Rommerskirchen Bauerntochter streitet mit Bauern

Rommerskirchen · Einen munteren Dialog führten jetzt in der Sinstedener Alten Schule die SPD-Landtagsabgeordnete Annette Watermann-Krass und Vertreter der Landwirtschaft. An Meinungsverschiedenheiten mangelte es nicht.

Wird über die Landwirtschaft diskutiert, ist ein weites Feld zu beackern. Keine Scheu hiervor zeigten die SPD-Landtagsabgeordnete Annette Watermann-Krass und Vertreter der Kreis- wie der Ortsbauernschaft: Von den neuesten Entwicklungen auf EU-Ebene bis hin zu den örtlichen Wirtschaftswegen reichte die Palette bei einer mehrstündigen Diskussion in der Alten Schule. Auch wenn es an Meinungsverschiedenheiten keinen Mangel gab — die sich als "Bauerntochter aus dem Münsterland" präsentierende SPD-Agrarexpertin und die hiesigen Landwirte mieden bei dem vom SPD-Fraktionsvorsitzenden Martin Mertens moderierten Dialog rhetorische Scharmützel und fanden leicht in ein angeregtes Fachgespräch.

Was Politik und Bauern gleichermaßen bewegt, ist der zunehmende Flächenverbrauch. Der liegt aktuell landesweit bei 15 Hektar freier Fläche, die täglich der Besiedlung oder Infrastrukturmaßnahmen zum Opfer fallen. Bis 2020 soll der Flächenverbrauch auf fünf Prozent gesenkt werden, langfristig gar auf null Prozent, wie Watermann-Krass sagte. Für die von 2014 bis 2020 währende Förderperiode der Europäischen Union gilt der Politikerin zufolge die Devise "Öffentliche Gelder nur für öffentliche Leistungen." Agrarausgaben machten derzeit 42 Prozent des EU-Gesamthaushalts aus, wobei Watermann-Krass damit rechnet, dass es künftig für die Landwirte "deutlich weniger Geld" aus Brüssel geben wird. "Wir werden darum kämpfen, dass der Gesamtbetrag erhalten bleibt", so die SPD-Politikerin. Kreislandwirt Wolfgang Wappenschmidt pflichtete ihr bei. "Wir erbringen eine öffentliche Leistung", markierte er den Standpunkt der Landwirtschaft. Ungeachtet der guten Einnahmen, die infolge der Ernte von 2012 erzielt werden konnten, sei es nach wie vor so, dass die Bauern "die Hälfte des Gewinns durch die Flächenprämien machen", betonte Wappenschmidt. Das EU-Parlament beschäftigt sich im März erstmals mit der Neuausrichtung der Agrarpolitik, ohne dann eine abschließende Entscheidung zu treffen. "Die bäuerliche Sicht wird dort keine Mehrheit finden", glaubt Watermann-Krass.

Den stellvertretenden Ortslandwirt Hubertus Velder störte, dass landwirtschaftliche Diskussionen oft ohne fachlichen Hintergrund geführt würden. Würden nur ein Prozent Blühstreifen angelegt, könne dies mehr für die Erhaltung der Artenvielfalt leisten, als lediglich quantitative Vorgaben. Ließ bereits Watermann-Krass erkennen, dass ihre Positionen keineswegs stets deckungsgleich mit denen des grünen Regierungspartners sind, wurde Hubertus Velder noch grundsätzlicher: "Wir leben in einer Kulturlandschaft und nicht in einer Naturlandschaft. Wenn wir eine Naturlandschaft wollen, wären wir die ersten, die verschwinden" — womit er keineswegs bloß die Landwirtschaft, sondern die Menschen meinte.

Aus ihren Bedenken gegenüber Biogasanlagen machte die SPD-Landespolitikerin ebenso wenig ein Hehl wie die UWG-Fraktionsvorsitzende Ulrike Sprenger. Diskussionsfreudig wie dioe UWG ist, dürfte auch der Disput um die Verschmutzung und Zerstörung von Wirtschaftswegen weitergehen.

(NGZ/ac)
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