Wege aus der Corona-Einsamkeit Kirchen-Team im Telefon-Marathon

Rheinberg · Pastor Udo Otten und seine Mitarbeiter rufen in diesen stillen Tagen rund 700 ältere Gemeindeglieder an. Sie möchten wissen, ob alles okay ist und ob sie helfen können.

 Pfarrer Udo Otten hält in seinem Arbeitszimmer eine Video-Konferenz mit seinen Gemeindegliedern.

Pfarrer Udo Otten hält in seinem Arbeitszimmer eine Video-Konferenz mit seinen Gemeindegliedern.

Foto: Fischer, Armin (arfi )/Fischer, Armin ( arfi )

Pastor Udo Otten von der Evangelischen Kirchengemeinde Rheinberg ist ganz ehrlich: Die neuen Kommunikationsformen, zu denen die Corona-Krise ihn und seine Kollegen zwingt, gefallen ihm. Gottesdienste per Video durchs Internet zu halten, die frohe Botschaft schon ein paar Tage vor Ostern zu produzieren, das sei sehr inspirierend. Grundsätzlich mache es trotz der Krise Spaß, mal die eingefahrenen Pfade zu verlassen und sich Neues auszudenken.

Dabei haben Otten und seine Leute die älteren Menschen fest im Blick. In der Rheinberger Kirchengemeinde gibt es rund 600 Menschen, die 70 Jahre oder älter sind. Von den etwa 200, die in irgendeiner Weise in der Gemeinde mitarbeiten – sei es als Gemeindebriefausträger oder als Chorsänger – sind rund 100 60 Jahre oder älter. „Alle diese Menschen wollen wir jetzt, wo das öffentliche Leben weitgehend stillsteht, wo Geschäfte und Gaststätten geschlossen haben, mindestens zweimal anrufen“, erzählt Otten. „Wir wollen wissen, ob wir irgendetwas für sie tun können.“ Seit ein paar Tagen setzen der Pfarrer und seine fünf Komplizen den Plan in die Tat um und haben bisher überwiegend erfreuliche Rückkopplungen bekommen. „Ein älterer Mann hat sofort aufgelegt, als ich ihn anrief“, sagt Otten und lacht. „Kurz danach hat er unsere Gemeindesekretärin im Büro angerufen und sich erkundigt, ob alles mit rechten Dingen zugeht und ob das wirklich der Pastor gewesen sei. Ist doch prima, wenn die Leute vorsichtig sind und nachfragen.“ Zusammen mit Gemeindesekretärin Heidi Bodden, Küsterin Andrea Speer-Riesche, Kirchenmusiker Michael Wulf-Schnieders, Quartiersmanagerin Anke Sczesny und Vikarin Hanna Heinen ruft Pastor Otten die Senioren von zu Hause aus an. Jeder für sich, jeder nach bestimmten Kriterien. „Hanna Heinen hat bei A angefangen, ich bei Z, und irgendwo in der Mitte treffen wir uns dann.“ Michael Wulf-Schnieders hat die Liste mit den Namen derer, die der Musik näherstehen. Die Anrufer sind allesamt hauptamtlich Tätige, weil sich das sonst nicht mit dem Datenschutz vereinbaren ließe.

Otten: „Von vielen hören wir, dass sie die Aktion klasse finden, auch wenn sie keine Unterstützung benötigen. Dann sagen sie: Wir leben zu zweit und helfen uns gegenseitig, danke, aber wir brauchen keine Hilfe.“ Aber oft kommt man doch mit den Senioren ins Gespräch und kann die Zwischentöne heraushören. „Und genau auf diese Zwischentöne kommt es uns ja an“, so der Pfarrer. „Man hört schon heraus, ob es Kinder oder Enkel gibt, die Einkäufe erledigen, oder ob den Leuten die Decke auf den Kopf fällt.“

Den Gemeindesenioren, von denen keine Telefonnummern zu ermitteln waren, wurden Kärtchen in die Briefkästen gesteckt mit dem Angebot, sich mal bei einem der Akteure zu melden. Otten: „Das haben einige auch getan.“

Kontakt: Telefon 02843 2204 oder E-Mail info@kirche-rheinberg.de

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