Landtagswahlkampf in Moers und Neukirchen-Vluyn Warum die CDU jetzt gute Chancen hat

Moers/Neukirchen-Vluyn · Analyse Mit Julia Zupancic und Professor Raimund Sicking bewerben sich zwei ganz unterschiedliche Persönlichkeiten auf die Kandidatur zur Landtagswahl. Die Holbarkeit des neu zugeschnittenen Wahlkreises Moers/Neukirchen-Vluyn ist für die Christdemokraten gestiegen.

 Seit 2020 Fraktionschefin der CDU in Moers: Julia Zupancic.

Seit 2020 Fraktionschefin der CDU in Moers: Julia Zupancic.

Foto: CDU Moers

Seit Mittwochabend steht fest: Zwei Christdemokraten wollen bei der Landtagswahl im kommenden Jahr für ihre Partei im neu zugeschnittenen Wahlkreis Moers/Neukirchen-Vluyn antreten. Noel Schäfer, Chef der Mittelstands und Wirtschaftsunion (MIT) Moers, hat seine Kandidatur für die Kandidatur nach einer Mitgliederabstimmung – 16 Stimmen gegenüber 54 für CDU-Fraktionschefin Julia Zupancic – zurückgezogen. Die endgültige Entscheidung, wer für die CDU 2022 in den Wahlkampf geht, trifft die Delegiertenversammlung am 29. Mai.

Der Kandidat Fest steht: Der Stadtverband Neukirchen-Vluyn schickt mit Professor Raimund Sicking parteiintern einen angesehenen, berufs- und lebenserfahrenen Kommunalpolitiker ins Rennen. Sicking ist 52 Jahre alt, verheiratet und lebt mit seiner Frau und seinen beiden Kindern seit 2007 in Neukirchen-Vluyn. 2012 wurde der Ingenieur als Professor an die neu gegründete Hochschule Rhein-Waal nach Kleve berufen, um den Bereich Werkstofftechnik aufzubauen. Dort unterrichtet er heute junge Menschen in Werkstoffwissenschaften, Recycling und Nachhaltigkeit. In die CDU trat Sicking 2013 ein, bei der Kommunalwahl 2020 wurde er als Direktkandidat mit deutlicher Mehrheit in den Kreistag gewählt. Der Landtag, sagt er, erscheine für ihn deshalb als der nächste logische Schritt. „Mir ist wichtig, das von der CDU ausgerufene Modernisierungsjahrzehnt für die Menschen in Moers und Neukirchen-Vluyn mitzugestalten“, betont der 52-Jährige, dem Parteivize Markus Meyer einen kooperativen Stil bescheinigt. Als Landtagsmitglied wolle Sicking auch seine technische Kompetenz in die politische Diskussion der großen Zukunftsfragen einbringen und sich unter anderem für eine nachhaltige Gründungsoffensive in Moers einsetzen, heißt es.

Die Kandidatin Der Moerser Gegenentwurf zum Kandidaten aus Neukirchen-Vluyn ist 39 Jahre alt und selbstständige Diplom-Ökonomin. Bereits vor zwei Wochen hat Fraktionschefin Julia Zupancic, wie berichtet, ihre Kandidatur für das Mandat bekanntgegeben. Nach der erfolgreichen Kommunalwahl, ihrem direkt gewonnenen Ratsmandat, den Erfahrungen aus sieben Jahren Ratstätigkeit und dem gelungenen Start der aktuellen CDU-Fraktion sei auch für sie die Kandidatur der nächste, folgerichtige Schritt, sagt die Mutter einer Tochter, für die Politik „keine One-man-Show, sondern immer Teamleistung für die Bürgerinnen und Bürger, für die Bedürfnisse der Stadtgesellschaft und für eine wirtschaftliche Entwicklung im Zusammenspiel mit verantwortlichem Umgang mit Mutter Erde“ ist.

Ausgangslage und Chancen Julia Zupancic oder Raimund Sicking: Ganz gleich, wer am Ende für die CDU in den Landtagswahlkampf zieht, dürfte realistische Chancen auf ein gutes Ergebnis haben – aus zwei Gründen. Erstens: Der Landtag NRW hat unlängst eine Neueinteilung der Landtagswahlkreise beschlossen, die die Trennung von Neukirchen-Vluyn in unterschiedliche Wahlkreise aufhebt und die gesamte Stadt mit Moers in einen Topf wirft. Mit Blick auf bisherige Wahlergebnisse erhöht sich damit für die CDU die Holbarkeit. Punkt zwei: die Kommunalwahl. Seit 2010 wird der Wahlkreis Moers/Neukirchen – jetzt: Moers/Neukirchen-Vluyn – von Ibrahim Yetim (SPD) im Landtag vertreten. Und realistisch betrachtet hatten in der Vergangenheit Nicht-Sozialdemokraten dort auch nur auf dem Papier eine Chance auf ein Direktmandat. Dass die Situation jetzt eine andere ist, hat die Kommunalwahl gezeigt.  Dass der 2020 unterlegene Bürgermeisterkandidat Yetim im Mai 2022 erneut zur Landtagswahl antritt, ist noch nicht bestätigt. Die CDU jedenfalls hat aus der Kommunalwahl viel Rückenwind und Motivation mitgenommen, was der Partei nun ein Problem beschert: die Qual der Wahl zwischen zwei Kandidaten mit ganz unterschiedlichen persönlichen und politischen Profilen.