Spielmannsmusik Anfangs ohne Ahnung von Tuten und Blasen

Menzelen · Der Spielmannszug Menzelenerheide feiert 70-jähriges Bestehen und lädt für Mittwoch, 1. Mai, 14 Uhr, auf den Feuerwehrplatz in Menzelen ein.

 Der Spielmannszug Menzelenerheide feiert 70-jähriges Bestehen. Er gibt bei vielen Gelegenheiten den guten Ton an.

Der Spielmannszug Menzelenerheide feiert 70-jähriges Bestehen. Er gibt bei vielen Gelegenheiten den guten Ton an.

Foto: Corps

Es war ein herrlicher Sonntagmorgen im Sommer 1949: Sechs junge Männer – Franz Baumgärtner, Rudi Cleve, Paul Gubela, Jupp Morsch, Gerd Schmitz und Hans Tooten – sitzen bei ,,Mamm Gubela“ vor der Haustür. Ein paar haben Flöten dabei. Sie wollen beim neu gegründeten Trommlerkorps der KAB Alpen mitmachen. Plötzlich sind sich alle einig: Ein Tambourkorps in der Menzelenerheide, das wäre doch ’ne tolle Sache. Die spontane Idee wurde Wirklichkeit.

Es war zwar ein langer, schwerer Weg bis zum Spielmannszug Menzelenerheide von heute. Aber der Idealismus und die Begeisterung der Gründerjahre waren grenzenlos. Diese Begeisterung war das Fundament für das, was aufgebaut wurde. Alle jungen Leute in Menzelen-West wurden angesprochen und aufgerufen mitzumachen. Man traf sich zur ersten Besprechung in der Bahnhofsgaststätte Morsch, damals einziges Lokal am Ort, das dann lange Heimat und Zuhause des Spielmannszuges werden sollte.

Mehr als 30 Leute waren gekommen. Alle hatten ,,von Tuten und Blasen keine Ahnung“. Instrumente waren nicht vorhanden, und Geld war bei den jungen Leuten vier Jahre nach Kriegsende knapp. Optimismus und Mut waren das Anfangskapital. Hinzu kam ein wichtiger, ja entscheidender Umstand, nämlich die Bereitschaft zur Mitarbeit eines alten, sehr erfahrenen Spielmannes: Karl Karmann. Ihm hat der Spielmannszug viel zu verdanken. Und dann waren da noch Theo Kreuels, Willi Struberg und der 1967 mit 58 Jahren früh verstorbene Albert Klümpen. Das waren die Leute der ersten Stunde, die alles auf einen guten Weg gebracht haben. Zunächst in einem alten Luftschutzbunker bei Gerhard Tooten, später in einer Werkstatt der Familie Fischer an der Schulstraße. Hier wurde zweimal wöchentlich geprobt. Karl Karmann widmete sich den Trommlern. Getrommelt wurde zunächst auf einem Brett. Die Ausbildung der Flötisten übernahm der Tambourmajor von Birten, Theo Hartjes, später „Boß“ Rudi Cleve und Kamerad Willi Schmithüsen.

 Die erste Uniform war blütenweiß. Premiere feierten die stolzen Spielleute beim Festumzug in Drüpt.

Die erste Uniform war blütenweiß. Premiere feierten die stolzen Spielleute beim Festumzug in Drüpt.

Foto: Corps

Von den pünktlich gezahlten Monatsbeiträgen und einigen kleineren Spenden konnten bald erste Instrumente angeschafft werden. Es ging aufwärts. Auf der Versammlung des Schützenvereins im Frühjahr 1950 wurden die ersten beiden Märsche vorgetragen. Am 25. Juni 1950 war es dann so weit. An der Spitze des Festzuges in Drüpt marschierte in einheitlich weißen Uniformen das Tambourkorps Menzelenerheide, 24 Mann, jeder „stolz wie Oskar“.

Es war eine herrliche Zeit. Alle, die von Anfang an dabei waren, werden es bestätigen. Als erster Corpsführer stand Rudi Cleve (1949-1979) seinen Mann. Bis 1981 übernahm dann Willi Schmithüsen das Amt, bis 2001. Ihm folgte an der Spitze Helmut Kiwitt, der dann den Marsch-Stab an seinen Sohn Thomas Kiwitt weiterreichte, der die familiäre Tradition noch immer aufrecht erhält.

Der Spielmannszug hatte viele unvergessene Auftritte – wie den in Holland beim Koninklijk Stedelijk Muziekcorps ,,Concordia“ aus Culemborg, und den mit der Ehrengarde Blau-Weiß Duisburg so wie dem Spiel im Schol- und Veedelzoch am Tulpensonntag in Köln. Darüber hinaus ist der Spielmannszug stets gern gesehener und gern gehörter Gast bei zahlreichen Schützenfesten in der Region. 30 Spielleute sind zur Zeit aktiv. Das Werben um Verstärkung lässt nicht nach. Im Jubiläumsjahr hat sich der Verein viel vorgenommen. Er sucht dringend weitere Unterstützung.

Vor den Feierlichkeiten zum runden Geburtstag findet am Mai-Feiertag das traditionelle Mai-Konzert ab 11 Uhr mit dem Musikverein, dem Tambourcorps Ost und den Jagdhornbläsern statt. Es gibt Leckeres vom Grill, Kaffee und Kuchen und für Kinder eine Hüpfburg. Von 14 Uhr an werden zum Jubiläum befreundete Tamboucorps und Musikvereine aufspielen, die den Tag mit einem gemeinsamen Spiel beenden.

(RP)
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