Rommerskirchen Närrinnen reden Klartext in Anstel

Rommerskirchen · Die Karnevalistinnen der Katholischen Frauengemeinschaft St. Martinus zogen über das Dorfleben und die Politik her.

 Die "Mini-Dollys" traten beim Karneval der Katholischen Frauengemeinschaft St. Martinus in der Ansteler Schützenhalle auf.

Die "Mini-Dollys" traten beim Karneval der Katholischen Frauengemeinschaft St. Martinus in der Ansteler Schützenhalle auf.

Foto: Hans Jazyk

Dass sich auch der "handgestrickte" Karneval, der ausschließlich auf heimische Eigengewächse setzt, nach wie vor zu behaupten vermag, stellt seit bald einem halben Jahrhundert die Karnevalsabteilung der Katholischen Frauengemeinschaft St. Martinus Nettesheim unter Beweis.

Mit einer wohl abgewogenen Mischung aus Gesang, Tanz und Wortbeiträgen begeisterten die Jeckinnen in der Ansteler Schützenhalle auch diesmal wieder ihre Fans. Wobei das Ganze mit viel Lokalkolorit garniert wird, und die Protagonistinnen sich nicht scheuen, auch schon mal ein offenes Wort zu riskieren.

Am heftigsten langte diesmal die Chefin selbst hin: Als "Düvel" gleichsam auf Dienstreise in Anstel gelandet, schickte sich Brigitte Beutner an, den örtlichen Politikern die Hölle heiß zu machen: Mit reichlich Brennholz versorgt hat sie 2012 natürlich die CDU. Die stand nach dem Sturz von Wolfgang Könen und diversen Rücktritten mit ganz neuem Personal da. Der neue Fraktionschef Stephan Kunz bekam sein Fett ab, dem neuen CDU-Vorsitzenden Michael Willmann hielt die "teuflische" Rednerin immerhin zugute "noch keen Leichen im Keller" zu haben. Die Wahlchancen der Union sehen dem "Orakel vun Roki" zufolge gleichwohl trübe aus.

Auch die andere Seite blieb nicht ungeschoren: SPD-Fraktionschef Martin Mertens bereits jetzt zum SPD-Bürgermeisterkandidaten ausrufend, merkte Brigitte Beutner an, dass dessen Verhältnis zum Ansteler Tambourkorps durchaus verbesserungsfähig sei. Die eigentliche Macht nämlich liegt hier ganz woanders: "He an de Gillbach muss mer nämlich eins bedenke: Willste Bürgermeister werde, darfste dich net met de Broderschafte zänke."

Den sonstigen Dorfklatsch hatten Agathe Neunzig und Marlene Jordans gesichtet – wobei sie bis in die jüngste Zeit hinein fündig wurden. "Net schlemm" war ihnen zufolge zwar, dass Oberst Günter Neukirchen von der Bruderschaft in Nettesheim-Butzheim angesichts der Kälte Socken nicht nur unter den Schuhen trug, sondern sie auch darüber gezogen hatte: "Net nüdich" war es aus ihrer Sicht jedoch, in der ungewöhnlichen Kluft kürzlich auch beim Sebastianusball zu erscheinen. Den Argusaugen der beiden Rednerinnen war natürlich gleichfalls nicht entgangen, dass auch der Pastor mal zu spät zur Messe kommen kann – was halt eher auffällt, als wenn's ein Kirchgänger gewesen wäre.

"Turbo Rosi" alias Ramona Küttelwesch erhielt viel Beifall für ihre Parodien von "Akropolis Adie" und "Theater, Theater". Nicht ohne Zugabe entlassen mochte das Publikum auch das Luftpumpenorchester um Dirigentin Karoline Kahm, das mit gewagten Frisuren und der "Tritsch-Tratsch Polka" für Heiterkeit sorgte.

Zum Abschluss würdigte Sitzungspräsidentin Britta König dann Marianne Neunzig: Nach 40 Jahren als Kassiererin der Karnevalsabteilung hat die frühere Pfarrsekretärin dieses Amt jetzt zur Verfügung gestellt. Gleichwohl wird Marianne Neunzig weiterhin kräftig im närrischen Treiben mitmischen.

(NGZ)
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