Eigentlich habe ich ja noch Glück, wenn man bedenkt, dass die Züge gar nicht fahren.“ Wäre er noch öfter auf die Bahn angewiesen, würde ihn die Situation „schon nerven“, gesteht er. Wenige Momente später hält der Bus in Richtung Landeshauptstadt dann auch.
8.13 Uhr / Bahnhofsvorplatz Minutenlang hat ein junger Mann an der Treppe zum Bahnhofsgebäude telefoniert. Jetzt legt er auf. Fürs Erste scheint alles geregelt: „Ich muss nach Duisburg“, verrät er. „Jetzt holt mich ein Kollege gleich mit dem Auto ab, und wir fahren gemeinsam da hin.“ Auf seinem ersten Reiseabschnitt aus Köln habe er ein Taxi genommen, berichtet er. Ob, wo und wann der Schienenersatzverkehr kommt, sei ihm nicht bewusst gewesen.
8.20 Uhr / Taxistand Als nur die Mitarbeiter im öffentlichen Personennahverkehr streikten, waren Taxen am Hauptbahnhof begehrt. Nicht so sehr aber an diesem Montag: „Es ist wenig los“, sagt einer der Fahrer beim Warten auf Kundschaft: „Es kommt eben keiner mit der Bahn an.“
8.43 Uhr / Schienenersatzverkehr RE 7 Um diese Zeit hätte der RE 7 in den Bahnhof einfahren sollen. Stattdessen rollt nun der Schienenersatz-Bus eines Privatunternehmens an. Planbar war dieses zeitgleiche Eintreffen aber nicht wirklich, wie der Busfahrer verrät: „Laut Plan fahre ich von Köln nach Wuppertal in eineinhalb Stunden. Tatsächlich dauert es eher zwei.“ Viele Mitfahrer hat er nicht: „Die Leute haben sich wohl darauf eingestellt, dass sie heute anders weiter kommen müssen.“
9.06 Uhr / Schienenersatzverkehr S7 Die gleiche Erfahrung macht auch der Kollege, der die Linie des „Müngsteners“ über Remscheid nach Wuppertal per Bus bedient. Betreiber der S7 ist das Unternehmen Vias. „Auf dem Weg hierhin hatte ich vielleicht zehn Fahrgäste“, erzählt er. Eine Stunde und 40 Minuten soll die Fahrt laut Plan sein. „Aber heute morgen“, berichtet der Busfahrer fast folgerichtig angesichts des völligen Ausfalls von Linienbussen und -bahnen, „gab es ein ziemliches Verkehrschaos auf den Straßen.“