Ausstellung im Stadthaus Kunst, die in die Tiefe fällt

Rheinberg · Gudrun Kleffe aus Moers hat das Stadthaus in Rheinberg mit stofflichen Installationen zu einem großen „Bild-Raum“ gestaltet.

 Ausstellung  im Stadthaus: Gudrun Kleffe setzt ihre Kunst stofflich um und lässt sie raumgreifend als Fäden von der Decke fallen.

Ausstellung  im Stadthaus: Gudrun Kleffe setzt ihre Kunst stofflich um und lässt sie raumgreifend als Fäden von der Decke fallen.

Foto: Fischer, Armin (arfi)

Noch bis Samstag, 18. Mai, präsentiert Gudrun Kleffe 26 Kunstwerke im Rheinberger Stadthaus. Dass ihre Kunst für die nächste Zeit das Foyer stark prägt, ist schnell erkennbar. Für die Ausstellung „Bild-Raum“ hat die Moerser Künstlerin eine Installation kreiert, die von der dritten Etage bis ins Erdgeschoss hängt. Das neun mal sechs Meter große Kunstwerk besteht aus Stoffen und MDF-Platten. In die Platten hat sie zahlreiche Löcher gebohrt, die Platten selber teilweise halbrund gesägt zu abstrakten Formen. An die zirka 140 mal 140 Zentimeter großen Platten hat Kleffe meterlange, in Streifen geschnittene Stoffe befestigt, die sich wie Tentakeln nach unten aushängen.

Mehrere Bahnen dieser kunstvollen Art hat sie in gleichmäßigen Abständen ins Treppenhaus gehängt. Auch wenn die Installation wie surreal anmutende Meeresbewohner wirken, hat die Künstlerin ganz anderes im Sinn. Mit ihrer Textilkunst drückt die Moerserin unter anderem ein sogenanntes „so sein“ sowie ein „da sein“ aus. „Die Bilder zeigen Menschen in einem Raum“, erklärt sie. Damit meint Kleffe einen „imaginären Raum“. Einen Raum, den das Bewusstsein und das „Ich“ eines Menschen ausfüllt.

In solch einem Raum stecke aber noch viel mehr. Sowohl das vielschichtige Denken eines Menschen sowie seine zahlreichen Eigenschaften. Das spiegelt die Serie „so sein“ wider. Die Serie „da sein“ thematisiert das Verhältnis von Menschen zueinander. So zeigt Kleffe auf einem rund drei mal zwei Meter großen Stofftuch das Verhältnis zwischen zwei Menschen. Sie näht, strickt und malt ihre Kunst. Sie verbindet Fäden, verschlingt sie ineinander, um die Komplexität zu zeigen, die den Menschen ausmacht. Zwei genähte Kreise auf der großen Leinwand deuten Menschen an, dazwischen hat sie einen verschlungenen Pfad eingenäht, der zwei Seelen verbindet.

Ihre Textilkunst fängt schon bei der Wahl der Leinwand an. Kleffe nimmt keine herkömmlichen Leinwände, sondern verschiedene Stoffe, die Acryl- oder Ölfarben jeweils anders aufnehmen. Mehrere Male trägt sie Acryllösungen auf, sodass mehrere Schichten übereinanderliegen. Auch die Kombination aus unterschiedlichen Materialien, die oft gegeneinander arbeiten, mag die Künstlerin: „Acryl auf Ölkreide ist immer eine schöne Herausforderung, die Spaß macht.“ Die Ölkreide nehme die wässrige Acryllösung nicht so gut auf, die Farbe verlaufe und diffundiere stattdessen. Dadurch entstünden tolle Effekte.

Kleffe kombiniert zahlreiche Techniken, Farben und Stoffe miteinander, um die Vielschichtigkeit eines Menschen in seinen Beziehungen auszudrücken. Auch die Farben in ihren Bildern tragen zu ihrer eigenen Handschrift bei. So kombiniert sie beispielsweise Blau mit einem kräftigen Orange. Oder ein Orange mit einem Grau. Diese vielen verschiedenen Mittel sowie die Aussagekraft ihrer abstrakten Werke sorgen für mehr als nur einen kurzen „Wow“-Effekt. Ihre Kunst geht in die Tiefe, ergründet philosophisch das „Dasein“. „Ich habe viele philosophische Werke gelesen, die mich inspiriert haben.“ Wie der Betrachter ihre Kunst interpretiert, überlässt sie jedem selbst. „Ich gebe gerne Denkanstöße, aber jeder hat einen anderen Hintergrund“, sagt sie. Das ist auch gut so, wie ihre Kunst unschwer erkennen lässt.

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