Nach Protest in Rheinberg Stadtmarketing droht Aktivisten mit Anzeige

Rheinberg · In Rheinberg haben Aktivisten Schilder an die „Alltagsmenschen“ gehängt und damit gegen die Ausgrenzung von Schwarzen, Homosexuellen oder Menschen mit Behinderung protestiert. Der Förderverein des Stadtmarketings kritisiert die Aktion als Sachbeschädigung an der Kunstausstellung.

 Unbekannte hatten am Wochenende Din-A4-Zettel an die Betonfiguren gehängt.

Unbekannte hatten am Wochenende Din-A4-Zettel an die Betonfiguren gehängt.

Foto: Fischer, Armin (arfi )/Fischer, Armin ( arfi )

Der Protest an den „Alltagsmenschen“ in Rheinberg bleibt zunächst folgenlos. Sollte die Aktion aber wiederholt werden, will der Förderverein des Stadtmarketings Anzeige gegen die Aktivisten erstatten. Das sagte der Vorsitzende Norbert Nienhaus am Montag auf Nachfrage unserer Redaktion. Die Betonfiguren seien zwar nicht beschädigt worden. Dennoch sehe der Förderverein in dem Protest eine Sachbeschädigung, weil die Kunstausstellung verändert und als Plattform für eine eigene politische Aussage benutzt worden sei. Dafür habe es keine Zustimmung gegeben. Der Förderverein des Rheinberger Stadtmarketings ist Träger der Kunstausstellung.

Unbekannte hatten am Wochenende Schilder an die „Alltagsmenschen“ in Rheinberg gehängt. Auf den Din-A4-großen Zetteln stand zum Beispiel „Homeless Alltagsmenschen matter“ oder „Handicapped Alltagsmenschen matter“. Übersetzt bedeutet das so viel wie: Wohnungslose zählen und Menschen mit Behinderung zählen. Die Aktion war an die Protestbewegung „Black Lives Matter“ (Schwarze Leben zählen) angelehnt.

In einer Mail an unsere Redaktion bekannte sich eine Gruppe mit dem Namen „Alletagewiderstand“ zu dem Protest und kündigte weitere Aktionen an. Damit richteten sie sich weder gegen die Künstlerin Christel Lechner, noch gegen die „Alltagsmenschen“, schrieben die Aktivisten. Sie wollten aber darauf aufmerksam machen, dass die Betonfiguren nur weiße, ältere Menschen darstellten und keine Wohnungslosen, Homosexuellen, Schwarzen oder Menschen mit Behinderung zeigten. „Die ‚Alltagsmenschen’ geben nicht unseren Alltag wieder.“

Darüber lasse sich grundsätzlich diskutieren, aber dafür müsse eine andere Form gewählt werden, sagte Nienhaus dazu. Die Figuren seien Kunstwerke, sie dürften nicht verändert werden, auch nicht mit Din-A4-Zetteln. Deshalb distanziere sich der Förderverein von der Form des Protestes, die die Aktivisten gewählt hätten.

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