Rommerskirchen CDU fragt nach Kosten für Inklusion

Evinghoven · Der bisherige Jugendamtsleiter Norbert Dierselhuis folgte einer Einladung der CDU und sprach in der Alten Schule über familienpolitische Themen. Eine Kernfrage lautete: Wie kann die Inklusion in Rommerskirchen finanziert werden?

 Diskutierten auch über das Weiterbestehen der Förderschulen und das Elterngeld: Michael Willmann von der Rommerskirchener CDU-Fraktion und Norbert Dierselhuis (v. l.).

Diskutierten auch über das Weiterbestehen der Förderschulen und das Elterngeld: Michael Willmann von der Rommerskirchener CDU-Fraktion und Norbert Dierselhuis (v. l.).

Foto: HanS Jazyk

Die Inklusion, also das gemeinsame Lernen von Kindern mit und ohne Behinderung, sorgt zurzeit für Diskussionen. Viele Kommunen laufen Sturm gegen den entsprechenden Gesetzesentwurf der Landesregierung. Norbert Dierselhuis, bis vergangene Woche Leiter des Kreisjugendamts, hat zu dem Thema eine differenzierte Haltung. Den Grundgedanken hinter der Idee bejaht er. In der Praxis sehe er aber "etliche Probleme", wie er bei einer Diskussion mit der Rommerskirchener CDU deutlich machte.

"Da, wo es geht und Sinn macht, ist Inklusion der richtige Weg ", erklärte Dierselhuis in der Alten Schule. Man dürfte jedoch nicht vergessen, "das Kind in den Vordergrund zu stellen". Die Konsequenz: "Nicht jedes Kind ist für die Regelschule geeignet." Dierselhuis verwies in diesem Zusammenhang auf die "sehr gut ausgestatteten Förderschulen", die es nicht nur im Kreis, sondern in ganz Deutschland gebe.

Inklusion fange bereits in den Kindergärten an: "Wir sind sehr stolz auf die integrativen Gruppen", betonte er. Die nötigen Investitionen im Schulbereich seien ohne Hilfe des Landes jedoch nicht zu schaffen: "Hier haben alle Beteiligten eine Verantwortung, die darf man auch einfordern", betonte Dierselhuis. Bauchschmerzen bereiteten ihm die Aufgaben der Integrationshelfer, die von den Jugendämtern gestellt werden müssten.

Auch über die Finanzierung des Gesetzesvorhabens wurde diskutiert. "Damit das Projekt vernünftig umgesetzt werden kann, muss es auch finanziert werden", sagte CDU-Fraktionschef Stephan Kunz. Die CDU will sich auf ihrer Fraktionsklausur am Wochenende deshalb mit der Fragen der Kostenübernahme befassen.

Neben der Inklusion ging Dierselhuis auch auf das Thema Familienpolitik ein – mit einem klaren Standpunkt. Dass das klassische Modell mit Vater, Mutter und Kindern nicht mehr aktuell sei, halte er "für Thekengerede". Der gerade in westlichen Industrieländern festzustellende Mangel an Erziehungskompetenz bei den Eltern beruht laut Dierselhuis "nicht primär auf mangelnder Liebe, sondern auf mangelnder Konsequenz". Die sei deshalb Erziehungsfehler Nummer eins.

Auch bei anderen (bundes)politischen Projekten, die zurzeit in der Kritik stehen, verteilte der ehemalige Jugendamtsleiter einige Seitenhiebe. "Das Elterngeld hat dazu geführt, dass zumindest das Kinderkriegen stabil geblieben ist", so Dierselhuis. Vergleichsweise knappen Raum nahmen dagegen seine Ausführungen zum Kindergartenbereich ein. "Viele Jugendämter haben Sorge, dass sie eine Flut von Klagen auf den Tisch gepflastert bekommen", sagte er. Was jedoch nicht für die Gemeinde Rommerskirchen gelte: Dank der guten Kooperation mit Verwaltung und Politik habe die gesetzliche Quote von 32 Prozent für die Betreuung von Kleinkindern frühzeitig erreicht werden können.

Mit seinem Gastspiel bei der Rommerskirchener CDU folgte Dierselhuis einem Vorhaben, das schon lange geplant war. Die Frage, ob er nach 26 Jahren als Jugendamtsleiter nun eine neue "Karriere" als Vortragsredner anstrebe, verneinte er jedoch. Ihm sei es lediglich darum gegangen, ein Versprechen einzulösen. Was wohl dafür spricht, dass Dierselhuis Ausflug in politische Gefilde eine Ausnahme bleiben wird.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort