Kommentar zu Protestaktion an Alltagsmenschen Debatte ein Gewinn, kein Schaden

Meinung · Die „Alltagsmenschen“ in Rheinberg lassen nicht gleichgültig. Es spricht für sie, Aktivisten provoziert zu haben, die den Alltagsmensch weiter fassen möchten, ohne Schaden anzurichten.

 Aktivisten hängten den Alltagsmenschen Schilder mit Schriftzügen wie „obdachlose Menschen zählen“ um.

Aktivisten hängten den Alltagsmenschen Schilder mit Schriftzügen wie „obdachlose Menschen zählen“ um.

Foto: Fischer, Armin (arfi )/Fischer, Armin ( arfi )

Alltagsmenschen“ sind, das sagt der Begriff, in der Regel nicht sonderlich aufregend. Normal halt. Doch die, die in der Stadt Rheinberg ausgestellt sind, bewegen die Menschen. Von Anfang an. Sie haben Anziehungskraft. Viele Besucher kommen in die Stadt, um sich an den witzigen Figuren der Künstlerin Christel Lechner zu erfreuen. Aber nicht nur das. Es gibt Zeitgenossen, die fühlen sich durch die dargestellten Durchschnittstypen extrem herausgefordert. Über die Zerstörer wollen wir an dieser Stelle nicht reden. Kaputt hauen geht gar nicht.

Bei der Aktion der Gruppe „Alletagewiderstand“ aber lohnt es schon, ein wenig zu verharren. Darauf aufmerksam zu machen, dass auch zum Alltag in der Provinz Vielfalt gehört und auch all diejenigen dazu zählen, die im besten Sinne nicht mittelmäßig sind, ist ein legitimes Anliegen. Wenn die Ausstellung provoziert hat, sich in dieser Weise zu äußern, ist das doch nur gut, auch wenn die Künstlerin Wert auf die Feststellung legt, dass ihre Kunst keine politische Botschaft verfolgt.

Kunst kann aber nie nicht politisch sein. Schon gar nicht, wenn sie sich im öffentlichen Raum aufstellt. Wenn sich Menschen daran reiben, ohne sie zu zerstören, ist doch eine Menge erreicht. Nur zu schmunzeln über die putzigen Figuren, in denen viele sich selbst oder ihre Zeitgenossen wiederfinden, wäre arg harmlos.

Leuten mit der Keule „Sachbeschädigung“ zu drohen, die den Figuren ein paar bürokratisch in Klarsichtfolie verpackte Zettel mit Protestnoten umgehängt haben, schießt übers Ziel hinaus. Was wird hier beschädigt? Die Pamphlete sind mühelos zu entfernen. Man mag dem Förderverein Stadtmarketing ein wenig mehr Gelassenheit empfehlen. Die Zerstörer haben offenbar dünnhäutig gemacht.

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